Vier Tage Aus- und Fortbildung an der Kreisfeuerwehrzentrale
Kreis Herford/Hiddenhausen. „Stell Dir vor, da vorne brennt es – da vorne ist das Feuer!“ Für manche Feuerwehrschulungen mag diese Ansage wirkungsvoll genug sein. Eine noch so qualifizierte theoretische Ausbildung kann allerdings dichten Rauch, starke Hitze und lodernde Flammen nicht ersetzen. Gerade für die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr, die zur Menschenrettung oder zum Löschen in den Innenangriff vorgehen, ist eine realitätsnahe und praxisorientierte Heißausbildung unverzichtbar. Anfang Dezember konnten die Feuerwehrleute aus dem Kreisgebiet ihre Aufgaben in einer mobilen Brandsimulationsanlage proben. Sie stand für vier Tage (01.12.-04.12.2016) an der Kreisfeuerwehrzentrale zur Verfügung.
Bernd Kröger, Ausbildungsbeauftragter des Kreisfeuerwehrverbandes, hatte den speziellen Sattelzug samt Übungscontainer organisiert. „In der gasbefeuerten Anlage können auf relativ kleinem Raum allerhand Szenarien geprobt werden“, erläuterte er. Insgesamt 135 Ehrenamtliche stellten sich der Herausforderung. Ein Kreisausbilder begleitete die Trupps während ihrer zwölf bis 15-minütigen Durchläufe. Er griff notfalls ein und gab den mit Schlauch und Strahlrohr vorrückenden Einsatzkräften wichtige Tipps. „Richtiges und sicheres Verhalten im Innenangriff, effektives und wassersparendes Löschen mit dem Hohlstrahlrohr und die Gewöhnung an Feuer sowie schlechte Sichtverhältnisse standen im Fokus der Ausbildung“, so Kröger.
Flammen züngelten an der Zimmerdecke entlang!
Das Szenario sah einen Löschangriff vom Dach des Containers aus vor. Dort oben öffneten die Feuerwehrleute, die immer in Zweitrupps vorgingen, aus der Deckung heraus die Eingangstür. Sie gaben mehrere Sprühstöße aus dem Hohlstrahlrohr in den Rauch, um diesen zu kühlen. Erst dann ging es die Wendeltreppe hinab. Unten löschten die Einsatzkräfte zunächst ein Feuer, das direkt unter der Treppe loderte. Sie sortierten sich anschließend, sorgten für eine ausreichende Schlauchreserve und stimmten das weitere Vorgehen ab. Im mittleren Teil des Trailers flammte plötzlich ein Gasbrand an einer Rohrleitung auf. Die Ehrenamtlichen versuchten die Flammen mit dem Sprühstrahl "abzulenken" und "einzufangen". Der Truppführer schloss anschließend das Ventil und riegelte die Gaszufuhr ab. Hinter der nächsten Tür brannten Sofa und Schrank - Edelstahlattrappen, aus denen Gasflammen emporstiegen. Und da passierte es: Eine Durchzündung, so wie es sie auch bei der Brandkatastrophe in Vlotho am Silvesterabend 2014 gegeben hatte, zwang die Wehrleute zum Rückzug. Die Flammen züngelten an der „Zimmerdecke“ entlang. Aus der Deckung heraus kühlten die Einsatzkräfte den heißen Brandrauch und löschten die Flammen. "In einer solchen Situation ist wichtig, den Rückzugsweg im Auge zu behalten", erläuterte Jens Meyer, Ausbilder des Kreisfeuerwehrverbandes. Versperrt das Feuer den Weg zurück oder zerstören die Flammen sogar den C-Schlauch, kann es schnell zu einem sogenannten Atemschutznotfall kommen. Einem solchem Szenario stellten sich die Ehrenamtlichen ebenfalls: Das Feuer an der Gasleitung, dass die Aktiven auf dem Hinweg gerade erst unschädlich gemacht hatten, zündete erneut.
Brandsimulationsanlage kam wie gerufen!
Die Durchläufe starteten für jeden Trupp mit einer Sicherheitseinweisung und endeten mit einer qualifizierten Nachbesprechung. Zehn Kreisausbilder, allesamt erfahrene Feuerwehrleute, hatten sich dafür zur Verfügung gestellt. Für 18 junge Feuerwehraktive waren die brandheißen Erfahrungen in der Simulationsanlage völlig neu, wichtig und lehrreich zugleich. Sie absolvieren zurzeit ihre Atemschutzgeräteträger-Ausbildung. Die mobile Brandsimulationsanlage kam da natürlich wie gerufen an der Kreisfeuerwehrzentrale vorgefahren.
Am Ende waren sich alle Aktiven einig: „Die Heißausbildung hat viel gebracht!“ Vorhandenes Wissen wurde aufgefrischt und neues hinzugewonnen. „Unfällen im Einsatzdienst wird auf diese Weise vorgebeugt“, ist sich Bernd Kröger sicher.
Von Jens Meyer
(Text u. Fotos)
Gasbefeuerter Brandcontainer (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)
Kreisausbilder Nicholas Jost gibt das „Go“ für einen Trupp, der auf dem Dach in Bereitstellung steht.
In der Mitte des Containers ist der Leitstand zu sehen. Von hier aus wird alles gesteuert und überwacht.
Über das Dach gehen die Trupps vor. Das Feuer wird mit Propangas angefacht.
Kreisausbilder Holger Klann führt mit Nico Stakelbeck und Sven Stude (Feuerwehr Enger) die Nachbesprechung.
Vor dem Durchgang im Container bekommen die Trupps letzte Details und Anweisungen.
Die Einsatzkräfte checken gegenseitig ihre Ausrüstung. Der Ausbilder geht von der Seite
in den Container und behält zusammen mit dem Personal im Leitstand alles im Blick.
Öffnen einer heißen Tür und Zugang zum „Keller“ des Containers
Bereits auf der Wendeltreppe nach unten erwartet die Feuerwehrleute das erste Feuer
Infrarot-Wärmebildaufnahme im Container. Es ist stockdunkel.
Kaltes bildete die Technik der Wärmebildkamera dunkel ab.
Je wärmer die Gegenstände im Brandraum, desto heller das Bild.
Im Hintergrund ist Flammenschein zu sehen.
Die Helmtemperatur des Atemschutztrupps liegt bei gut 40 Grad.
Die Stahlflasche des Atemschutzgerätes ist deutlich kälter als die Umgebung.
Feuer an einer Gasleitung: Hier muss mit dem Strahlrohr ein „Wasserriegel gestellt werden“. …
… danach kann ein Feuerwehrmann den Gashahn abdrehen.
Video der Feuerwehr Enger mit der Wärmebildkamera im Container