Kompletter Neustart als einziger Weg aus der Krise
Berlin/Wuppertal/Kreis Herford. Hartmut Ziebs hat am heutigen Samstag (14.12.2019) seinen Rücktritt als Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) erklärt. Er zog damit die Konsequenz aus einer beispiellosen Schlammschlacht, die über mehrere Wochen hinweg gegen ihn geführt worden war und den DFV in die schwerste Krise seiner Geschichte geführt hat. „Nach den heftigen und unversöhnlichen Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der einzige Weg aus der Krise nur in einem kompletten Neustart liegen kann“, sagte Ziebs während der Sondersitzung des VdF-Verbandsausschusses in Wuppertal. Diesem wolle er nicht im Wege stehen. „Danke, dass ich den Feuerwehrleuten und Deutschland vier Jahre dienen durfte!“ Die Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände aus NRW standen bis zum Schluss an der Seite des DFV-Präsidenten. Im Internet war ihm, vor allem wegen seiner mutigen Äußerungen gegen rechte Unterwanderungsbestrebungen, eine Welle der Sympathie aus allen Teilen Deutschlands entgegengeschlagen.
Die Mitglieder des DFV-Präsidialrates hatten Ziebs während der Sondersitzung in Braunschweig (6.12.2019) mit fünf zu 20 Stimmen das Vertrauen entzogen. Die Gründe, die sie dazu bewogen haben, nannte dieser fadenscheinig und in keiner Weise belegt. Der zum 31. Dezember scheidende Präsident wirkte niedergeschlagen und enttäuscht: In Braunschweig sei deutlich geworden, dass die Vorsitzenden der Landesfeuerverbände mehrheitlich überhaupt kein Interesse daran gehabt hätten, den „Konflikt“ sachlich und konstruktiv zu lösen. Zuletzt hatte Frank Hachemer, einer der fünf Stellvertreter, die den Rücktritt des DFV-Präsidenten bereits Anfang November gefordert hatten, nochmal nachgelegt. Er stellte sich als Opfer dar: „In einer (…) Rufmordkampagne werde ich demontiert und diffamiert!“ Auf zwölf(!) Seiten listet er angebliche Verfehlungen des DFV-Präsidenten auf und verliert sich dabei im Klein Klein der Nebensächlichkeiten.
Hartmut Ziebs ist als Präsident des DFV zurückgetreten. Er sah sich einer beispiellosen Schutzkampange ausgesetzt. (Foto: DFV)
Hartmut Ziebs (DFV-Präsident): „Man hat auf meinen Rücktritt hingearbeitet!“
Die Sondersitzung des Präsidialrates muss im Nachhinein wohl als Farce angesehen werden. Sie war offiziell für zwei Tage anberaumt. Zimmerkontingente für die Teilnehmer waren gebucht. Doch schon für den Abend des ersten Tages hatte der Landesfeuerwehrverband Niedersachsen für 18 Uhr zu einer (Abschluss-) Pressekonferenz eingeladen. Auch der stellvertretende Bundesgeschäftsführer, Rudolf Römer, war über diese Vorgehensweise informiert. Hartmut Ziebs hatte man in Braunschweig aber offenbar bewusst im Unklaren gelassen. „Ich komme daher zu dem Schluss, dass meine Arbeit schon seit einiger Zeit bewusst hintertrieben wurde; allein mit dem Ziel, auf meinen Rücktritt hinzuarbeiten.“
Er habe immer den Anspruch gehabt, den Verband „fit für die Zukunft“ zu machen und ihn, dort wo es nötig sei, an die gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen. „Offensichtlich habe ich dabei den Widerstand unterschätzt, der bei solchen Transformations-Prozessen geweckt wird“, sagte der 60-Jährige, dessen Amtszeit eigentlich erst 2021 geendet hätte. Ziebs nannte auch die Sorge um das Wohlergehen seiner Familie als Grund für seine Entscheidung. Er sprach von zahlreichen Hassbotschaften, Drohungen und öffentlichen Schmähungen. Durch ein anonymes Schreiben an die Medien sei zudem versucht worden, sein Familienunternehmen in Schwelm wirtschaftlich in Misskredit zu bringen. All diese Vorfälle hätten ihn zwangsläufig vor die Frage gestellt: „Wie hoch darf der Preis sein, den ich bereit bin, für einen Verbleib im Amt zu zahlen!“
Neuanfang mit neuem Personal
Mit seinem Rücktritt setze er auch ein Zeichen in Richtung der fünf DFV-Vizepräsidenten Frank Hachemer (Rheinland-Pfalz), Lars Oschmann (Thüringen), Hermann Schreck (Bayern), Dr. Christoph Weltecke (Hessen) und Christian Patzelt (Bremen), die mit ihrer Erklärung an den DFV-Präsidialrat und die darin enthaltene Rücktrittsforderung den Anstoß für die öffentliche und mediale Krise des DFV gesetzt hätten. Ein wirklicher Neuanfang für den DFV müsse zwingend mit neuem Vertrauen durch und für alle Beteiligten verbunden sein, meinte Ziebs. Ein solcher Neuanfang brauche deshalb neues Personal. „Ich appelliere an die fünf Vizepräsidenten: Macht den Weg frei für einen wirklichen Neuanfang!“
„Zum Jahreswechsel werde ich die Uniform des DFV-Präsidenten ausziehen! Aber Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau bleibt man in Kopf und Herz immer. Bei meiner Feuerwehr in der Heimat werde ich gemeinsam mit Euch weiterhin unserem Leitspruch dienen: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“
Der KFV Herford sagt: „Vielen Dank Hartmut Ziebs für Deinen unermüdlichen Einsatz und Dein großes Durchhaltevermögen.“
(Redaktion: kfv-herford.de)
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