Fahrzeug des Monats Juni 2017 - TLF 15 Typ Bayern

Fahrzeug des Monats

Juni 2017

Einheitstanklöschfahrzeug 15 Typ Bayern (Einheits-TLF 15 Typ Bayern)
historisches Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Sonthofen (Kreis Oberallgäu/Bayern)

Technische Daten

Fahrgestell (Hersteller)

Mercedes-Benz

Typ

LAF 3500/36

Motor

OM 312A

Leistung

115 PS (2.500 U/min)

Antriebsart/Radformel

4x4

Höchstgeschwindigkeit

ca. 85 km/h

zul. Gesamtgewicht

9 t

Ausbau/Ausrüstung
(Konstruktion)

Carl Metz, Feuerwehrgerätefabrik, Karlsruhe
Pumpe
- FP 15/8: max. 1.500 l/min bei 8 bar
- Sauganschlüsse nach vorne und hinten
Wassertank: 2.400 l
Schnellangriffseinrichtung
Sondersignalanlage
- Blaulicht (rotierendes Doppellinsensystem)
- 2 blaue Blinklichter (nach vorne)
- Motorkugelwecker (Rasselwecker)

Besatzung

1/6 (Staffel)

Baujahr/Indienststellung

1955 (bei der FFw Sonthofen)

Anschaffungskosten

43.800 DM

Wissenswertes:
Der Zweite Weltkrieg hat viel Leid verursacht. Am Ende lagen die deutschen Städte und Industrieanlagen in Trümmern. Es fehlte an allem. Das galt auch für die Ausrüstung der Feuerwehren. An Neuanschaffungen war zunächst nicht zu denken. Manches Kriegsfahrzeug der Feuerschutzpolizei vom Typ Löschgruppenfahrzeug 15 oder 25 (LF 15 bzw. 25) wurde wieder flottgemacht und stand oft noch viele Jahre im Einsatzdienst. Die Menschen starteten nach dem verlorenen Krieg, nach Terror und Gewalt, unter schwierigsten Bedingungen in ein neues Zeitalter.

„Einheits-TLF Typ Bayern“ setzt Maßstäbe

Mitte der 1950er Jahre reifte in Bayern das Konzept für ein neues Tanklöschfahrzeug (TLF). Der Entschluss des Bayerischen Staatsministeriums vom 27. März 1954 (Aktenzeichen Nr. I A1-3750 a2) brachte das „Einheitstanklöschfahrzeug Typ Bayern“ hervor, das bereits wesentliche Merkmale der heute gebräuchlichen Einsatzfahrzeuge dieses Typs aufwies. Neu waren der kurze Radstand, Allradantrieb und die damit verbundene große Bodenfreiheit. Sie machten den Bayern-Tanker äußerst geländefähig. Zu den weiteren Vorgaben an die Aufbauhersteller gehörten die Pumpenleistung von 1.500 Litern pro Minute, der Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 2.400 Litern und die Staffelkabine für sechs Einsatzkräfte. Sauganschlüsse vorne und hinten sowie eine Schnellangriffseinrichtung auf der Beifahrerseite komplettierten das Konzept für ein modernes TLF. Außerdem hatte das Staatsministerium eine starke Motorisierung gefordert. Beim Feuerwehrgerätehersteller Carl Metz aus Karlsruhe, der heute zum Rosenbauer-Konzern gehört, verwendete man daher Mercedes-Benz Fahrgestelle mit Motoren vom Typ OM 312A mit Turbolader und 115 PS. Im Auslieferungszustand war das Fahrzeug nur mit Winkern ausgerüstet. Blinker wurden erst zwei Jahre später zur Pflicht. Auf dem Nummernschild zeigte sich die amerikanische Besatzungsmacht mit den Anfangsbuchstaben „AB“ (für amerikanische Zone Bayern). Die „hochbeinigen“ und wendigen Tanklöschfahrzeuge verkauften sich in den folgenden Jahren ausgezeichnet und erreichten große Stückzahlen. Einige Bayern-TLF kamen auch außerhalb des Freistaates zum Einsatz, so zum Beispiel im Harz, einer Gegend mit ähnlichen winterlichen Bedingungen wie in den bayerischen Alpen.

