Der Verkauf des öffentlich-rechtlichen Versicherers Provinzial Nordwest (Münster) scheint zumindest vorläufig vom Tisch zu sein. Der Sparkassenverband Schleswig-Holstein, er hält 18 Prozent der Anteile, hat sich klar gegen das Vorhaben ausgesprochen. Eine Veräußerung wäre jedoch nur einstimmig möglich gewesen. Die Provinzial arbeitet mit den Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen eng zusammen. Viele Projekte wurden von dem Versicherer in den vergangenen Jahren bereits unterstützt. „Ein vergleichbares Engagement ist uns von einem privaten Anbieter nicht bekannt!“, schreibt der VdF NRW in einer Erklärung.
Anfang Dezember waren Pläne der Allianz bekannt geworden, die Provinzial Nordwest mit Sitz in Münster übernehmen zu wollen. Das Angebot soll bei über 2,2 Milliarden Euro gelegen haben. Doch ein Verkauf des öffentlich-rechtlichen Regionalversicherers ist nur möglich, wenn sich die Eigentümer einig sind. Zu ihnen gehören der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Westfälischen Sparkassen mit je 40 Prozent, die Sparkassen in Schleswig-Holstein mit 18 und die ostdeutschen Sparkassen mit zwei Prozent. Zwischenzeitlich hat auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Farbe bekannt. Der Hauptausschuss des Verbands habe sich ebenfalls gegen eine Übernahme durch einen privaten Wettbewerber ausgesprochen, sagte ein LWL-Sprecher. Gleichzeitig wird beim Landschaftsverband allerdings von einer "schwierigen Lage der öffentlichen Versicherer" gesprochen. Gemeinsames Ziel der Eigentümer sei daher weiterhin, die Provinzial Nordwest „zukunftssicher aufzustellen“.
Die Unsicherheit bleibt damit: Nach Presseinformationen sollen im Januar konkrete Gespräche über die nun geplante Fusion mit der Provinzial Rheinland beginnen. Sollten diese Verhandlungen scheitern, könnte es, so die Befürchtungen von Gewerkschaftsvertretern, doch noch zu einem Verkauf kommen. Insgesamt geht es um 6.000 Arbeitsplätze in Westfalen und Norddeutschland. Die Arbeitnehmervertreter haben mobil gemacht. Insgesamt rund 170.000 Unterschriften seien innerhalb von vierzehn Tagen gesammelt und noch kurz vor Weihnachten in Münster übergeben worden. Sie alle richteten sich gegen einen möglichen Verkauf. Das meldet „Verdi Münsterland“.
Die Westfälische Provinzial habe sich in den vergangenen Jahren als vertrauensvoller Partner für die Feuerwehren in NRW gezeigt, heißt es in der Stellungnahme des VdF NRW. „Die vielfältige Förderung ist insbesondere für die Freiwilligen Feuerwehren von großer Bedeutung“, sagte Verbandsvorsitzender Dr. Jan Heinisch. „Wir sind deshalb überrascht von der möglichen Verkaufsabsicht der Eigentümer!“ Der Verband verweist auf zahlreiche gemeinsame Projekte im Bereich der Brandschutzerziehung und –aufklärung. Daneben hätte die Ausrüstung der Wehren dank der Unterstützung des Versicherers ergänzt werden können. So seien in den letzten Jahren alle Feuerwehren in Westfalen mit Hohlstrahlrohren ausgerüstet worden. Viele Einheiten hätten zudem aus den Mitteln der Westfälischen Provinzial Wärmebildkameras und mobile Rauchverschlüsse erhalten. Weiterhin seien so genannte Info-Mobile an die Wehren übergeben worden, die jetzt auf Schul- und Stadtfesten oder bei Aktionstagen zur Brandschutzaufklärung genutzt werden könnten. Als weitere Projekte, die ohne Unterstützung des Versicherers nicht umsetzbar gewesen wären, nannte der Verband gemeinsam durchgeführte Rauchmelderkampagnen und die Bereitstellung eines hochwertigen Unwetterfrühwarnsystems. Rund 4,5 Millionen Euro habe sich die Gesellschaft dieses Engagement in den vergangenen Jahren kosten lassen. Solche Investitionen in die Sicherheit der Menschen in Westfalen seien bisher ein Alleinstellungsmerkmal der Provinzial.
Der VdF NRW, er vertritt mehr als 130.000 Feuerwehrmitglieder landesweit, forderte die Eigentümer deshalb auf, „ein klares Bekenntnis zur Provinzial als regional verankertem Versicherer abzugeben“.
Foto (1): J. Vogelsang
(Quellen: Pressemitteilung des VdF NRW vom 7.12.2012 (ots),
Landtag Schleswig Holstein: „Plenum-online“ vom 12.12.2012, Verdi-Münsterland: Mitteilung vom 14.12.2012)
Die Provinzial Nordwest ist in die Schlagzeilen geraten: Zuerst sorgten Verkaufsabsichten für Unruhe,
nun soll über eine Fusion verhandelt werden.
Rauchdemohaus: Schulkinder sind im Gerätehaus zu Gast. Während einer Schulung
demonstrieren Feuerwehrleute, wie sich der giftige Rauch in einem Gebäude ausbreitet.
Die „Puppenstuben“ (Rauchdemohäuser) wurden von der Westfälischen Provinzial gesponsert.
(Foto: © VdF NRW)
Als weiteres gemeinsames Projekt von Versicherung u. Feuerwehr gilt die Beschaffung
von mobilen Rauchverschlüssen. Sie kommen im Brandfall zum Einsatz, um die Fluchtwege rauchfrei zu halten.
(Foto: © VdF NRW)