Von der Feuerwehr zur Wasserwehr

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Kirchlengern

100 JahreLGNordKirchlengern. Die Feuerwehr Kirchlengern wurde im vergangenen Jahr auf eine harte Probe gestellt. Ein heftiges Unwetter hatte allein Ende Juli für 137 Einsätze gesorgt. Die Feuerwehr sei dadurch eigentlich eine Wasserwehr gewesen, meinte Bürgermeister Rüdiger Meier während der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag (27.02.2015). Er lobte noch einmal die Arbeit der Wehrleute während der Hochwasserkatastrophe: „Da wurde übermenschliches gleistet!“ Die Zukunft des Ehrenamtes ist an der Else ebenfalls in der Diskussion. In Kirchlengern hat man gerade erst ein neues Projekt gestartet, um mehr Zuwachs zu erreichen. Und das lässt aufhorchen.

Junge Menschen für die Feuerwehr zu begeistern, sieht der Bürgermeister angesichts der bunten Vielfalt an Freizeitaktivitäten als anspruchsvolle Aufgabe. „Die Verwaltung und Politik werden die Feuerwehr hier nicht alleine lassen!“ In der Vergangenheit hatte die Wehrpflicht einen Anreiz geboten, sich in der Feuerwehr zu engagieren. Die gibt es nicht mehr. Deshalb müssen neue Ideen her, um das Sicherheitsniveau auch künftig zu garantieren. Wer aus der Jugendfeuerwehr kommt und mit Interesse bei der (Feuerwehr-)Sache bleibt, dem bezahlt die Gemeinde den Autoführerschein. Mit diesem Projekt, das bereits läuft, wolle man nun in Kirchlengern bei jungen Menschen neue Anreize schaffen, sagte Meier. Vor dem Hintergrund einer Frauenquote in den Aufsichtsräten großer Unternehmen, will der Bürgermeister außerdem den Anteil der weilblichen Feuerwehraktiven steigern. Er sah am Freitag den Zeitpunkt gekommen, noch einmal einen Appell an die Frauen zu starten: „Kommen Sie zur Feuerwehr und machen Sie mit!“ Einen besonderen Dank richtete Meier an die Arbeitgeber der Wehrleute. Beim Unternehmen Hettich gebe es sogar eine Fahrzeughalle und Umkleideräume für die Tagesalarmbereitschaft der Feuerwehr Kirchlengern. Viele Arbeitgeber hätten längst erkannt: „Arbeitnehmer, die sich ehrenamtlich engagieren, sind auch im Beruf engagiert!“
Während der Hauptversammlung, die in der Begegnungsstätte an der Lübbecker Straße stattfand, wurde allerdings deutlich: Zurzeit muss sich Wehrführer Frank Rieke noch keine Sorgen um sein Personal machen. Mit insgesamt 104 Aktiven, darunter 19 Frauen, ist die Freiwillige Feuerwehr der Elsegemeinde nach wie vor stabil aufgestellt. Das gilt ebenso für die Jugendfeuerwehr, die zurzeit 62 Mitglieder zählt. Der Feuerwehrchef freute sich am Freitagabend besonders, die Mannschaften der Löschgruppen Kirchlengern-Nord (Stift Quernheim-Klosterbauerschaft), Kirchlengern-Mitte, Kirchlengern und Südlengern, nahezu vollzählig begrüßen zu dürfen. „Ihr garantiert den optimalen Schutz der Bürger!“ Mit dem Löhner Wehrführer Ralf Krause verbindet Rieke eine jahrelange gute Zusammenarbeit, die sich unter anderem auf dem Gebiet der Grundausbildung abspielt. Krause gehörte daher zu den Ehrengästen der Versammlung. Genauso wie stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger und das Führungsduo a.D. „Dieter und Dieter“, gemeint sind Ehrenkreisbrandmeister Dieter Wilkening und Vlothos Ehrenwehrführer Dieter Rethmeier.
Die Feuerwehr Kirchlengern wurde im vergangenen Jahr zu 294 Einsätzen(!) gerufen. Mit 19 Brandalarmen blieb die Lage „an der Feuerfront“ allerdings überschaubar. Dafür sei die Wehr alleine 176 Mal zu Wasser- und Sturmschäden ausgerückt, wie Klaus Westerholz, stellvertretender Leiter der Wehr, erläuterte. Am 29. Juli war die Lage nach heftigen Starkregenfällen so dramatisch, dass sogar auswärtige Hilfe in Anspruch genommen werden musste. Einsatzschwerpunkte bildeten damals das Gewerbegebiet Im Obrock und der Nordring. (Der KFV berichtete.) Trotz allem fand das traditionelle Feuerwehrfest in Südlengern, das im gesamten Wittekindskreis bekannt ist, nur wenige Tage später planmäßig statt. Hier habe man, wie Westerholz sagte, „ohne wenn und aber durchgezogen“. 35 Lehrgangs- und Seminarplätze belegten die Feuerwehrleute aus Kirchlengern im vergangenen Jahr auf Kreisebene. Das Spektrum reichte von der Gefahrstoffausbildung (ABC-Lehrgang) bis zum Seminar Wärmebildkamera. Besonders stolz zeigte sich Westerholz über den Erfolg der Wehr beim Leistungsnachweis. Die Löschgruppe Südlengern konnte den Wettbewerb zum dritten Mal in Folge gewinnen. In punkto Beschaffungen durften sich die Feuerwehrleute aus der Elsegemeinde ebenfalls freuen. So gab es im letzten Jahr für die gesamte Einsatzabteilung neue Schnürstiefel. Außerdem wurde die Wehr mit dem Brandsimulator „Heimi“ samt passendem Geräteanhänger ausgerüstet, der im Rahmen des Vorbeugenden Brandschutzes zum Einsatz kommt. Anfang April, so verkündete der stellvertretende Feuerwehrchef, werde nun der neue Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) ausgeliefert. Er stammt von der Firma GFS Sonderfahrzeugbau aus Twist, basiert auf einem Mercedes Vito und verfügt über Allradantrieb. Während der Arbeitstagung äußerte sich die Wehrführung auch zum Umbau des Gerätehauses Nord, allerdings zurückhaltend. Klar ist, dass die bestehende Fahrzeughalle zu klein ist, um ein Löschgruppenfahrzeug 10 (LF 10) nach neuer Norm, als Ersatz für das alte LF 8, darin unterzubringen. Es habe im April 2014 bereits erste Vorgespräche mit einem Architekten gegeben, hieß es am Freitag. Feuerschutzausschuss-Vorsitzender und Feuerwehrmann a.D. Manfred Wauschkuhn versprach im weiteren Verlauf der Versammlung, dass sich die Politik weiterhin um die nötigen Rahmenbedingungen für eine optimale Arbeit der Feuerwehr kümmern werde.

