"Team Feuerwehr"

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Vlotho

Vlotho. Wohnungs- und Flächenbrände, Sturmschäden und Verkehrsunfälle: Die Feuerwehr Vlotho hatte im vergangenen Jahr erneut viel zu tun. Zu insgesamt 276 Einsätzen rückten die Ehrenamtlichen der Weserstadt aus, 40 Menschen retteten sie dabei aus Notlagen. Doch es gab auch traurige Momente. Am Einheitsfeiertag kam ein junger Mann bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn 2 ums Leben, und im Dezember starb eine alte Dame in ihrer brennenden Wohnung auf dem Bonneberg. Wehrführer Torsten Sievering berichtete während der Jahreshauptversammlung, die am vergangenen Freitag (1.02.2019) im „Haus der Feuerwehr“ Am Bullerbach stattfand, welch großen Belastungen die freiwilligen Feuerwehrleute mittlerweile ausgesetzt sind. Deutliche Kritik übte der Wehrführer am Verhalten von Rat und Verwaltung. Vier der fünf Gerätehäuser sind sanierungsbedürftig und der „Generalinstandsetzungsplan“ ist  ins Stocken geraten. „Die Projekte lassen sich nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe stemmen!“  


Das Gerätehaus Exter stammt aus den fünfziger Jahren. Es entspricht längst nicht mehr
     den heutigen Anforderungen. Bürgermeister Rocco Wilken sprach sich am Freitag für einen Neubau aus.
(Foto: Feuerwehr Vlotho)

 

Im vergangenen Jahr hatte es viel Unmut unter den Feuerwehrleuten gegeben, nachdem die Verwaltung eine Fusion des Löschzugs Vlotho mit der Löschgruppe Bonneberg ins Spiel gebracht hatte. An einem neuen Standort auf dem Bonneberg sollte ein neues gemeinsames Gerätehaus entstehen. Die Wehrleute fühlten sich von den städtischen Planern übergangen; denn sie waren gar nicht erst nach ihrer  Meinung gefragt worden.  „Mit ihren Fusionsplänen hat die Verwaltung einen Flächenbrand entzündet“, meinte Sievering. Und der schwele weiter; denn noch immer gebe es keine klare Aussage, wie es mit den sanierungsbedürftigen Gerätehäusern des Löschzugs Vlotho sowie der Löschgruppen Bonneberg, Exter und Steinbründorf weitergehen solle. Bürgermeister Rocco Wilken war am Freitagabend im wahrsten Sinne des Wortes um Schadensbegrenzung bemüht. „Ich möchte Ihnen die bestmöglichen Arbeitsgrundlagen zur Verfügung stellen!“  Der Verwaltungschef hielt eine geradezu kämpferische Rede, mit der er den Eindruck erweckte,  die Lage erkannt zu haben und für Abhilfe zu sorgen.  So sprach sich Wilken für den Erhalt der „Feuerwache“ Am Bullerbach aus. Diese könne mit erheblichen finanziellen Investitionen aus- und umgebaut werden. Als geradezu erschütternd bezeichnete er  den Zustand des Gerätehauses Bonneberg, ohne allerdings auf konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation einzugehen.  Das Feuerwehrdomizil in Exter befindet sich in einem ähnlich schlechten Zustand.  „ Diese Wache wird wahrscheinlich ersetzt werden müssen“, sagte Wilken. Es gebe bereits Pläne für einen möglichen Neubau. Der Verwaltungschef versprach, dass bis zu den Sommerferien ein Ablauf- und Investitionsplan aufgestellt werde. „So wisse jeder, wann welches Gerätehaus an der Reihe sei!“

 

 
Januar 2018: Orkan Friederike fegt über Deutschland hinweg und sorgt auch in Vlotho für zahlreiche Sturmschäden.
(Foto: Feuerwehr Vlotho)

 

