Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Kirchlengern
Kirchlengern. Die Gemeinde Kirchlengern muss den Gürtel enger schnallen. Das bekommt nun auch die Feuerwehr zu spüren. Die geplante Sanierung des Gerätehauses im Norden und die Anschaffung eines neuen Löschfahrzeugs werden um ein Jahr verschoben. Der Grund dafür ist ein finanzielles Loch im Gemeindehaushalt. Das gab Bürgermeister Rüdiger Meier am Freitag (26.02.2016) während der Jahreshauptversammlung der Wehr in der AWO-Begegnungsstätte Schimmelkamp bekannt. Wehrführer Frank Rieke und seine Leute nahmen die Nachricht gelassen und ohne Murren zur Kenntnis. Für sie gilt das Sprichwort: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Schließlich gibt der Brandschutzbedarfsplan den Rahmen für alle notwendigen Feuerwehr-Investitionen vor.
Das „Spritzenhaus“ der Löschgruppe-Nord wurde 1961/62 errichtet. Eigentlich hätten in diesem Jahr die Planungen für eine umfassende Sanierung und Erweiterung des Gebäudes beginnen sollen. Vorgesehen ist unter anderem eine weitere Halle, in der ein neues Löschgruppenfahrzeug 10 (LF 10) Platz finden soll. Doch die Pläne sind nun erst einmal auf Eis gelegt; denn der Rat hat in Anbetracht der Haushaltssituation ein hartes Spardiktat verordnet. Auf 983.000 Euro soll sich das Defizit belaufen. Entstanden sei es nach den Erläuterungen des Bürgermeisters durch die Transferzahlungen in den Fonds Deutsche Einheit, für den Stärkungspakt NRW und die Kreisumlage. Angesichts der knappen Finanzen hatten die Ratsmitglieder dafür plädiert, im Straßenbau eine Maßnahme mehr durchzuführen und dafür die Feuerwehrinvestitionen zu verschieben. „Das ist nicht schön und ich kann nur um Verständnis bitten!“ Meier bedankte sich im Übrigen für die engagierte Arbeit der Feuerwehrleute im vergangenen Jahr. „Bei der Nachwuchsgewinnung müssen alle an einem Strang ziehen, bekräftigte er. Rat und Verwaltung ständen hier ebenfalls in der Verantwortung. Schließlich habe der Gesetzgeber den Kommunen im neuen Brandschutz-, Hilfeleistungs-, Katastrophenschutzgesetz (BHKG) einen klaren Auftrag für die Stärkung des Ehrenamtes gegeben.
Hettich-Belegschaft sichert Tagesalarmbereitschaft
Wehrführer Frank Rieke und sein Stellvertreter Klaus Westerholz erinnerten am Freitag noch einmal an die wichtigsten Ereignisse im Feuerwehrjahr 2015. In 142 Fällen wurden die Wehrleute der Elsegemeinde um Hilfe gerufen. Sie löschten 16 Kleinbrände, leisteten bei 15 Verkehrsunfällen Technische Hilfe und beseitigten 29 Wasser- und Sturmschäden. Im Mai kam es in einer Biogasanlage in Melle zu einem folgenschweren Zwischenfall: Vermutlich durch einen technischen Defekt gelangten große Mengen Rindergülle und Siloabfälle über den Violenbach in die Else. In Kirchlengern sicherten daraufhin Feuerwehrleute und Helfer des THW einen Seitenarm des Flusses mit Sandsackpaketen, so genannten Big-Packs. Rieke lobte die Verbundenheit zur Feuerwehr Hiddenhausen. Im Sommer waren beide Wehren gemeinsam im Einsatz. Damals brannte im Bereich der Bundesstraße 239 ein LKW. Das Sturmtief „Zeljko“ hatte den Wehrleuten weiterhin viel Arbeit beschert. Sie mussten ausrücken, um umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste zu beseitigen. Während einer Großübung probten die Löschgruppen Stift Quernheim-Kosterbauerschaft, Mitte, Kirchlengern und Südlengern das Zusammenspiel auf dem Hettich-Firmengelände. Die Tagesalarmbereitschaft des Unternehmens wurde dabei mit einbezogen. Auf die 16-köpfige Einheit, die von Brandoberinspektor Dirk Erdbrügger geleitet wird, ist man in Kirchlengern besonders stolz. Sie ist alltags von sieben Uhr morgens bis 17 Uhr abends einsatzbereit und rückt aus, sobald ein Einsatz der „Stufe 2 mit Menschenleben in Gefahr“ vorliegt. Außerdem nahmen die Wehrleute im vergangenen Jahr am Arbeitskreis „Migranten“ teil und richteten im August das Feuerwehrfest Südlengern gemeinsam mit dem Kreisverbandstag aus. Noch gebe der Personalbestand mit 108 Aktiven, davon 16 Frauen, keinen Anlass zur Sorge, meinte Klaus Westerholz. Doch die Jugendfeuerwehr werde die Personalabgänge auf Dauer nicht ausgleichen können - und von alleine komme niemand mehr zur Feuerwehr. „Deshalb dürfen wir uns nicht zurücklehnen und müssen uns mit dem Thema Mitgliederwerbung dringend auseinandersetzen!“ Gelingen soll dies unter anderem durch eine bessere Internetpräsenz, wie der stellvertretende Wehrführer deutlich machte.