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Gruppenfoto der Geehrten u. Beförderten

Gemeindejugendfeuerwehrwart Timo Bauer, der seit Anfang 2014 im Amt ist, berichtete über die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr. Highlight des vergangenen Jahres sei die Fahrt auf die Nordseeinsel Sylt gewesen. Dort hätten die 24 Jugendlichen und acht Betreuer das Strandleben genossen. Eine starke Leistung zeigte die Nachwuchswehr beim Schlauchbootturnier in Ahle, wo der erste Platz belegt werden konnte. Zum Programm der Ehrenabteilung zählte, wie Vorsitzender Friedrich-Wilhelm Tödtmann schilderte, das Frühstück im Feuerwehrmuseum Häver, die Grillfete auf Homburgs Hof in Klosterbauerschaft und die Besichtigung des Häcker-Wiehenstadions in Rödinghausen. Im November 2014 hatte die Feuerwehr Kirchlengern das Treffen der Ehrenabteilungen aus dem gesamten Kreisgebiet in der Werretalhalle Löhne ausgerichtet. Das sei eine gelungene Veranstaltung gewesen, wie Klaus Westerholz meinte.
Stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger erläuterte während der Hauptversammlung Neuigkeiten auf Verbandsebene. Er versprach weitere Veränderungen beim Leistungsnachweis und verkündete das Ende des Kreisfeuerwehrtags, nachdem die Resonanz an der Veranstaltung beim letzten Mal nur mäßig gewesen sei. Mit den neuen Abrollbehältern „Wasser“ (8.000 Liter Fassungsvermögen) und „Rüst“ werde das Einsatz-Containersystem an der Kreisfeuerwehrzentrale weiter ausgebaut. Aufgabe der Zentrale bleibe weiterhin, die Kommunen bei größeren Einsatzlagen zu unterstützen. „Das kreisweite System der ergänzenden Hilfe hat funktioniert“, sagte Kröger mit Blick auf die Hochwasserlage in Kirchlengern im Juli 2014.
Am Schluss der Hauptversammlung ehrte und beförderte Wehrführer Frank Rieke einige seiner Feuerwehrleute. Für Hans-Helmut Horstmann, dem langjährigen „Finanzchef“ der Gemeinde Kirchlengern, endete der Abend ebenfalls mit einer besonderen Auszeichnung. Er hatte sich während seiner Amtszeit als Kämmerer für die finanziellen Belange der Wehr eingesetzt. Dafür ist er jetzt Ehrenmitglied der Feuerwehr Kirchlengern und wurde vom stellvertretenden Kreisbrandmeister zudem mit der silbernen Ehrennadel des KFV ausgezeichnet.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)


