Neue Feuerwehrleitstelle: Im Frühjahr kommen die Bagger!

Umbau der Feuerwehrzentrale folgt in 2012, Übungswohnung noch in der Schwebe

Der Kreis Herford bekommt eine neue Feuerwehrleitstelle und eine moderne Feuerwehrzentrale.  Seit langer Zeit wird um das Projekt bereits gerungen. Doch jetzt scheint sicher: Die Bauarbeiten werden Anfang Mai beginnen. Vier Bietergemeinschaften hatten sich zuletzt um den Großauftrag am alten Standort in Hiddenhausen-Eilshausen beworben. Den Zuschlag hat letztlich der Baukonzern Oevermann (Münster) bekommen. Vor allem wegen der extrem gestiegenen Kosten auf zuletzt 6,4 Millionen Euro musste der Baubeginn immer wieder verschoben werden. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer zeigt sich zufrieden, dass der erste Spatenstich nun unmittelbar bevorstehe.  Fraglich bleibt allerdings, ob die dringend notwendige Übungswohnung für die praktische Atemschutzausbildung ebenfalls realisierbar ist. Hier sei im Kreise der Politiker noch Aufklärungsbedarf erforderlich, meint Hackländer.

Bereits vor einigen Jahren hatte man sich beim Kreisfeuerwehrverband Gedanken um eine zukunftsweisende Modernisierung der Feuerwehreinrichtungen an der Meierstraße gemacht. Und das nicht ohne Grund: Die Technik der Rettungsleitstelle - sie ist seit 1984 in Betrieb – entspricht mittlerweile nicht mehr dem Stand der Zeit. „Bereits nach sechs bis acht Jahren gilt die in diesem Bereich eingesetzte Technologie als veraltet“, sagt Wolfgang Hackländer. Letztlich muss die Leitstelle für das Zeitalter des Digitalfunks „fit gemacht werden“. Denn im Kreis Herford, so sehen es die Planungen des   Innenministeriums vor, wird das digitale Funknetz bereits in der ersten von insgesamt drei Zeitphasen hergestellt. Wann allerdings – und auch das soll nicht unerwähnt bleiben  - tatsächlich ein stabiles digitales Funknetz zur Verfügung steht, ist wegen der prekären Haushaltssituation des Landes Nordrhein-Westfalen noch völlig ungewiss. Außerdem genügen die vorhandenen Räumlichkeiten und Fahrzeugstellplätze nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Feuerwehrstandort und eine effektive Ausbildungsstätte. Zur Erinnerung: An der Kreisfeuerwehrzentrale finden Jahr für Jahr rund 50 Lehrgänge und Seminare statt, an denen über 500 Ehrenamtliche teilnehmen.
 

