Eine Olympiade der Herzlichkeit

16. Internationale Feuerwehrwettbewerbe in Österreich

Staffel Feuerloescher Team Lausitz Silvia Darmstaedter DFV fVillach (Kärnten). Am Ende war die Begeisterung groß: „Das war ein sportliches und organisatorisches Event der Extraklasse!“, mit diesen Worten bedankte sich Albert Kern, Präsident des österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, bei den Teilnehmern und Ausrichtern der 16. Feuerwehr-Olympiade in Villach. Vom 9. bis 15. Juli hatten die weltbesten Feuerwehrathleten bei den Internationalen CTIF-Feuerwehr-Wettbewerben großartige Leistungen gezeigt. Team Deutschland holte allein sieben Mal Gold. Das sportliche Kräftemessen, das kameradschaftliche Miteinander und der freundschaftliche Schulterschluss von Organisatoren, Bevölkerung und Athleten ließen das Megaevent zu einer Olympiade der Herzlichkeit und des Miteinanders werden. Redaktion: kfv-herford.de blickt noch einmal auf eins der größten Feuerwehrfeste zurück, das Österreich je gesehen hat.

Knapp 2.900 Feuerwehrathleten aus 27 Nationen hatten sich auf den Weg in die Alpenrepublik gemacht, um an den Wettkämpfen des Weltfeuerwehrverbandes CTIF teilzunehmen. Zur Eröffnungsfeier, die im Stadion Lind stattfand, war sogar Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen gekommen. „Ich bin tief beeindruckt von der Hingabe und Disziplin der Athleten und von ihrer Erfüllung des olympischen Gedankens!“, erklärte das österreichische Staatsoberhaupt vor den Feuerwehrsportlern aus aller Welt. Die Entzündung des olympischen Feuers bildete den emotionalen Höhepunkt der farbenfrohen Eröffnungsfeier: Feuerwehrmann Helmut Wiggisser, der nach einem Unfall im Einsatz querschnittsgelähmt ist, und Abfahrts-Olympiasieger Fritz Strobl übernahmen gemeinsam die Funktion als Fackelträger. Aus dem Korb der Drehleiter nahmen sie den symbolischen Akt vor. Währenddessen gedachten die Athleten und Besucher der Wehrleute, die im Einsatz verletzt wurden oder gar ihr Leben lassen mussten. Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), lobte beim Deutschlandabend die Delegation aus der Heimat. „Ihr seid das Aushängeschild der deutschen Feuerwehren!“ „Team Germany“ stellte mit 270 Sportlern, Wertungsrichtern und Offiziellen knapp zehn Prozent der Gesamtteilnehmer.

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Knapp 2.900 Feuerwehrsportler aus 27 Nationen nehmen an den 16. Internationalen
CTIF-Feuerwehr-Wettbewerben im österreichischen Villach (Kärnten) teil. (Foto: Tom Reher, DFV)

Löschangriff in 35 Sekunden

Nach den Statuten des Weltfeuerwehrverbandes besteht der Traditionelle Internationale Feuerwehrwettbewerb aus zwei Teilen: Beim 400-Meter-Staffellauf müssen die achtköpfigen Teams Hindernisse, wie Schwebebalken, Wand und Röhre, bewältigen. Die korrekte Übergabe des Staffelholzes, in diesem Fall ein Strahlrohr, ist außerdem wichtig. Beim Löschangriff werden in Windeseile Saug- und Druckschläuche verlegt. Die schnellsten Mannschaften der Welt schaffen das in gut 35 Sekunden. Daneben gibt es die Internationalen Feuerwehr-Sportwettkämpfe mit den Einzel- und Mannschaftsdisziplinen. Die 4-mal-hundert-Meter-Staffel und der Aufbau eines „Löschangriffs nass“ gehören dazu. Wie beim realen Feuerwehreinsatz gelangt über eine Saugleitung Wasser zur Pumpe und von dort über drei B-Leitungen und zwei Angriffsleitungen zu den C-Strahlrohren. Allerdings rennt der Angriffstrupp bei der CTIF-Olympiade quasi mit dem Löschmittel um die Wette, weil der Maschinist bereits Wasser auf die Leitung gibt, während der Aufbau der Schlauchleitungen noch in vollem Gange ist.