Ehrungen während der Jahreshauptversammlung:

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)
Jens Broelhorst, Michael Meier, Karsten Nordsiek u. Pascal Peitzmeier

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold (35 Jahre)
Wolfgang Huchzermeyer u. Gerd Schöneberg

Ehrung des Verbandes der Feuerwehren NRW (VdF NRW)
Dieter Telthörster (50jährige Mitgliedschaft)

Beförderungen während der Jahreshauptversammlung:

Zur Feuerwehrfrau
Sarah Ottensmeier

Zum Oberfeuerwehrmann
Dennis Hunting

Zur Hauptfeuerwehrfrau
Ann-Kathrin Hölling

Zum Unterbrandmeister
Thomas Brinkjost u. Carsten Schröder

Zur Hauptbrandmeisterin
Stefanie Telthörster-Kröger

Zum Brandoberinspektor
Dirk Erdbrügger

Ernennung zum Ausbildungsbeauftragten:
Matthias Kuhle


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Juli 2014: Nach heftigen Starkregenfällen kommt es zu Überschwemmungen, die an manchen Stellen schwere Schäden anrichten.
Das Foto zeigt ein Wohnhaus an der Straße Im Obrock am Tag danach. (Foto: Jens Meyer)

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Das Fest in Südlengern fand trotz Hochwasserkatastrophe statt – und das mit großem Erfolg. Viele Bürger zeigten sich während
der Traditionsveranstaltung, das Foto zeigt den Holskenball, dankbar für die Hilfe der Feuerwehr. (Foto: FW Kirchlengern)

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100 Jahre LG Stift Quernheim-Klosterbauerschaft im August 2014: Am Festumzug beteiligen sich über 60 Fahrzeuge,
darunter historische Trecker mit geschmückten Anhängern. (Foto: FW Kirchlengern)

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Die Jahreshauptversammlung ist gut besucht. Die vier Löschgruppen der Elsegemeinde
sind in der Begegnungsstätte an der Lübbecker Straße zusammengekommen.

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Feuerwehrchef Frank Rieke führt durch das Programm.

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Stellvertreter Klaus Westerholz erläutert den Jahresbericht.

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Gehören zu den Ehrengästen: (v.l.) Der Löhner Wehrführer Ralf Krause, Ehrenwehrführer Dieter Rethmeier,
stellv. KBM Bernd Kröger u. Ehren-KBM Dieter Wilkening.

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Gemeindejugendfeuerwehrwart Timo Bauer berichtet über die Aktivitäten der Jungfeuerwehrleute.

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Feuerschutzausschuss-Vorsitzender Manfred Wauschkuhn: „Die Politik wird sich weiterhin um die nötigen Rahmenbedingungen kümmern!“

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Stellv. KBM Bernd Kröger verspricht weitere Änderungen beim Leistungsnachweis und verkündet das Ende des Kreisfeuerwehrtags.

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Kirchlengerns „Ex-Finanzchef“ Hans-Helmut Horstmann (r) ist jetzt Ehrenmitglied der Feuerwehr.
Bürgermeister Rüdiger Meier freut sich über die „Neuaufnahme“.

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Seit 25 Jahren dabei: Michael Meier (r) bekommt vom Bürgermeister persönlich das Feuerwehrehrenzeichen angesteckt.

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Frank Rieke (l) u. Klaus Westerholz haben im vergangenen Jahr harmonisch zusammengearbeitet.

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Wurden vom Land NRW bzw. dem VdF NRW ausgezeichnet: (v.l.) Dieter Telthörster (50jährige Mitgliedschaft),
Pascal Peitzmeier (25jährige Mitgliedschaft), Jens Broelhorst (25jährige Mitgliedschaft), Karsten Nordsiek (25jährige Mitgliedschaft),
Michael Meier (25jährige Mitgliedschaft) u. Wolfgang Huchzermeyer (35jährige Mitgliedschaft)