Freiwillige Feuerwehren garantieren den Zusammenhalt der Gesellschaft

In seinem Jahresbericht wies Torsten Siervering darauf hin, dass es für die Freiwilligen Feuerwehren immer schwieriger werde, genügend motiviertes Personal für die Einsatzabteilungen zu gewinnen. Der flächendeckenden Einführung von reinen Hauptamtlichen Wachen und Berufsfeuerwehren erteilte der Feuerwehrchef allerdings eine klare Absage. „Solche Vorschläge aus der Politik sind für mich reiner Populismus.“ Viel wichtiger sei es, mehr Frauen und Bürger mit Migrationshintergrund in die Freiwillige Feuerwehr zu integrieren. Sievering sprach vom Team Feuerwehr als harmonische Gemeinschaft. Dabei dürften Alter, Herkunft und das Geschlecht keine Rolle spielen. „Mit den richtigen Anreizen und Konzepten können die Feuerwehrleute für das Team Feuerwehr von Morgen gefunden und gehalten werden.“ Vlothos Feuerwehrchef zeigte sich davon überzeugt, dass die Freiwilligen Feuerwehren Bestand haben werden. „Sie müssen Bestand haben, denn gerade sie garantieren den Zusammenhalt der Gesellschaft!“ Mit 225 Mitgliedern, davon 144 Aktive und 39 Mädchen und Jungen in der Jugendfeuerwehr, ist die Feuerwehr Vlotho weiterhin personell gut aufgestellt.


Februar 2018: Auf der L 778 ist ein 43-jähriger Vlothoer mit seinem PKW unter einen
     Anhänger gefahren. Feuerwehrleute befreien den Schwerverletzten mit hydraulischem Rettungsgerät.
(Foto: Feuerwehr Vlotho)

 
August 2018: Der ungewöhnlich heiße Sommer sorgt für zahlreiche Flächenbrände.
     Die Feuerwehr Vlotho verhindert Schlimmeres.
(Foto: Feuerwehr Vlotho)

 

„Die Hitze war so stark, dass der Innenangriff abgebrochen werden musste!“

Orkan „Friederike“ und ein außergewöhnlich heißer Sommer bescherten den Feuerwehrleuten jede Menge Arbeit. Sie löschten 51 Brände (2017: 38) und leisteten in 188 Fällen (2017: 151) Technische Hilfe. Sievering erinnerte an die besonders schweren Einsätze des vergangenen Jahres. Im Februar war ein 43-jähriger Vlothoer mit seinem Opel Zafira unter den Anhänger eines stehenden Traktorgespanns gefahren und hatte sich dabei schwere Verletzungen zugezogen. Die Feuerwehrleute befreiten den Mann mit hydraulischem Rettungsgerät. Im August kam es aufgrund der anhaltenden Trockenheit zu zahlreichen Flächenbränden. So entwickelte sich ein kleines Gartenfeuer im Ortsteil Steinbründorf zu einem Großbrand, der 1.000 Quadratmeter Wiese und ein angrenzendes Waldstück erfasste. Am 3. Oktober hatte sich auf der Autobahn 2 ein schwerer Verkehrsunfall ereignet, bei dem ein 26-jähriger Mann sein Leben verlor. Seine junge Beifahrerin konnten die Feuerwehrleute gerade noch rechtzeitig aus dem brennenden Auto retten. „Sie hat monatelang im Krankenhaus gelegen und hofft irgendwann wieder ohne fremde Hilfe laufen zu können“, sagte Torsten Sievering, der den Dank der Frau an alle Feuerwehrleute weitergab, die an ihrer Rettung beteiligt waren. Und noch ein schlimmer Einsatz belastet die Einsatzkräfte bis heute: An der Bonneberger Straße starb kurz nach Weihnachten eine alte Dame bei einem Wohnungsbrand. Zwei Atemschutztrupps hatten noch alles Menschenmögliche versucht, um die Seniorin in Sicherheit zu bringen. „Doch die Hitze war so stark, dass der Innenangriff abgebrochen werden musste“, schilderte Sievering die Situation.

