Eine Messe, die immer mehr Menschen begeistert

19. RETTmobil in Fulda

DSC 6191nFulda. Vom 15. bis zum 17. Mai 2019 fand im osthessischen Fulda die 19. RETTmobil statt. Alle namhaften Anbieter von Notfallmedizin- und Feuerwehrtechnik sowie Einsatzausrüstung waren auf der internationalen Leitmesse für Rettung und Mobilität vertreten. Ein anspruchsvolles Fachprogramm und praxisnahe Vorführungen auf dem Freigelände fanden ebenfalls großes Interesse. Exakt 30.619 Besucher strömten auf das Messegelände. In der fast 20-jährigen Geschichte der Leistungsschau ist das ein neuer Rekord.

Die Spitzenzahl von 545 Ausstellern aus 20 Nationen bestätige die globale Bedeutung der RETTmobil, hieß es von der Messeleitung. Sie sei nicht nur eine Plattform für die weltweite Gemeinschaft der Helfer und Retter, sondern auch ein Beweis für die europäische Idee. „So viele Aussteller aus Europa sind bei kaum einer anderen Großveranstaltung zu finden!“ Daneben waren in Fulda auch Unternehmen aus den USA und Asien vertreten.

„Auf der RETTmobil bilden wir uns weiter. Hier lernen wir Innovationen kennen und probieren Neues aus“, sagte Georg Khevenhüller, der Präsident des Malteser Hilfsdienstes und Schirmherr der Messe, in seiner Eröffnungsrede. „Aber bei aller Technik und Digitalisierung, die uns hilft, brauchen wir immer noch Menschen die zupacken: Retter, einfühlsame Menschen, die das richtige tun!“ Die Messe mit ihren zahlreichen Besuchern aus dem In- und Ausland trage zu den stetig wachsenden Gäste- und Übernachtungszahlen bei, meinte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. „Es lohnt sich, den Messebesuch mit einem Abstecher in die historische Innenstadt zu verbinden!“

DSC 6191n
Mehr als 30.000 Besucher strömten zur 19. RETTmobil auf das Messegelände in Fulda.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 4854
Georg Khevenhüller, Präsident des Malteser Hilfsdienstes und Schirmherr der RETTmobil,
findet in seiner Eröffnungsrede einfühlsame Worte. „Wir wollen den Menschen das Gefühl geben, in guten Händen zu sein!“,
sagt er an die Adresse der Rettungskräfte und Feuerwehrleute. (Foto: Messe Fulda GmbH)

Russischer Sherp kennt keine Hindernisse

Die Aussteller präsentierten sich auf dem 70.000 Quadratmeter großen Gelände mit 20 Hallen und großem Freigelände. Feuerwehrausrüster Ziegler hatte unter anderem ein Mittleres Löschfahrzeug auf einen Iveco-Daily-Fahrgestell mit nach Fulda gebracht. Das MLF der neuesten Generation verfügte über Allradantrieb, geräumige Kabine, leistungsfähige Pumpe und einen elektrisch verstellbaren LED-Lichtmast. Ein Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 mit Heckklappe und darin integriertem Rollo gehörte zu den weiteren Ausstellungsstücken am Ziegler-Stand. Durch den geöffneten Rollladen ließen sich alle Schläuche ankuppeln und Pumpenfunktionen bedienen. Die Schlauchhaspeln mussten dazu nicht extra abgenommen werden. Das Erfolgsprodukt des Feuerwehrausrüsters aus Giengen, die Tragkraftspritze Ultra Power 4 in den Versionen PFPN 10-1000 und 10-1500, konnte von den Besuchern ebenfalls begutachtet werden. Conrad Dietrich Magirus hat vor mehr als 140 Jahren die erste freistehende, fahrbare Drehleiter erfunden. In Fulda zeigte Magirus seine M32L–AS n.B. (für niedrige Bauart) mit einer Arbeitshöhe von 32 Metern, die als sogenannte Münchener Leiter Furore machte. Mittlerweile gibt es sie in der dritten Generation. Die Fahrzeughöhe misst samt Leiterpark exakt drei Meter, was eine hohe Flexibilität garantiert. Der russische Sherp fährt steile Hänge hinauf, über Eis und sogar durchs Wasser. Seine riesigen Ballonreifen machen das möglich. Sie geben dem 1,3-Tonnen schweren Fahrzeug Auftrieb. Das schaufelradähnliche Profil sorgt für den Vortrieb. Das Unternehmen Junghanns Fahrzeugbau aus Hof verwandelte den Extrem-Offroader (Grundpreis 65.000 Euro) in ein Einsatzfahrzeug für die Feuerwehr, das sicherlich zu den außergewöhnlichsten Ausstellungsstücken der RETTmobil zählte.

DSC 7821
Feuerwehrausrüster Junghanns hat den russischen Extrem-Offroader Sherp in ein Einsatzfahrzeug für die Feuerwehr verwandelt. (Foto: Messe Fulda GmbH)

RTW-Materialen per Scan erfassen

Mit der jährlichen Fertigung von über 1.000 Ambulanzen, Feuerwehr- und Behördenfahrzeugen sowie Ausbauten für den medizinischen Dienst gehört Binz (Ilmenau) zu den Großen der Branche. Das Unternehmen stellte in Fulda gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern eine Weltneuheit vor. Erstmals ist es möglich, innerhalb von 45 Sekunden den kompletten Bestand eines Rettungswagens an Verbrauchs- und Ausrüstungsgegenständen aufzunehmen. Die logistische Erfassung des Materials, das mit speziellen RFID-Transpondern versehen ist, erfolgt per Knopfdruck. Der Einsatz der neuen Technologie erlaube neben der Bestandsverfolgung auch eine deutliche Verkürzung der Einsatzzeittaktung, sagt Binz. „Mit dem System lässt sich auch leicht feststellen, ob etwa eine Einsatztasche oder medizinisches Gerät am Einsatzort zurückgelassen wurde.

