"Grüne Wand" soll Gaffern die Sicht nehmen

NRW ist Vorreiter

pb pi081015 03Düsseldorf/Herford. Autofahrer, die sich vom Unfallgeschehen auf der Gegenfahrbahn ablenken lassen, sind nach Ansicht des NRW-Verkehrsministeriums immer mehr zum Problem geworden. Selbst vor Handyaufnahmen von den Unfallopfern und Rettungskräften schrecken die Gaffer längst nicht mehr zurück. Die Folgen des skrupellosen Treibens sind stockender Verkehr, gefährliche Bremsmanöver und Auffahrunfälle. Damit soll jetzt Schluss sein.  NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und Straßen.NRW-Hauptgeschäftsführer Winfried Pudenz präsentierten am Freitag (24.04.2015) mobile Wände, die künftig bei größeren Unglücksfällen von den Autobahnmeistereien herbeigeschafft werden und den Neugierigen die Sicht versperren sollen.

NRW ist das erste Bundesland, wo die Sichtschutzzäune flächendeckend für das Autobahnnetz zur Verfügung stehen. Die nordrhein-westfälische Straßenbauverwaltung hat dazu insgesamt zwölf Zaunsysteme beschafft.  Sie sind bei den Autobahnmeistereien in Dortmund, Herford, Isselburg, Kaarst, Leverkusen, Lüdenscheid, Münster, Ratingen, Recklinghausen, Titz, Weilerswist und Werl stationiert. Rund 470.000 Euro aus Bundesmitteln wurden dafür investiert.

Jedes Sichtschutzpaket besteht aus einem Anhänger mit 40 einzelnen Stahlrahmen, die jeweils 2,50 Meter in der Länge und 2,10 Meter in der Höhe messen. Darin ist eine grüne, blickdichte Folie verspannt. Die Elemente sollen bis Windstärke fünf standsicher sein. Mit dem Material können die Straßen.NRW-Mitarbeiter so eine bis zu 100 Meter lange, undurchsichtige Wand errichten. Mit den zwölf Anhängern werde das rund 2.200 Kilometer umfassende Autobahnnetz in NRW komplett abgedeckt, sagte Minister Groschek während seines Besuchs bei der Autobahnmeisterei in Kaarst am Niederrhein. „Die Schutzzäune sind ein Beitrag, um Staus und Unfälle zu vermeiden!“ Schaulustige, die sich reflexartig vom Geschehen auf der Gegenfahrbahn ablenken ließen, würden künftig nichts mehr zu sehen bekommen. „Gleichzeitig werden die Persönlichkeitsrechte von Unfallopfern und Rettungskräften geschützt.“
Die Idee mit den Sichtschutzzäunen, die ursprünglich aus den Niederlanden stammt, wurde in einer einjährigen Pilotphase auf dem Streckennetz der Autobahnmeisterei Kaarst getestet. Das System kam dabei insgesamt sieben Mal zum Einsatz.  Der Verkehr floss bei den Testeinsätzen insgesamt flüssiger am Unfallort vorbei, da die Autofahrer nicht abgelenkt waren. Weiterhin beobachtete die Polizei, dass sich Staus nach Errichten der Wände schneller wieder abbauten. Als positiv wertete das Ministerium ebenfalls den psychologischen Effekt. So hätten sich Polizisten und Rettungskräfte hinter dem Sichtschutz sicherer gefühlt.  Ob die „grüne Wand“ aufgestellt wird, darüber entscheidet künftig die Einsatzleitung der Polizei. Die Beamten müssen dazu zunächst einmal abschätzen, wie lange die Rettung und Räumung der Unglücksstelle voraussichtlich dauern werden. Je nach Tageszeit und der Entfernung zum Unfallort kann es bis zu 100 Minuten dauern, bis die Elemente vor Ort aufgebaut sind.  (Verkehrsministerium NRW)

-Vo-

pb pi081015 01
Zwölf Anhänger mit  Sichtschutzzäunen sind ab sofort bei den NRW Straßenmeistereien,
darunter in Herford, stationiert. (Foto: Straßen.NRW)

pb pi081015 03
Gaffern soll damit die Sicht auf Unfallstellen versperrt werden  (Foto: Straßen.NRW)