Hakenleitersteigen vor historischer Kulisse

Für das spektakuläre Hakenleitersteigen hatten sich die Organisatoren eine besondere Lokation ausgedacht. Das Spektakel fand mitten in der Villacher Altstadt, und zwar direkt vor der historischen Fassade des ehemaligen Parkhotels, statt. Dazu war eigens eine Arena mit Tribünen errichtet worden. Rund 3000 Zuschauer verfolgten am Samstag, wie die Feuerwehrathleten zunächst die 35 Meter lange Laufstrecke zurücklegten und anschließend den dreigeschossigen, exakt 10,85 Meter hohen Übungsturm erklommen. Das Prinzip dabei: Ist eine Geschossebene erreicht, wird die Hakenleiter nachgezogen, an den Holmen nach oben gehantelt und im darüberliegenden Stockwerk eingehängt. Am Ende gewann Milan Netrval aus der Tschechischen Republik den Wettbewerb in der Kategorie „Freiwillige Feuerwehren“ mit der Zeit von 14,04 Sekunden! René Frost vom Team Lausitz (Brandenburg) holte Silber und stellte mit 14,21 Sekunden einen neuen deutschen Rekord auf.

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„Team Deutschland“ stellt mit 270 Athleten, Wertungsrichtern und Offiziellen
knapp zehn Prozent der Gesamtteilnehmer. (Foto: Tom Reher, DFV)

Höchstleistungen gezeigt

Beim Traditionellen Internationalen Feuerwehrwettbewerb sicherten sich die Männer aus Herrenberg-Kuppingen (Baden-Württemberg), Renningen (Baden-Württemberg), Nidderau-Eichen (Hessen), Langenbach (Rheinland-Pfalz) sowie die Frauen aus Nidderau-Eichen Goldmedaillen. Das Team aus dem nordrhein-westfälischen Olpe holte Silber. Beim Internationalen Feuerwehr-Sportwettkampf gewannen die Männer vom Team Lausitz (Brandenburg) in der Gesamtwertung aus 100-Meter-Hindernisslauf, „Löschangriff nass“, 4-mal-100-Meter-Hinderniss-Staffel und Hakenleitersteigen Gold. Das Team Märkisch-Oderland (Brandenburg) begeisterte beim „Löschangriff nass“ mit der Gold-Zeit von 24,22 Sekunden. Bei den Jugendfeuerwehren kam die Gruppe aus dem bayrischen Heldenstein in der gemischten Wertung auf den 14. Platz. Die Mannschaft aus Oberneukirchen (ebenfalls Bayern) belegte Rang 16. DFV-Präsident Hartmut Ziebs gratulierte den Sportlern: „Ihr habt Höchstleistungen in Uniform und Sportdress gezeigt!“

„Das waren perfekte Rahmenbedingungen!“

Das völkerverbindende Rahmenprogramm in Villach, mit rund 61.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Kärnten, glänzte mit Action, Musik und viel Wissenswertem zum Thema Feuerwehr. Als besonderes Highlight präsentierten die Veranstalter einen Formel-1-Rennwagen auf dem Hauptplatz. Das Red Bull Sky Dive-Team zeigte mit seinen Flügelanzügen einen spektakulären Showsprung und Tom Öhler, einer der weltbesten Moutain-Trail-Fahrer, präsentierte vor dem Congress Center seine Kunststücke auf zwei Rädern. Die „Toughest Firefighter Challenge“ forderte die härtesten Feuerwehrleute auf dem Rathausplatz heraus. Saso Avsenik mit seinen Oberkrainern und verschiedenste Party-Bands sorgten währenddessen mit Live-Auftritten für Stimmung.
Klaus-Georg Franke, Bundeswettbewerbsleiter des DFV und gleichzeitig Vorsitzender der Kommission Internationaler Wettbewerbe des CTIF, sprach den Organisatoren großes Lob aus: „Das waren perfekte Rahmenbedingungen!“ Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin dankte den vielen Helfern, darunter das Österreichische Bundesheer, Rote Kreuz, Kärnten Werbung, Tourismusregion Villach, viele Sponsoren und natürlich die Freiwilligen Feuerwehren aus Kärnten. Hunderte Feuerwehrleute aus der Region hätten die Veranstaltung tatkräftig unterstützt. DFV-Präsident Hartmut Ziebs blickte während der Abschlussfeier im Stadion Lind bereits in die Zukunft: „Ich freue mich auf ein Wiedersehen in vier Jahren bei den internationalen Wettbewerben in Slowenien!“ (Redaktion: kfv-herford.de)