 
Dezember 2018: Bei einem Wohnungsbrand An der Bonneberger Straße stirbt eine alte Dame.
(Foto:  Feuerwehr Vlotho)

 

Tagesalarmbereitschaft rückt tagsüber mit aus

Sven Detering, stellvertretender Wehrführer der Feuerwehr Vlotho, berichtete während der Wehrversammlung über den Ausbildungsbereich. Im zurückliegenden Jahr seien von den fünf Feuerwehreinheiten der Weserstadt insgesamt 190 Übungsdienste durchgeführt worden. Detering erinnerte an die Alarmübung der Absturzsicherungsgruppe. „Die Einsatzkräfte retteten mit Hilfe eines Flaschenzugssystems eine hilflose Person vom Dach eines Gebäudes am Kannegießerring.“ Außerdem absolvierten zehn Feuerwehrleute ihre Grundausbildung, die 160 Stunden umfasste und gemeinsam mit den Feuerwehren Herford und Hiddenhausen standfand.

Stellvertretender Wehrführer Thomas Twelsiek erläuterte im Anschluss, dass man bei der Feuerwehr Vlotho auf die schwierige Personalsituation am Tag mit einer Tagesalarmbereitschaft reagiert habe. Sie setzt sich aus Mitgliedern aller fünf Einheiten zusammen, die in Vlotho arbeiten und rückt tagsüber vom Standort Am Bullerbach mit aus um die örtlichen Löschgruppen zu unterstützen. „Dies ist aber nur ein erster Schritt“, so Twelsiek, „denn wir wollen Ehrenamtliche aus anderen Wehren, die zwar nicht in Vlotho wohnen aber hier arbeiten, in die Bereitschaft integrieren.

Erst seit kurzem leitet Stephan Burmeister gemeinsam mit Lavinia Schröder und Philipp Korte die Jugendfeuerwehr. Das Führungstrio blickte während der Jahreshauptversammlung auf ein erfolgreiches Jahr zurück und erinnerte an die besonderen Ereignisse, wie die Teilnahme am  Osterfeuer in Exter und am „Tag der offenen Tür“ des Löschzugs Mitte sowie den Berufsfeuerwehrtag, der gemeinsam mit der THW-Jugend stattfand. Die Nachwuchsabteilung der Feuerwehr Vlotho zählt zurzeit 24 Jungen und elf Mädchen. Drei Jugendliche seien im vergangenen Jahr in die aktive Wehr übergetreten, so Stephan Burmeister.

 

Ein Dreivierteljahrhundert in der Feuerwehr.

Entgegen dem landesweiten Trend sei die Zahl der Mitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes im vergangenen Jahr um 5 Prozent gestiegen und liege jetzt bei 2.996. Das berichtete Kreisbrandmeister Bernd Kröger in Vlotho und nannte die Entwicklung bemerkenswert. Der Zuwachs betreffe auch die Aktiven, deren Zahl von 1.475 auf 1.590 gestiegen sei. „Die Feuerwehrarbeit im Kreis Herford scheint recht erfolgreich zu sein!“  Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung nahm der Kreisbrandmeister noch eine besondere Auszeichnung vor. Hans Deppe ist seit 75 Jahren(!) Mitglied der Feuerwehr Vlotho und wurde dafür mit der Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehren bedacht. „Es ist mir eine besondere Ehre, Dir heute diese Auszeichnung überreichen zu dürfen!“, sagte Kröger.  Die gesamte Versammlung hatte sich während der Verleihung von den Plätzen erhoben und bedachte das außergewöhnliche Engagement des fast 90-jährigen Feuerwehrmanns aus Steinbründorf, der am Freitag immer noch einen sehr rüstigen Eindruck machte, mit großem Applaus.