Übungshalle am IdF reserviert
Matthias Kuhle, neuer Ausbildungsbeauftragter der Wehr, erläuterte im Anschluss die Lehrgangssituation. 40 Aktive nahmen im vergangenen Jahr an Schulungen auf Kreisebene teil. Hinzu kamen die Laufbahnlehrgänge am Institut der Feuerwehr (IdF) in Münster und weitere Seminare, darunter ein Workshop „Feuerwehr und Migration“. Als Reaktion auf das Fahrsicherheitstraining hätte es von den Teilnehmern ein gutes Feedback gegeben, sagte Kuhle. Es wurde im letzten Jahr erstmals mit Mannschaftstransportfahrzeugen (MTF) durchgeführt und soll nun wiederholt werden. Im laufenden Jahr ist ein Grundlehrgang geplant, der gemeinsam mit der Feuerwehr Löhne stattfinden soll. Außerdem, so Matthias Kuhle, werde man auf Gemeindeebene einen Truppführer-Vorbereitungslehrgang anbieten und sich verstärkt den Bereichen Absturzsicherung und Atemschutznotfalltraining widmen. Ein besonderes Highlight steht in Kürze auf dem Programm: Die Feuerwehr Kirchlengern ist in Münster angemeldet und darf einen ganzen Tag lang die Hightech-Übungshalle am Feuerwehr-Institut nutzen.
Gemeinde-Jugendfeuerwehrwart Stefan Kröger berichtete von den Erfolgen der Jungfeuerwehrleute im vergangenen Jahr. So belegte die Nachwuchsgruppe beim Schlauchbootturnier der Löschgruppe Bünde-Ahle den 2. Platz, während beim Kreisjugendfeuerwehrtag in Hiddenhausen sogar das Siegertreppchen erklommen werden konnte. Die Jugendfeuerwehr Kirchlengern gehört mit 56 Mitgliedern zu den stärksten Gruppen im Wittekindsland. 30 Angehörige zählt die Ehrenabteilung der Wehr, die in den zurückliegenden Monaten ebenfalls viel unternahm. Ihr Vorsitzender Friedrich-Wilhelm Tödtmann berichtete von der Grillfete auf „Homburgs-Hof“ und dem Kreistreffen in der Werretalhalle Löhne.
Drittes Trägerfahrzeug an der Kreisfeuerwehrzentrale
An der Kreisfeuerwehrzentrale wird aller Voraussicht nach erneut gebaut. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer geht fest davon aus, dass es eine neue Atemschutzübungsstrecke und eine Brandübungswohnung geben wird. „Ich rechne Anfang 2017 mit dem Baubeginn“, sagte er während der Wehrversammlung in Kirchlengern. Bereits in diesem Frühjahr soll ein drittes Trägerfahrzeug für das Wechsel-Containersystem kommen. Hackländer sagte, dass ein 26-Tonner mit Dreiachsfahrgestell und einem großen Lade- und Bergekran bestellt sei. Der Feuerwehrchef sprach sich im Übrigen dafür aus, Spezialaufgaben der Feuerwehr zu zentralisieren um Kosten zu sparen und Kompetenzen zu bündeln. Er nannte als Beispiel den Bereich Gefährliche Stoffe und Güter (GSG). „Drei GSG-Einheiten im Kreisgebiet halte ich auf Dauer für zu viel!“
Ehrungen und Beförderungen während der Jahreshauptversammlung
Ehrungen des Verbandes der Feuerwehren (VdF NRW)
Kurt Eimertenbrink, für 60jährige Mitgliedschaft (Ehrenabteilung)
Helmut Dörken, für 40jährige Mitgliedschaft (LG Kirchlengern-Mitte)
Beförderungen
Zum Oberfeuerwehrmann
Björn Sudek u. Dominik Uphoff (LG Kirchlengern-Nord)
Zur Hauptfeuerwehrfrau
Elena Bekemeier (LG Kirchlengern-Nord)
Zum Brandmeister
Thomas Brinkjost (LG Kirchlengern-Nord)
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
(v.l.) Matthias Kuhle, Klaus Westerholz und Wehrführer Frank Rieke stimmen letzte Details ab, …
… während die Mannschaft gespannt wartet.
Klaus Westerholz erstattet Bericht und erinnert an die Besonderheiten des Feuerwehrjahres 2015.
Die Feuerwehrleute der Elsegemeinde sind gut ausgebildet. Das Atemschutznotfalltraining
werde in diesem Jahr neben der Absturzsicherung verstärkt, schilderte Matthias Kuhle.
Die Mitgliedschaft in der Ehrenabteilung halte jung, meinte ihr Vorsitzender Friedrich-Wilhelm Tödtmann.
Manfred Wauschkuhn, Vorsitzender des Feuerwehrausschusses, hofft,
dass die Feuerwehrleute trotz der Verschiebung von Investitionen motiviert bleiben.
Kurt Eimertenbrink (r) gehört seit 60 Jahren(!) zur Truppe. Dafür wurde er von KBM Wolfgang Hackländer besonders geehrt.
Zu den ersten Gratulanten zählen Bürgermeister Rüdiger Meier (Mitte) und Ehrenkreisbrandmeister Dieter Wilkening (r).
Gruppenfoto der Geehrten und Beförderten
Das Gerätehaus der Löschgruppe-Nord (Stift Quernheim-Klosterbauerschaft) ist zu klein und müsste dringend erweitert werden.
Doch die Maßnahme hat der Gemeinderat erst einmal verschoben, weil das Geld fehlt. (Foto: FW Kirchlengern)
Aus dem gleichen Grund rückt die Löschgruppe vorerst weiterhin mit ihrem alten LF 8 aus (Mercedes 711 D mit 110 PS, Aufbau Schlingmann).
Das 25 Jahre alte Auto hätte eigentlich in diesem Jahr durch ein modernes LF 10 ersetzt werden sollen.