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Ein Fallschirmspringer des Bundesheeres schwebt zur Eröffnung der Spiele in das Stadion Lind. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Der österreichische Bundespräsident, Alexander van der Bellen, hält die Eröffnungsrede. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Beim Traditionellen Internationalen Feuerwehrwettbewerb muss eine Röhre durchquert werden.
(Foto: Silvia Darmstädter, DFV)

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Team Lausitz (Brandenburg) setzt beim 4-mal-100-Meter-Hindernislauf den Feuerlöscher ein.
(Foto: Silvia Darmstädter, DFV)

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Die Haupttribüne im Stadion Lind ist voll besetzt. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Der Jubel gilt den Athleten aus 27 Ländern. (Foto: Silvia Darmstädter, DFV)

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Im Stadionrund ist internationales Flair zu spüren. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Maskottchen Felix trägt zur Völkerverständigung bei. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Team Olpe vertritt NRW auf „internationalem Parkett“. Die Sauerländer holen beim
Traditionellen internationalen Wettbewerb Silber. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Das Hakenleitersteigen findet vor der historischen Kulisse des ehemaligen Parkhotels in der Villacher Altstadt statt.
(Foto: Tom Reher, DFV)

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Der Übungsturm misst eine Höhe von exakt 10,85 Meter. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Die Feuerwehrsportler ziehen die Leiter hoch und hängen sie im nächsten Stockwerk ein. (Foto: Tom Reher, DFV)

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René Frost (Team Lausitz, Brandenburg) bezwingt den Turm in 14,21 Sekunden.
Er stellt damit einen neuen deutschen Rekord auf und holt Silber. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Team Lausitz sichert sich bei den Internationalen Feuerwehr-Sportwettkämpfen die Goldmedaille.
(Foto: Tom Reher, DFV)

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Die Frauen vom Team Mecklenburg-Vorpommern holen Silber. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Am Schluss wird die olympische Feuerwehrfahne in einem feierlichen Akt eingeholt. (Foto: Tom Reher, DFV)

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Mit dem Ausmarsch der Nationen endet die XVI. Feuerwehrolympiade. (Foto: Tom Reher, DFV)

Stichwort: CTIF
Das Comité Technique International de prévention et d’extinction du Feu (CTIF) - also das Internationale technische Komitee für den vorbeugenden Brandschutz und das Feuerlöschwesen - ist eine Organisation mit dem Ziel, die weltweite Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren zu fördern. Der Internationale Feuerwehrverband wurde 1900 als „Großer Internationaler Feuerwehrrat“ in Paris gegründet. Der Deutsche Feuerwehrverband und der Österreichische Feuerwehr-Reichsverband gehören zu den Mitgliedern der ersten Stunde. Heute sind 39 Mitgliedsstaaten unter dem CTIF-Dach vereint. Amtierender Präsident ist der Schwede Tore Eriksson. Alle vier Jahre führt das CTIF die Internationalen Feuerwehrwettkämpfe durch. Die I. Feuerwehrolympiade fand im Juni 1961 in Bad Godesberg am Rhein statt. 2021 richtet Slowenien die XVII. Spiele aus.

-Vo-