An der Feuerwehrzentrale beginnen im Mai die Bauarbeiten
 
Beim Kreisfeuerwehrverband wurde deshalb im Jahr 2007 der Entschluss gefasst, eine Machbarkeitsstudie für die Modernisierung der Einrichtungen in Auftrag zu geben.   Ein Bünder Architekt machte sich darauf hin mit seinen Mitarbeitern an die Arbeit und erstellte für den Feuerwehrverband gleich vier Entwürfe. Noch im gleichen Jahr wurden die Studien dem Ausschuss für Bauen und Ordnung im Kreishaus vorgestellt.  Dort zeigte man sich von den Ideen des Bünder Planungsbüros angetan.  Im Februar 2008 favorisierten die Ausschussmitglieder schließlich die „Variante D“. Die sah während der ersten Bauphase einen eigenständigen Neubau der Leistelle vor.  Später sollte dann der Umbau der Feuerwehrzentrale folgen. Die Gesamtkosten des Projektes wurden von den Planern zu diesem Zeitpunkt noch auf 4,5 Millionen Euro geschätzt. Doch schon damals war bekannt, dass alleine die neue Leitstellentechnik mit dem Einsatzleitsystem, der Dokumentationsanlage und der  Vorrüstung für die digitale Funktechnik Kosten von rund 2 Millionen Euro verursachen wird. Letztlich stellte der Architekt nach Überarbeitung seiner Pläne im November 2008 fest,  das Projekt werde den Steuerzahler tatsächlich 6,44 Millionen Euro kosten. Für diese Neueinschätzung bekam der Planer aus der Elsestadt gerade aus den Reihen der Kreispolitiker heftige Kritik zu hören.  
So wurde bemängelt, dass der Fachmann zunächst mit einem fehlerhaften Kostenindex gearbeitet hätte. Dadurch, so war damals zu hören, hätten sich die Ausgaben alleine um 1,2 Millionen Euro erhöht. Doch selbst der Index für ein Bürogebäude mit hohem Standard (498 Euro pro Kubikmeter umbauter Raum) würde nicht ausreichen, um die Aufwendungen für ein neues Leitstellengebäude samt moderner  Funktechnik exakt zu bemessen. Die Medienschelte an dem scheinbaren Kalkulationsfehler ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Selbst der Bund der Steuerzahler nahm das Thema „dankbar“ in seine Verbandszeitschrift auf. Dennoch votierten Kreisausschuss und Kreistag für die Umsetzung des Projektes.  Für die Sicherheit der Bürger im Kreis Herford, da waren sich die Politiker einig, sollte gebaut werden; und zwar nach den Plänen des zuvor noch gescholtenen Architekten. Dennoch wurde im Zuge der europaweiten Ausschreibung der Bauarbeiten beschlossen, einen neuen Fachmann mit der Umsetzung des Konzeptes zu beauftragen. Im Verlaufe der folgenden Monate wurden dann die Planungsunterlagen weiter konkretisiert. Während dieser Zeit wurde das Ausschreibungsverfahren ausgesetzt. Zuletzt hatte ein ausstehendes Lärmschutzgutachten für Verzögerungen gesorgt.
 

Das Wohnhaus Königsberger Str. 12 wird abgerissen
 
Die Planungs-, Genehmigungs- und Ausschreibungsphase scheint jetzt abgeschlossen zu sein. Am 2. Mai wird in einem ersten Schritt der Abriss eines Vierfamilienhauses auf dem Gelände der Kreisfeuerwehrzentrale in Angriff genommen. Der Kreis verzichtet damit auf eine aufwendige Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1969, die rund 230.000 Euro verschlungen hätte. Stattdessen wird an der Königsberger Straße ein moderner, zweigeschossiger Funktionsbau mit Flachdach entstehen, für dessen „Vorderhaus“ die Planungen eine dunkle Außenfassade vorsehen. In dem neuen Leistellengebäude werden neben der Funkzentrale mit vier bis fünf Computerarbeitsplätzen für die Disponenten, ein Stabsraum und ein Planspielraum untergebracht.
 
Der Neubau soll im November 2011 fertig gestellt sein. Mit der Installation der Leitstellentechnik werden die Fachleute dann voraussichtlich bis Juli kommenden Jahres beschäftigt sein. Während der Bauarbeiten läuft der Betrieb in der alten Funkzentrale quasi ungestört weiter. In der gleichen Phase erfolgt der Abriss der Unterstellplätze für die vom Kreis Herford vorgehaltenen Feuerwehr-Sonderfahrzeuge. Die Garagen waren im Jahr 1967 errichtet worden und müssen nun sogenannten Durchfahrtshallen mit Satteldächern weichen. Die neuen Garagen sind dabei versetzt angeordnet.  In einem der Gebäude ist das Verbrauchsmateriallager untergebracht. Diese Halle soll aus Lärmschutzgründen gleichzeitig zum Be- und Entladen genutzt werden. Der mittlere Hallenkomplex bietet Platz für zehn Fahrzeuge. Die beiden Wechsellader können darin ohne Probleme auch mit aufgesattelten Containern abgestellt werden. Außerdem sei jeder der zehn Stellplätze im Einzelnen begründet“, so Wolfgang Hackländer. Dabei seien die Stellflächen für die in Zukunft noch vorgesehenen Container „Rüst“, „Atemschutz“ und „Logistik“ bereits mit eingeplant. An der Ostseite, dort wo sich heute die Umfahrung zum Übungsgelände befindet, wird die neue Waschhalle entstehen.
 

