Fahrzeug des Monats
November 2025
Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug 20 (HLF 20)
Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Kirchlengern
Standort: Löschgruppe Kirchlengern-Mitte, Hüllerstraße 31, Kirchlengern
Funkrufname: Florian Kirchlengern 01-HLF20-01
Technische Daten
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Fahrgestell (Hersteller) |
Scania |
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Typ |
P 370 XT |
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Motor |
6-Zylinder Dieselmotor (Euro 6) |
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Hubraum |
13 l (12.740 ccm) |
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Leistung |
370 PS (272 kW) |
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Antriebsart/Radformel |
4x4 (Allradantrieb) |
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Getriebe |
Vollautomatik (Typ Allison Transmission) |
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Höchstgeschwindigkeit |
100 km/h (abgeriegelt) |
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Abmessungen |
8,20 m (L), 2,50 m (B), 3,30 m (H) |
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zul. Gesamtgewicht |
18 t |
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Ausbau/Ausrüstung |
Albert Ziegler GmbH, Giengen/Brenz - Pumpenstand (GR) mit „Klappe-Rollladen-Kombi“,
Winde - Typ Rotzler Treibmatic, weitere Beladung (auszugsweise)
Sondersignalanlage optisch akustisch |
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Besatzung |
1/7 (Gruppe ohne Melder) |
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Baujahr/Indienststellung |
9/2025 |
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amtl. Kfz-Kennzeichen |
HF-GK 2025 |
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Anschaffungskosten |
rd. 600.000 Euro |
(Infos: Tobias Bartsch, FW Kirchlengern)
Fortsetzung von der Startseite:
Der Buchstabe "P" steht für die P-Baureihe von Scania, die als vielseitig bekannt ist; die Ziffer "370" bezieht sich auf die Motorleistung, und "XT" kennzeichnet die XT-Ausstattungsvariante. Sie ist speziell für den anspruchsvollen Einsatz im Feuerwehralltag konzipiert. Kurz gesagt ist der Scania P 370 XT ein robuster Allrad-LKW (4x4), der viel Komfort und ein erstklassiges Fahrverhalten bietet. Für den Antrieb des Schweden sorgt ein 6-Zylinder-Dieselmotor, der seine Kraft aus 13 Litern Hubraum schöpft und 370 PS leistet. Die Schaltvorgänge werden durch ein Automatikgetriebe von Allison Transmission erledigt, sodass sich der Fahrer und Maschinist voll auf den Straßenverkehr konzentrieren kann.
Die Feuerwehr Kirchlengern hat ein neues HLF 20 vom Typ Scania P 370 XT (Aufbau: Ziegler) in Dienst gestellt. (Foto: Tobias Bartsch/Feuerwehr Kirchlengern)
Die Beladung ist für die Brandbekämpfung und … (Foto: Tobias Bartsch/Feuerwehr Kirchlengern)
CrewCab besticht durch Komfort und Geräumigkeit.
Die Herstellung eines Feuerwehrfahrzeugs ist auch heutzutage noch mit viel mühsamer Handarbeit verbunden. Zumeist wird der hintere Abschnitt der Gruppenkabine vom Aufbauhersteller angefertigt und an das „kleine“ Serienfahrerhaus auf einem zweiachsigen Standard-Fahrgestell „angedockt“. Mannschaftskabinen ab Werk bieten nur wenige LKW-Hersteller an. Scania mit Hauptsitz im schwedischen Södertälje zählt dazu. Die „Lösung ab Werk“ hat gleich mehrere Vorteile: Die Produktqualität beim Korrosionsschutz und der Lackierung ist einheitlich gut. Zudem spricht die bessere Kommunikationsmöglichkeit im Innenraum für die „Komplettlösung“ und der Federungs- und Belüftungskomfort kommt der gesamten Mannschaft zugute. Nicht zuletzt kann bei der Ersatzteilversorgung auf das weltweite Scania-Servicenetz zurückgegriffen werden, da alle Kabinenteile Standardkomponenten sind. Die CrewCab punktet zudem durch ihr Platzangebot. Laut Scania ist die „CP31N“ das geräumigste in einem Stück gebaute Mannschaftsfahrerhaus am Markt. So wird im Innenraum eine Stehhöhe von 1,80 Meter erreicht. Das neue HLF 20 der Löschgruppe Kirchlengern-Mitte bietet acht Einsatzkräften - also einer Gruppe ohne Melder – Platz. Der Sitzplatz für den Melder, der im Zeitalter der digitalen Funkkommunikation entbehrlich erscheint, wird anderweitig genutzt: Hier befindet sich ein sogenannter Action Tower, der mit Notfallrucksack, Türöffnungswerkzeug und Überlebensanzug bestückt ist.
Drei Pendelschläge überstanden.