Blaues Blinklicht und Motorkugelwecker

Zur Sondersignalanlage der damaligen Zeit gehörten zwei blaue Kennlichter, die oberhalb der Frontscheibe nach vorne blinkten. Hinzu kam ein Motorkugelwecker, ein elektromechanisches Geläut der Firma Siemens und Halske, zur akustischen Warnung der übrigen Verkehrsteilnehmer bei Einsatzfahrten. In den Großstädten gab es allerdings recht bald Klagen darüber, dass der „Feuerwehr-Wecker“ dem Klingelton der Straßenbahn zum verwechseln ähnelte. Zudem entsprach das Geklingel auch nicht mehr der Straßenverkehrsordnung vom 29. März 1956, die eine „Warnvorrichtung mit einer Folge verschieden hoher Töne“ vorschrieb. Nach und nach hielt das Martinshorn Einzug, das oftmals in Kombination mit einem rotierenden Doppellinsensystem, dem Vorläufer des heutigen Blaulichtes, montiert wurde.

Historische Gruppe pflegt alte Schätze

Die Freiwillige Feuerwehr Sonthofen verfügt über ein besonders gut erhaltenes „Einheitstanklöschfahrzeug 15“. Das Fahrzeug wurde 1955 in der bayerischen Kreisstadt in Dienst gestellt. Es war nach seiner Ausmusterung noch eine Zeit bei der Werkfeuerwehr des Textilunternehmens Ergee im Einsatz und wird heute von der „Historischen Gruppe“ der Freiwilligen Feuerwehr Sonthofen liebevoll in Schuss gehalten. Die Einheit hat sich 1988 aus ehemals aktiven Feuerwehrleuten gegründet. In mühevoller Kleinarbeit und mit viel Liebe zum Detail hat die Gruppe bereits einige historische Löschgeräte aufgearbeitet. Eines der ersten restaurierten Fahrzeuge war ein 12 PS starker Traktor vom Typ Klauder aus dem Jahr 1950, der vor vielen Jahren als Zugmaschine in Diensten der Feuerwehr gestanden hatte.
Die Feuerwehr Sonthofen, gegründet 1863, besteht bereits seit mehr als 150 Jahren. Die etwa 75 Aktiven stehen unter Leitung von Kammandant Andreas Kracker und seinem Stellvertreter Markus Kracker. Die Wehr verfügt über 13 Einsatzfahrzeuge, darunter Tanklöschfahrzeug 20/40 (TLF 20/40), Löschgruppenfahrzeug 16/12 mit Druckluftschaumanlage (LF 16/12 CAFS) und Versorgungslastkraftwagen (V-LKW). Mit der Gelenk-Drehleiter 23/12 (DLK 23/12 GLT CS) von Magirus stand vor kurzem eine Schulung mit den Profis von „DREHLETER.info“ auf dem Dienstplan. Jens Meyer, der zum Team von Redaktion: kfv-herford.de gehört, war als Ausbilder mit dabei.
Sonthofen, am Nordrand der Allgäuer Alpen, zählt rund 20.000 Einwohner. Die Kreisstadt mit ländlichem Charme liegt etwa 40 Kilometer vom Bodensee und 120 Kilometer von München entfernt. Sie ist die am südlichsten gelegene Stadt Deutschlands und wurde 2005 mit dem Titel „Alpenstadt des Jahres“ gekürt. Sonthofen ist seit 1919 staatlich anerkannter Luftkurort. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-


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Die Feuerwehr Sonthofen im Oberallgäu verfügt über ein besonders gut erhaltenes
„Einheitstanklöschfahrzeug 15 Typ Bayern“ aus dem Jahr 1955. Das Fahrzeug basiert auf einem
Fahrgestellt von Mercedes-Benz mit Metz-Aufbau. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de, Jens Meyer)

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Gut zu erkennen ist die Sondersignalanlage der damaligen Zeit: Eine Kennleuchte mit rotierendem
Doppellinsensystem auf dem Dach, blaue Blinklichter oberhalb der geteilten Frontscheibe und der verchromte
Motorkugelwecker unterhalb des Suchscheinwerfers. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de, Jens Meyer)

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Das Tanklöschfahrzeug 15 wird von der „Historischen Gruppe“ der Feuerwehr Sonthofen liebevoll gepflegt.
Im Heck befindet sich eine Feuerwehrpumpe 15/8. (Foto: Redaktion: kfv-herford.de, Jens Meyer)

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"Sonthofen liegt am Nordrand der Allgäuer Alpen. Sie ist die am südlichsten

gelegene Stadt Deutschlands. (Foto: Lokilech)"



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