 

                                                                                                                      Von Jens Vogelsang

                                                                                                                      (Text u. Fotos)

 

 

Ehrungen während der Jahreshauptversammlung:

 

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)

Mario Fettkenhauer (LG Steinbründorf)

Winfried Papenhoff (LG Steinbründorf)

 

Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehr (40-jährige Mitgliedschaft)

Friedrich Wilhelm Böke (LG Steinbründorf)

Friedrich („Fritze“) Schröder (LG Uffeln)

 

Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehr (60-jährige Mitgliedschaft)

Willi Prüßmeier (LG Bonneberg)

Manfred Schwarze (LG Exter)

 

Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehr (75-jährige Mitgliedschaft)

Hans Deppe (LG Steinbründorf)

 

 

Beförderungen während der Jahreshauptversammlung:

 

Zum Feuerwehrmann

Louis Bloch (LG Bonneberg)

Leander Pielsticker (LG Bonneberg)

Jan Schröder (LG Bonneberg)

Daniel Wilkinson (LG Exter)

Marius Meier (LZ Vlotho)

Tolga Baki (LZ Vlotho)

 

Zum Oberfeuerwehrmann

Lukas Wandel (LZ Vlotho)

 

Zum Unterbrandmeister

Nicolai Hoffmann (LG Uffeln)

 

Zum Brandmeister/Zur Brandmeisterin

Pascal Besler (LG Bonneberg)

Nora Timmerberg (LZ Vlotho)

 

Zum Oberbrandmeister

Michael Kullmann (LZ Vlotho)

 

Zum Brandinspektor

Marco Siekmann (LZ Vlotho)

 


Die gesamte Feuerwehr Vlotho hat sich am Freitagabend … 

 


… im „Haus der Feuerwehr“ Am Bullerbach versammelt.

 


Wehrführer Torsten Sievering erstattet ausführlich Bericht. Er spart aber auch nicht
     mit Kritik, denn die „Generalinstandsetzung“ der Feuerwehrgerätehäuser ist ins Stocken geraten.

 


Bürgermeister Rocco Wilken zeigt sich kämpferisch: „Ich möchte Ihnen die
     bestmöglichen Arbeitsgrundlagen zur Verfügung stellen!“

 


Insgesamt 4.472 Einsatzstunden leisteten die 144 Ehrenamtlichen der Weserstadt
     im vergangenen Jahr. 

 


Stellv. Wehrführer Sven Detering berichtet über den Ausbildungsbereich, der …

 


… bei der Feuerwehr Vlotho einen hohen Stellenwert hat.

 


Kreisbrandmeister Bernd Kröger meldet einen Anstieg der Mitgliederzahlen des Kreisfeuerwehrverbandes. 

 


Christian Dahm (MdL) berichtet aus der Landespolitik: „Wir brauchen  dezentrale
     Übungsgelände, die wir gemeinsam mit den übrigen Hilfsorganisationen nutzen können!“

 


Jugendwart Stephan Burmeister (l) erhält vom Bürgermeister einen Scheck für die Jugendarbeit.

 


Burmeister (Mitte) leitet die Jugendfeuerwehr gemeinsam mit Stellvertreterin Lavinia Schröder (r) u. Philipp Korte.

 

 

 

 

 


Mario Fettkenhauer (l) wird für seine 25-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr Vlotho geehrt. 

 


Besonderes Jubiläum für Hans Deppe: Er ist seit 75 Jahren Mitglied der  Feuerwehr
     Vlotho. Stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann gratuliert dem fast 90-jährigen
     „Feuerwehrurgestein“ aus Steinbründorf.

 


Gruppenfoto der Geehrten

 


Marco Siekmann (l) wird zum Brandinspektor befördert

 


Gruppenfoto der Beförderten

 


Torsten Sievering (r) mit seinen beiden Stellvertretern (Thomas Twelsiek (l) und Sven Detering)