Eingeklemmten Brummi-Piloten befreit

Die Feuerwehr Fulda präsentierte sich erneut als Partner der RETTmobil. Die Wehrleute demonstrierten auf dem Freigelände, wie Unfallopfer mit hydraulischen und pneumatischen Rettungsgeräten aus lebensgefährlichen Zwangslagen befreit werden. Außerdem führten sie den Einsatz von Leckage-Dichtkissen vor. Die Kommunikation der Einsatzkräfte erfolgte durch neuartige Funkatemschutzmasken. Die Unternehmen Lukas (hydraulische Geräte), Vetter (Dicht- und Hebekissen) und Dräger (Medizin- und Sicherheitstechnik) begleiteten die Vorführungen mit ihrem technischen Knowhow.
Im vergangenen Jahr wurden alleine auf den NRW-Autobahnen 1.265 schwere Unfälle mit LKW-Beteiligung gezählt. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes stehen bei solchen Einsätzen fast immer vor großen Herausforderungen. Die Fuldaer Wehr zeigte in ihrem Workshop, wie die Rettung eines LKW-Fahrers in der Praxis abläuft. Mercedes-Benz hatte dafür eigens eine nagelneue Fahrerkabine zur Verfügung gestellt. Im ersten Szenario befreiten die Einsatzkräfte einen Brummi-Piloten, der einen „Herzinfarkt erlitten hatte“. Weitaus aufwendiger gestaltete sich die patientenschonende Rettung im zweiten Szenario. Mehrere Notärzte, der Malteser Hilfsdienst und die Feuerwehr rückten am Mittwochnachmittag an, um den „eingeklemmten LKW-Fahrer“ zu versorgen und mit Geräten der Firma Lukas zu befreien. Christian Goldbach von der Feuerwehr Fulda erläuterte die Problematik: „Wir haben es hier mit ganz anderen Fahrzeughöhen zu tun!“ Außerdem lasse sich ein LKW aufgrund seiner stabilen Bauweise schwer öffnen. Für die Einsatzkräfte stand die patientenschonende Rettung im Vordergrund. „Dem Fahrer dürfen auf keinen Fall weitere Verletzungen zugefügt werden“, erläuterte Notarzt Dr. Philipp Nosko vom Klinikum Fulda.

DSC 6065
Die Feuerwehr Fulda befreit einen „eingeklemmten LKW-Fahrer“. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 5876
Damit die patientenschonende Rettung gelingt, arbeiten Feuerwehrleute, Notärzte und
Notfallsanitäter eng zusammen. (Foto: Messe Fulda GmbH)

Amokfahrt von Münster aufgearbeitet

Das medizinisch-rettungsdienstliche Fortbildungsprogramm widmete sich neben der Rettung von eingeklemmten LKW-Fahrern auch der Amokfahrt von Münster. Im April 2018 hatte ein 48-Jähriger einen Kleinbus in eine Personengruppe gelenkt. Vier Menschen und der Täter starben. Mehr als 20 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Dirk Hülsken von der Feuerwehr Münster schilderte auf der RETTmobil den Ablauf des Rettungseinsatzes und den daraus gewonnenen Erfahrungen. Jörg Wackerhahn, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaften im Rettungsdienst (AG FReDi) referierte außerdem zum Thema „Großschadenslagen: Erfahrungen aus der Praxis“.
Ohne die tatkräftige Unterstützung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) hätte es wohl nie eine RETTmobil gegeben. Die erfolgreiche Partnerschaft geht mittlerweile in das 20. Jahr. Seit dem Jahr 2012 arbeitet die Messeleitung mit der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehr (AGBF) ebenfalls eng zusammen. Der DFV präsentiere sich mit seiner Stiftung „Hilfe für Helfer“ auf der Messe und die AGBF war mit einem eigenen Stand vertreten.
Lokale, regionale und internationale Medien begleiteten die Leistungsschau. So waren Journalisten aus Frankreich, Italien und sogar aus den USA akkreditiert. Die 20. Neuauflage findet als Jubiläumsveranstaltung vom 13. bis zum 15. Mai 2020 auf der Messe Galerie Fulda statt. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

Ziegler a
Feuerwehrausrüster Ziegler zeigt ein modernes Mittleres Löschfahrzeug auf einem Iveco-Daily-Fahrgestell und ... (Foto: Albert Ziegler GmbH, Giengen/Brenz)

Ziegler b
... ein Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 mit Heckklappe und darin integriertem Rollladen. (Foto: Albert Ziegler GmbH, Giengen/Brenz)

DSC 4538
Die M32L–AS n.B. (niedrige Bauart) ist auch als „Münchener Leiter“ bekannt. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6245
Die Anbieter von Notfallmedizintechnik zeigen auf der Messe ... (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6153
... die neuesten Entwicklungen. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6258
(Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6184
(Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6726
Das neue Tanklöschfahrzeug 3000 der Feuerwehr Minden gehört ebenfalls zu den Ausstellungsstücken der RETTmobil. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6273
Aufbauhersteller Lentner stellt ein Hilfeleistungslöschfahrzeug aus, das auf einem Scania-P380-Fahrgestell basiert. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 8009
Das neue Tanklöschfahrzeug 4000 der Feuerwehr Taufkirchen (Bayern) kommt von Feuerwehrausrüster Walser. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 5432
Praktische Vorführungen gehören ebenfalls zum Messe-Programm. (Foto: Messe Fulda GmbH)

DSC 6708
Die hydraulischen Spreizer von Lukas arbeiten auch unter extremen Bedingungen. (Foto: Messe Fulda GmbH)