Die Scania CrewCabs gehören grundsätzlich alle zur P-Baureihe. Eine Stahlstoßstange und vergitterte Frontscheinwerfer sind die Merkmale der XT-Ausführung der Feuerwehr Kirchlengern. Zusammen mit den treppenartig ausgeführten Einstiegsstufen – der untere Tritt klappt beim Türöffnen automatisch aus – sowie den beiden langen gelben Handläufen wird ein schneller und bequemer Ein- bzw. Ausstieg ermöglicht. Die Scania CrewCab erfüllt im Übrigen höchste Sicherheitsstandards. Sie ist nach ECE-R29/3 (Economic Commission for Europe) zertifiziert. Doch damit nicht genug: Scania unterzieht seine neuentwickelten LKW-Kabinen zusätzlich einem besonders strengen „Schwedentest“. Dabei werden alle drei Pendelschläge an demselben Fahrerhaus vorgenommen. Ein Pendel mit einem Gewicht von rund 1,4 Tonnen kracht mit Tempo 25 gegen die A-Säule, ein anderes mit einem Gewicht von rund 1,3 Tonnen wird gegen die Rückwand geschleudert. „Alle unsere Fahrerhäuser halten diesem Test stand“, heißt es von Scania Deutschland. Die tiefgezogenen Seitenscheiben und die schlanken A-Säulen aus hochfestem Stahl sorgen zudem für gute Sichtverhältnisse.
Solider Ziegler-Aufbau.
Ziegler, Feuerwehrausrüster aus Giengen/Brenz, hat den Aufbau für das HLF 20 gefertigt. Das Aluminium-Paneel-System (Alpas) des Unternehmens gilt als extrem verwindungssteif, flexibel und langlebig. Die Ausrüstung, sie ist sowohl für die Brandbekämpfung als auch Technische Hilfe mittleren Umfangs ausgelegt, ist in den sechs seitlichen Geräteräumen (G 1 – 6) verstaut. Der Pumpenstand (GR) verfügt über eine „Klappe-Rolllanden-Kombination“, die dem Maschinisten als Wetterschutz dient. Das HLF 20 hat 2.000 Liter Wasser im Tank. Daneben werden 120 Liter Schaummittel mitgeführt. Im Heck arbeitet eine Normaldruckpumpe vom Typ Ziegler FPN 10-2000. Für die Brandbekämpfung sind jeweils beidseitig Schnellangriff (C-Schläuche in Buchten) und Schnelleinsatzverteiler (je zehn Meter B-Schlauch in Buchten) vorhanden. Das Sonderlöschgerät „Hydrofix“ (Wasser), zwei Pulverlöscher, Fettbrandlöscher und Kohlendioxidlöscher stehen für die Bekämpfung von Klein- bzw. Entstehungsbränden bereit. Die dreiteilige Schiebleiter und vierteilige Steckleiter befinden sich auf dem Dach, das trotz Leiter-Entnahme-Hilfe begehbar bleibt. Einpersonen-Schlauchhaspel und Einpersonen-Verkehrssicherungshaspel sind am Heck untergebracht. Zum Einsatzgebiet der Löschgruppe Kirchlengern-Mitte zählt unter anderem die stark befahrene Bundesstraße 239. Das HLF ist deshalb mit zahlreichen Geräten zur Technischen Hilfe versehen, darunter hydraulischer Rettungssatz (Typ Weber), 5-Tonnen-Seilwinde (Typ Rotzler Treibmatic), Stabilisationssystem (Typ Weber Stab-Fast Alu+) und (LKW-)Rettungsplattform.
Über Scania
Scania (Södertälje/Schweden) entstand 1911 durch den Zusammenschluss zweier schwedischer Pioniere, der Maschinenfabrik mit beschränkter Haftung Scania (Maskinfabriks-aktiebolaget Scania), einem Unternehmen, das anfangs Fahrräder produzierte, und der Eisenbahn-Waggonfabrik Vabis. Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die schrittweise Umstellung der Produktion von Luxusautos auf LKW. 1968 fertigte Scania-Vabis erstmals ein Einsatzfahrzeug mit einer Doppelkabine ab Werk. Der Rüstwagen für die schwedische Feuerwehr Helsingborg (Scania-Vabis L50) besaß damit die erste, damals noch handwerklich gefertigte CrewCab. 1969 präsentierten die Schweden auf der IAA einen 14,2-Liter-V8-Dieselmotor, der mit seinen 350 PS die Fachwelt beeindruckte, denn seinerzeit konnten Langstrecken-LKW in der Regel nur 250 PS abrufen. Heute ist Scania Teil des Traton-Konzerns (Volkswagen AG). Die industrielle Fertigung der CrewCabs aus Stahl erfolgt beim Tochterunternehmen Laxå Special Vehicles etwa 160 Kilometer westlich von Stockholm.
Über die Feuerwehr Kirchlengern.
Die Feuerwehr Kirchlengern zählt insgesamt 127 Aktive (Stand 31.12.2024). Der Löschgruppen Südlengern, Kirchlengern, Mitte und Nord (Stift-Quernheim/Klosterbauerschaft) rückten im Jahr 2024 zu insgesamt 140 Einsätzen aus. Um den Nachwuchs sicherzustellen, gibt es sowohl eine Jugendfeuerwehr als auch Kinderfeuerwehr. Zuletzt war die Feuerwehr Kirchlengern Anfang November 2025 bei einem verheerenden Wohnhausbrand im Ortsteil Häver im Großeinsatz. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
… Technische Hilfe ausgelegt. (Foto: Tobias Bartsch/Feuerwehr Kirchlengern)
Die Mannschaftskabine CrewCab kommt direkt vom LKW-Hersteller aus Schweden. Sie besticht durch Komfort, Geräumigkeit und ein Höchstmaß an Sicherheit. (Foto: Tobias Bartsch/ Feuerwehr Kirchlengern)
(Foto: Wolfgang Hackländer)
Pumpenstand mit „Z-Control Bedienkonzept“. (Foto: Wolfgang Hackländer)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: