LZ Schweicheln-Bermbeck trainiert bei 3 H-Lacke den Ernstfall
Hiddenhausen. Der Name 3 H-Lacke steht seit vielen Jahren für die Herstellung von hochwertigen Oberflächen-Beschichtungen. Lösemittelbasierende Lacke, Hydro-Lacke, UV-Lacke und Beizen gehören zur Produktpalette des Unternehmens, das an der Füllenbruchstraße in Hiddenhausen seinen Sitz hat. Große Mengen an feuergefährlichen Stoffen werden dazu Tag für Tag verarbeitet bzw. veredelt. Die Anforderungen an den Brandschutz sind deshalb besonders hoch. Der Betrieb verfügt über unzählige Brandmelder, eine Kohlendioxidlöschanlage und einen Schaumwasserwerfer. Der Löschzug Schweicheln-Bermbeck probte am Dienstag (14.04.2015) bei dem Lackspezialisten den Ernstfall.
Der LZ Schweicheln-Bermbeck übt beim Oberflächen-Spezialisten 3H-Lacke den Ernstfall. (Foto: 3 H-Lacke)
Auf dem Dienstplan ist für diesen Abend lediglich „Übung am Objekt“ vermerkt. Mehr hat Löschzugführer Nicholas Jost noch nicht verraten. Um kurz nach 20 Uhr gibt er bekannt, dass die Brandmeldeanlage des Unternehmens 3 H-Lacke ausgelöst habe. Die Mannschaft macht sich daraufhin mit dem Einsatzleitwagen, Hilfeleistungslöschfahrzeug und Tanklöschfahrzeug auf den Weg nach Oetinghausen. Vor Ort ist die Sirene des Hausalarms zu hören, doch die Zufahrt zum Gelände ist verriegelt. Die beiden Gruppenführer, Dirk Flachmeier und Fabian Stadelmann, lösen das Problem. Einen Augenblick später schieben sie Tor 2 beiseite, sodass der Löschzug auf die Werkstraße einbiegen kann. Mit dem Zentralschlüssel aus dem Feuerwehrschlüsseldepot geht es zur Brandmeldezentrale, die sich in einem Gebäude in der Mitte des weitläufigen Areals befindet. Auf dem großen Übersichtsplan leuchten gleich drei rote Lämpchen auf und symbolisieren, dass in diesen Bereichen Feueralarme aufgelaufen sind. Flachmeier und Stadelmann sind weiterhin auf sich alleine gestellt, so wie es auch im Ernstfall vorkommen könnte. Die Beiden kontrollieren die Situation am Feuerwehr-Anzeigetableau. Danach ist eine 1500 Quadratmeter große Produktionshalle von dem fiktiven Feuer betroffen, die sich im gleichen Gebäudekomplex wie die Brandmeldezentrale befindet. Die Kohlendioxid-Löschanlage, so wird weiterhin angenommen, hat ausgelöst. Die Wirkungsweise ist schnell erklärt: Das giftige Gas verdrängt den Sauerstoff und sorgt dadurch für einem schnellen Löscherfolg. „Da der Stoff schlagartig austritt, entsteht Kälte“, erläutert stellvertretender Löschzugführer und Übungsleiter Torge Brüning. Die Feuchtigkeit der Raumluft kondensiere so zu einem Nebel. Nur dadurch sei das ansonsten geruchlose, geschmacklose und unsichtbare Kohlendioxid überhaupt wahrnehmbar. Stadelmann greift zum Funkgerät und warnt seine Leute. Der Bereich unmittelbar vor der Produktionshalle sei unverzüglich zu räumen, befehligt er. Das tückische CO2-Gas ist nämlich schwerer als Luft. Es könnte daher unbemerkt aus der Halle fließen und sich an einer tiefer gelegenen Stelle sammeln.
Das Tor ist geöffnet und die Erkundungsphase beginnt.
Jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Kai Vortriede und Benjamin Willmann, sie sind beim Unternehmen 3 H-Lacke für die Sicherheit zuständig, stürmen auf die Feuerwehrleute zu und berichten, dass sich „zwei Kollegen“ noch in der gefluteten Halle befänden. Nach Auslösung der Kohlendioxid-Löschanlage ertönt für 30 Sekunden ein Alarm. Gleichzeitig fallen die Türen zu und dichten den Bereich ab. Während der Vorwarnzeit müssen die Mitarbeiter sofort nach draußen laufen; denn unmittelbar danach strömt das Kohlendioxid aus den Löschdüsen. „Sind Personen zurückgeblieben, zählt deshalb jede Sekunde“, sagt Brüning. Drei Atemschutztrupps übernehmen am Dienstagabend die Menschenrettung. Sie tasten sich mit Hilfe der Wärmebildkamera systematisch durch den CO2-Nebel in der Halle. Andere Wehrleute kümmern sich währenddessen um den Aufbau einer Patientenablage und der Wasserversorgung, die aus einem Löschwasserteich und einem Überflurhydranten sichergestellt wird.
1. Anlaufpunkt: Die Brandmeldezentrale mit dem Feuerwehranzeigetableau (FAT).
Am Ende fällt das Fazit der Löschzugführung positiv aus, auch wenn nicht alles reibungslos geklappt habe. „Wir üben schließlich, um aus unseren Fehlern zu lernen“, meint Torge Brüning. Es sei immer schwierig, eine solche komplexe Situation, wie den Brand in einer Lackfabrik, realistisch zu simulieren, gibt er zu bedenken. So sei der Mannschaft wohl zunächst nicht richtig klar gewesen, dass der künstliche Qualm aus der Nebelmaschine diesmal keinen Brandrauch, sondern Kohlendioxid simulieren sollte. Außerdem komme ein Löschzug ohne weitere Verstärkung bei solch einem Szenario sehr schnell an seine Grenzen.
Das Unternehmen 3 H-Lacke wurde 1956 gegründet. Heute gehört die Firma zur Remmert-Gruppe. Am Standort in Hiddenhausen werden 200 Mitarbeiter beschäftigt. Auf dem Gelände an der Füllenbruchstraße beginnen in Kürze die Bauarbeiten für eine völlig neue, doppelstöckige Produktionsstätte, die ebenfalls mit einer CO2-Löschanlage ausgerüstet werden wird. Außerdem entsteht ein modernes Regallager. Regelmäßige Übungen auf dem 3 H-Lacke-Gelände werden für die Feuerwehr deshalb weiterhin zum Pflichtprogramm gehören, um im Fall der Fälle wirksame Hilfe leisten zu können. Im Februar 1989 hatte sich beim Lackspezialisten ein Großbrand ereignet, der einen Millionenschaden verursachte. Weitere Zwischenfälle in den folgenden Jahren verliefen überwiegend glimpflich, wohl auch, weil das Unternehmen erheblich in den vorbeugenden Brandschutz investierte.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Angriffstrupp u. …
… Sicherheitstrupp machen sich bereit.
Gruppenführer Dirk Flachmeier (Mitte) übernimmt die Einweisung.
Fabian Stadelmann (r) hat die Einsatzleiterfunktion übernommen.
Über die Laderampe rücken die Trupps zur Menschenrettung vor.
Künstlicher Nebel simuliert CO2, mit dem die Halle geflutet ist
Ein „Mitarbeiter“ wird zur Patientenablage getragen.
Mit einem Überdruckbelüftungsgerät wird für freie Sicht gesorgt und die „CO2- Konzentration“ verdünnt.
Einsatznachbesprechung: „Wir üben, um aus unseren Fehlern zu lernen!“
Mit Lacken für Holzuntergründe ist das Unternehmen 3 H-Lacke bekannt geworden.
(Foto: 3 H-Lacke)