Kohlenmonoxid ist ein tückisches Gas. Es ist brennbar, explosiv, vor allem aber hoch giftig. Schon wenige Atemzüge davon können zu Vergiftungserscheinungen und sogar zum Tod führen. Der Stoff entsteht bei einem unvollständigen Verbrennungsvorgang. Schlecht gewartete Gasheizthermen und Schornsteinanlagen, aber auch der unsachgemäße Gebrauch von Gasheizstrahlern und Holzkohlegrills können hierfür die Ursache sein. Der Verband der Feuerwehren NRW (VdF NRW) hat jetzt Merkblätter zur Gefährdung durch Kohlenmonoxid herausgegeben, die sich an die Bevölkerung und die „Berater“ der Feuerwehr richten.
Die Zahl ist erschreckend: Das Statistische Bundesamt hat für das Jahr 2010 481 Todesfälle gezählt, die durch eine Kohlenmonoxidvergiftung herbeigeführt worden sein sollen. Vor allem während der Heizperiode im Winter nehmen solche Einsätze zu. Die Fachleute vom VdF NRW warnen ihre Feuerwehrleute im Lande: Hinter Alarmstichworten, wie „Notarzteinsatz: Unklare Bewusstlosigkeit“ oder „Einsatz für die Feuerwehr: „Person hinter verschlossener Tür“, könnten sich auch Einsätze verbergen, bei denen die Wehrleute durch Kohlenmonoxid gefährdet seien. Das Gas ist farb-, geruchs- und geschmacklos und gerade deshalb für den Menschen so gefährlich. Es bindet sich im Blut an die roten Blutkörperchen und verdrängt dadurch den Sauerstoff. Eine Art innerer Sauerstoffmangel setzt binnen Sekunden ein. Dabei werden die Organe, die besonders viel Sauerstoff verbrauchen, wie z.B. das Herz oder das zentrale Nervensystem, besonders schnell in Mitleidenschaft gezogen.
Das Spektrum der Einsätze mit Kohlenmonoxidvergiftungen reicht von Unfällen durch defekte Gasheizthermen, Fahrlässigkeit durch so genanntes „Indoor“-Grillen - gemeint ist der Betrieb von Holzkohlegrills auf Balkonen oder gar in geschlossenen Räumen – bis zum Selbstmord durch Autoabgase; denn Verbrennungsmotoren setzen das Gas genauso frei. „Der benzingetriebene Rasenmäher oder die Kettensäge mit Zweitaktmotor sollten deshalb nie in der Garage getestet werden“, mahnt der Feuerwehrverband. Außerdem ist der Betrieb von gasbetriebenen Geräten, wie Heizpilzen und Heizstrahlern, in geschlossenen Räumen als eine weitere Hauptursache von Kohlenmonoxidvergiftungen zu sehen. Das habe eine erste Auswertung von 50 Einsatzberichten aus NRW ergeben, heißt es in dem Merkblatt.
Rüdiger Meier, Leiter der Feuerwehr Bünde, kann sich in diesem Zusammenhang noch gut an einen Einsatz erinnern, der sich vor einiger Zeit in Holsen ereignete. Damals war die Feuerwehr in einer kühlen Novembernacht zu einer Verpuffung in einer Garage gerufen worden, in der noch kurz zuvor eine „Beachparty“ stattgefunden hatte. „Jede Menge Sand, Strandaccessoires, tolle Musik und „Gasstrahler-Sonne“ hatten für eine gewisse Urlaubsatmosphäre gesorgt“, so Meier. Ein defekter Gasanschlussschlauch habe dann für den brandheißen Schlusspunkt der Veranstaltung gesorgt - glücklicherweise erst nachdem die letzten Gäste gegangen waren. Gasbetriebene Heizgeräte seien normalerweise für den Einsatz im Freien konzipiert. Beim Einsatz in geschlossenen Räumen bestehe Vergiftungsgefahr, warnt der VdF.
Weiterhin wird geraten, Heizanlagen nur durch einen Fachmann zu installieren, regelmäßig zu kontrollieren und zu warten. Sofern Gasthermen in der Wohnung installiert seien, solle täglich eine Querlüftung in Form einer Stoßlüftung durchgeführt werden; denn eine solche Etagenanlage muss immer ausreichend Sauerstoff erhalten. „Beim Betrieb von Kaminöfen ist ebenso auf ausreichende Luftzufuhr und sichtbaren Rauchabzug zu achten.“ Weiterhin sei besondere Vorsicht im Badezimmer geboten: Die Brennersteuerung von Gasthermen könne durch den Gebrauch von Haarspray verkleben.
„Die ungewöhnlich vielen Unfälle in jüngster Zeit haben für eine gestiegene Nachfrage an Kohlenmonoxid-Meldern und viel Arbeit für die Schornsteinfeger gesorgt“, berichtete eine große Tageszeitung, die im Ruhrgebiet erscheint. Die Installation eines Kohlenmonoxidwarnmelders hält der VdF für eine sinnvolle Ergänzung. „Sie ist allerdings kein Ersatz für Rauchmelder!“. Solche CO-Melder werden für 30 bis 50 Euro pro Stück im Fachhandel angeboten. Wird nur ein Melder installiert, sollte dieser im Schlafbereich oder im Flur vor dem Schlafzimmer in einer Höhe von 1,50 Meter bis 1,85 Meter angebracht werden. Die Melder arbeiten in der Regel nach dem Integrationsprinzip. Dabei wird sowohl die Kohlenmonoxidkonzentration, als auch der Zeitraum über den diese Konzentration gemessen wird, berücksichtigt, bevor die Geräte Alarm auslösen.
Erste Anzeichen für eine Kohlenmonoxidvergiftung sind plötzlich auftretende Kopfschmerzen und eine Eintrübung des Bewusstseins. Im Verdachtsfall sollten der betroffene Raum sofort verlassen und Feuerwehr und Rettungsdienst zur Hilfe gerufen werden. Außerdem werden Lüftungsmaßnahmen empfohlen, sofern diese noch ohne weitere Eigengefährdung eingeleitet werden können.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Gasalarm zur nächtlichen Stunde: Die Feuerwehr Herford ist mit dem Gerätewagen-Messtechnik angerückt.
Verdacht auf Kohlenmonoxid: Einsatzkräfte der Feuerwehr haben Absperr- u. Lüftungsmaßnahmen eingeleitet.
Gas-Messgerät Orion-Plus von MSA: Mit dem Gerät lassen sich brennbare Gase,
der Sauerstoffanteil in der Luft, aber auch die Kohlendioxid- und Kohlenmonoxid- Konzentration feststellen.
Gasheizstrahler sollten nie in geschlossenen Räumen eingesetzt werden (Foto: Feuerwehr Bünde)
Kohlenmonoxidgas verbrennt mit blauer Flamme (Foto: © Didaktische.Medien)
Kohlenmonoxid-Warngerät von Dräger in einer Tiefgarage
(Foto: © Johann H. Addicks. Original uploader was -jha- at de.wikipedia)