Das neue Leistellengebäude ist ein moderner Zweckbau (Nord-Ost-Ansicht).
Entwurf: Planungs-Team Müller, Burgstr. 11, 32257 Bünde

 
Der weitere Umbau der Kreisfeuerwehrzentrale ist ab Anfang 2012 geplant. Sobald die Leitstelle umgezogen ist, wird dann der dringend benötigte dritte Schulungsraum eingerichtet. Außerdem sehen die Planungen eine Erweiterung der Atemschutzwerkstatt vor. Hier wird es einen sogenannten Schwarz-Weiß-Bereich geben. D.h. die Zonen für die verunreinigte (kontaminierte) Ausrüstung und das gesäuberte (desinfizierte) Material sind räumlich getrennt. Ferner wird die Funkwerkstatt um das Büro des Dienststellenleiters erweitert. Der hat sein Domizil künftig im neuen Leitstellengebäude.
Wünschenswert wäre, wenn im gleichen Zuge eine Atemschutzübungswohnung realisiert werden könnte, sagt Wolfgang Hackländer. „Eine solche Anlage wird von allen Feuerwehren im Kreis Herford für sinnvoll erachtet!“ Die Atemschutzausbildung der ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte findet ebenfalls zentral an der Meierstraße statt. Hier werden die Einsätzkräfte im Umgang mit den Pressluftatmern und Gesichtsmasken geschult. Schwachpunkt sei dabei die praktische Ausbildung, so Hackländer.  Im Einsatzfall stehen die Wehrleute unter besonders großen psychischen und physischen Belastungen, gerade wenn es um die Rettung von Menschen aus einer völlig verqualmten Wohnung geht. In solchen Extremfällen wird von den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten erwartet, dass sie gute Nerven zeigen und überlegt handeln. Das könne allerdings nur funktionieren, wenn die Aktiven auf solche Situationen gut vorbereitet seien, sagt Hackländer. „Ein praxisnahes Rettungsszenario kann in der vorhandenen Atemschutzstrecke allerdings nicht geübt werden!“ Hier bestehe dringend Handlungsbedarf, mahnt der Kreisbrandmeister; denn die Fahrten zum Brandübungshaus nach Lemgo, wo unter realistischen Bedingungen geübt werden könne, seien auf Dauer nicht zumutbar.  „Auch andere Kreise werden in Zukunft noch in Verzug kommen, brauchbare  Trainingsmöglichkeiten zu schaffen!“
 

Die Garagen aus dem Jahr 1967 werden durch einen neuen Hallenkomplex ersetzt.
 
Die rund 100 Quadratmeter große Atemschutzübungswohnung könnte im Obergeschoss der Kreisfeuerwehrzentrale entstehen. Dazu müsste das Dach allerdings aufgestockt werden, um eine Deckenhöhe von 2,50 Meter zu erreichen. Die Übungskulisse könnte dann realistisch eingenebelt und aufgeheizt werden. Über den Leitstand der Anlage bestände zudem die Möglichkeit, verschiedene Einsatzsituationen, wie das „Abblasen einer Gasflasche“, einzuspielen. Zudem wären eine Schnellentrauchung und Infrarotüberwachung aus Gründen des Unfallschutzes erforderlich. Das alles hat natürlich seinen Preis. So müssten zusätzlich rund 350.000 Euro investiert werden. Ob sich Politik und Verwaltung von der Notwendigkeit der Maßnahme überzeugen lassen, bleibt fraglich. „Ich werde mich jedenfalls weiterhin dafür einsetzen“, meint Wolfgang Hackländer.

Von Jens Vogelsang (Text u. Fotos)
Animationen:  Planungs-Team Müller, Bünde


Die künftigen Hallen mit dem Verbrauchsmateriallager (links), Stellplätzen (Mitte)
u. der Waschhalle (rechts)

Entwurf: Planungs-Team Müller, Burgstr. 11, 32257 Bünde

 
 

Das Obergeschoss der Feuerwehrzentrale müsste für die geforderte Übungswohnung aufgestockt werden.