Drei Verletzte nach kuriosem Unfall in Hiddenhausen

VW-Kombi landet auf historischem Cabriolet

Hiddenhausen-Eilshausen. Bei einem schweren Verkehrsunfall wurden am Samstagnachmittag (30.08.2014) auf der Bünder Straße in Eilshausen drei Menschen zum Teil schwer verletzt. Der Unfallhergang fällt wohl unter die Kategorie kurios: Ein Kombi  schoss von hinten auf ein historisches Cabriolet und klemmte die beiden darin sitzenden Insassen unter sich ein. Das Ehepaar aus Dissen, ein 67-jähriger Mann und seine 65-jährige  Ehefrau, wurden von Einsatzkräften des Löschzugs Eilshausen aus ihrem Oldtimer befreit.

 

 

Laut Polizeibericht befuhr die Fahrerin des Kombis, es handelte sich um einen VW-Caddy, gegen 14.30 Uhr die Bünder Straße in Fahrtrichtung Herford. Zwischen den Ortsteilen Eilshausen und Lippinghausen kam die 54-jährige Frau nach rechts von ihrem Fahrstreifen ab und prallte gegen den auf dem Seitenstreifen mit geöffnetem Verdeck geparkten Oldtimer, in dem das Rentnerpaar aus Niedersachsen saß.  


Der Löschzug Eilshausen wurde um 14.34 Uhr alarmiert. Bereits nach vier Minuten waren  die ersten Kräfte mit einem Löschgruppenfahrzeug 16/12 (LF 16/12) und einem Mannschaftstransporter (MTF) vor Ort.  Durch die Wucht der Kollision hätte sich der Caddy auf das Morgan-Cabriolet geschoben, berichtete Einsatzleiter Bernd Gante über die Situation vor Ort. Der Volkswagen sei dabei mit der Vorderachse und dem rechten Teil des Motorraums auf dem Heckbereich des Oldtimers zum Stehen gekommen. „Der rechte Vorderreifen des VW- Caddys“, so schilderte Gante, „hing zwischen den Insassen des Cabriolets. Der Motorraum befand sich direkt über dem 67-Jährigen, der dadurch in seinem Fahrzeug eingeschlossen war.“ Außerdem drohte der Volkswagen nach links zu kippen. Das Auto wurde deshalb von mehreren Unfallzeugen im Bereich des vorderen linken Kotflügels festgehalten. Durch das vorbildliche Handeln der Ersthelfer konnte verhindert werden, dass der Cabriolet-Fahrer noch schwerer unter dem Caddy eingeklemmt wurde. Die Fahrerin des VW hatte ihr Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen und wurde von Passanten betreut. Sie stand unter Schock. „Die beiden Insassen des Morgans waren ansprechbar und nach eigenen Angaben schmerzfrei“, sagte Gante.

 


In einem ersten Schritt stabilisierten die Wehrleute den Volkswagen mit einem speziellen Abstützsystem (Weber Stab-Fast), sodass die Ersthelfer nicht weiter zum Festhalten gebraucht wurden und die weiteren Arbeiten gefahrlos vonstattengehen konnten. Zusätzlich wurde der Kombi mit Hölzern vom Rüstwagen 2 (RW 2) der Kreisfeuerwehrzentrale und aus der Rüstholzbox des nachgeforderten Wechselladers (WLF) unterbaut. Die Besatzung des nachrückenden Löschgruppenfahrzeugs 10/6 (LF 10/6) übernahm die Absicherung der Einsatzstelle gegen Brandgefahren mittels Schnellangriff, Pulverlöscher und Schaumrohr. Außerdem wurden auslaufende Betriebsmittel mit Bindemittel abgestreut. Die Cabriolet-Insassen wurden währenddessen von zwei Notärzten und den Rettungswagenbesatzungen aus Herford und Bünde versorgt. Sie waren verletzt, aber kreislaufstabil. „Die Situation  lies eine überlegte und schonende Rettung der Patienten zu“, erläuterte Gante. Die Fahrerin des Caddys wurde derweil von Rettungsassistenten aus Löhne versorgt, die die Frau anschließend ins Krankenhaus nach Bünde abtransportierten.


Die weitere technische Rettung durch die Einsatzkräfte des Löschzugs Eilshausen schilderte Gante wie folgt: Der Caddy sei mit zwei Niederdruck-Hebekissen des RW 2 sowie einem Rettungszylinder des LF 16/12 angehoben worden. Anschließend sei die Beifahrertür des Cabriolets mit Hilfe eines hydraulischen Spreizers geöffnet worden. „Jetzt konnte die Beifahrerin vom Rettungsdienst mit einem KED-Rettungskorsett stabilisiert und aus dem Fahrzeug gehoben werden.“ Sie wurde nach der Erstversorgung unter Begleitung des Bünder Notarztes ins Klinikum nach Herford gebracht. Anschließend hätten die Einsatzkräfte die Fahrertür des Cabriolets mittels Brechstange geöffnet und das Lenkrad des Oldtimers sowie den rechten Vorderreifen des Caddys demontiert. Der dadurch geschaffene Platz erschien nach Absprache mit dem Notarzt zur schonenden Rettung des Fahrers als ausreichend groß. „Auf ein Vorziehen des Cabrios konnte deshalb verzichtet werden“, sagte Gante. Der 67-Jährige wurde vor seiner Befreiung ebenfalls mit dem KED-System stabilisiert und anschießend unter Begleitung des Herforder Notarztes in das Krankenhaus Bünde  eingeliefert.  Um 15.26 Uhr war die Menschenrettung beendet.


Anschließend wurde die Einsatzstelle zurückgebaut und die ersten Einsatzkräfte aus dem Einsatz entlassen. Das LF 16/12 und das WLF blieben noch vor Ort, um auslaufende Betriebsstoffe aufzunehmen, den Brandschutz sicherzustellen und die Polizei bei der Unfallaufnahme zu unterstützen.
Während der Rettungsaktion und die anschließende Unfallaufnahme war die Bünder Straße komplett gesperrt. Den entstandenen Schaden beziffert die Polizei auf rund 38.000 Euro. Nach ersten Ermittlungen der Beamten könnte ein „Sekundenschlaf“ der 54-Jährigen das Unglück ausgelöst haben.

                                                                                           Von Bernd Gante u. Jens Vogelsang
                                                                                           (Fotos: Feuerwehr Eilshausen)
                                                                                           Weitere Quelle: Ots-Meldung

Info: „Morgan“
Bei dem verunfallten Cabriolet handelte es sich um einen Oldtimer (mit H-Kennzeichen) der britischen Firma “Morgan”, wahrscheinlich Model “Morgan Plus 8”. Besonderheit bei diesem Auto: Viele Teile des Fahrzeugs, auch des Rahmens, sind aus Holz gefertigt. Die britische Firma ist weltweit das einzige Unternehmen, das auch heute noch Autos mit Holzrahmen produziert.
                                                                                                                                                  -Gan-