Großbrand in Herford-Falkendiek
Herford. Ein verheerender Großbrand hat am Freitagabend (11.12.2020) das Firmengebäude der Interhandels GmbH und Inter Trading GmbH in Herford-Falkendiek zerstört. Zeitweise stand ein regelrechter Feuerball über dem alten Fabrikkomplex an der Hombergstraße, in dem offenbar große Mengen an Möbeln und Matratzen lagerten. Der Löscheinsatz gestaltete sich vor allem in der Anfangsphase schwierig, da zunächst nicht ausreichend Löschwasser zur Verfügung stand. Etwa 150 Feuerwehrleute, darunter Kräfte aus den Nachbarkreisen Minden-Lübbecke und Lippe, waren im Einsatz. Sie brachten den Großbrand in den frühen Morgenstunden unter Kontrolle. Es entstand ein Millionenschaden. Für die Feuerwehren im Kreis Herford war das der zweite Großeinsatz innerhalb kurzer Zeit. Am Donnerstagnachmittag war in Löhne-Obernbeck eine Tennishalle abgebrannt.
Als Herfords Stadtbrandmeister Karsten Buschmann gegen 21 Uhr vor Ort eintrifft, schlagen die Flammen bereits meterhoch aus dem Flachdach der Lagerhalle. „Ich habe daraufhin sofort die Erhöhung der Alarmierungsstufe veranlasst.“ Unter dem Stichwort „Feuer Stufe 4“ löst die Leitstelle Großalarm für die Feuerwehr Herford aus. Außerdem werden sämtliche Tanklöschfahrzeuge 4000 aus dem Kreis Herford, die in Bünde, Enger, Hiddenhausen und Vlotho stationiert sind, sowie die Drehleitern aus Hiddenhausen und Vlotho in Marsch gesetzt. Kreisbrandmeister Bernd Kröger eilt ebenfalls zur Einsatzstelle. Fünf Bewohner eines freistehenden Wohnhauses, das sich an der Straßenseite des Firmengeländes befindet, haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Sie werden von Helfern des DRK betreut. Kurzzeitig herrscht Aufregung; denn eigentlich sind unter der Adresse 15 Personen gemeldet. Der Chef des Möbelhandels, der sich auch in dem Haus aufgehalten hat, kann die Situation klären, sodass niemand vermisst wird.
Zwei von drei Brandabschnitten nicht mehr zu halten
Die ersten Löschmaßnahmen beginnen. Doch die Lagerhalle zu retten, ist zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr möglich. Der Großbrand hat binnen weniger Minuten das komplette rund 2.000 Quadratmeter große Obergeschoss der ehemaligen Möbelfabrik erfasst. Offenbar lagern hier extrem große Brandlasten. Ein wahres Flammenmeer erhellt den Abendhimmel. Funken wirbeln durch die Luft. Flüssiges Bitumen tropft vom Dach. Es riecht nach verschmorter Teerpappe und verbranntem Holz. Das Gebäude ist in drei Brandabschnitte aufgeteilt. Zwei davon sind bereits in dieser frühen Phase des Einsatzes nicht mehr zu halten. Es wäre fatal, hier weitere Löschversuche zu unternehmen, sagt der Kreisbrandmeister. „Stattdessen müssen wir uns darauf konzentrieren, den Brandabschnitt 3 zu halten.“ Der besteht aus einer angebauten Halle, hinter der die Straße Im Schiernholz verläuft. Alt- und Neubau sind durch eine Brandmauer getrennt. Der Schutz des Wohnhauses und des Verwaltungstrakts, der sich direkt daneben befindet, hat für die Einsatzleitung ebenfalls oberste Priorität.
Drei Einsatzabschnitte
Mittlerweile laufen die Löscharbeiten in drei Einsatzabschnitten. Die Feuerwehrleute aus Herford-Schwarzenmoor, die Drehleiterbesatzung aus Vlotho und die Mannschaft des Tanklöschfahrzeugs 4000 aus Hiddenhausen übernehmen im Abschnitt 1 (Mitte) den Schutz von Wohnhaus und Bürotrakt, während im Abschnitt 3 (unten) von der Löschgruppe Herford-Elverdissen und den Kräften der Hauptamtlichen Wache eine Riegelstellung vorgenommen wird, um ein Übergreifen der Flammen auf den Hallenanbau zu verhindern. Der Löschzug Herford-Mitte kümmert sich im Abschnitt 2 (oben) um den Aufbau der Löschwasserversorgung. Denn die beiden Unterflurhydranten, die an der Hombergstraße in Höhe der Firmenzufahrt und im Kreuzungsbereich Hombergstraße/ Holtstraße angezapft werden, liefern viel zu weinig Löschwasser. Unterstützung kommt vom Nachbarunternehmen, der Holzgroßhandlung Carl Götz. Auf dem Firmengelände gibt es einen Feuerlöschteich, der 200 Kubikmeter Wasser fasst und eine Zisterne mit dem gleichen Fassungsvermögen, die der Geschäftsführer sofort zur Verfügung stellt. Zusätzliches Löschwasser wird im Abschnitt 3 gebraucht, dass die Tanklöschfahrzeuge 4000 im Pendelverkehr herbeischaffen. Es werden mehrere Zapfstellen eingerichtet. Zwei befinden sich an der Löhner Straße und eine weitere im Ortszentrum von Schweicheln-Bermbeck. Zusätzliche Tanklöschfahrzeuge kommen aus Bad Oeynhausen, Porta-Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke) und Bad Salzuflen (Kreis Lippe) zur Unterstützung. Das Wasser wird in zwei mobile Faltbehälter gepumpt, die 10.000 und 5.000 Liter fassen, um anschließend mobile Wasserwerfer zu versorgen, die für die Riegelstellung eingesetzt werden.
Wasserversorgung über lange Wegstrecke bis zur Werre
Im Abschnitt 3 befindet sich ebenfalls der Einsatzleitwagen 2, der von Feuerwehrleuten aus Löhne-Ort betrieben wird. Einsatzleiter Karsten Buschmann, Vertreter Axel Freitag und Kreisbrandmeister Bernd Kröger koordinieren von hier aus das Einsatzgeschehen. Sie entscheiden, eine Wasserversorgung über lange Wegstrecke zur Werre aufzubauen. „Wir brauchen eine weitere feste Schlauchleitung“, sagt Axel Freitag, „denn wir können den Pendelverkehr nicht die ganze Nacht durch weiter aufrechterhalten.“ Die Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz aus Westerenger und Spenge-Lenzinghausen und der Schlauchwagen 2000 aus Bünde werden alarmiert. Die Einheiten, die zur so genannten Waldbrandkomponente zählen, sammeln sich am Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck und verlegen das Schlauchmaterial anschließend von der nahen Hindenburgbrücke über 1,5 Kilometer bis zur Einsatzstelle.
Währenddessen kümmert sich der Einsatzdienst des DRK um die Versorgung der Feuerwehrleute. Ausgerückt sind die Ortsverbände Herford und Bünde sowie eine Technikgruppe aus Löhne, die auf dem Areal der Firma Carl Götz Quartier bezogen haben. Noch während die Löscharbeiten laufen, nehmen Brandermittler der Polizei ihre Arbeit auf und fertigen Fotos an. Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann, der bei diesem Einsatz die Aufgabe des Organisatorischen Leiters Rettungsdienst hat, vermutet, dass sich in den Stunden zuvor ein Gebäudebereich thermisch aufgeheizt habe. „Irgendwann ist es dann zur Durchzündung gekommen!“ Ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude kann am Ende weitestgehend verhindert werden. Die Nachlöscharbeiten dauern noch den ganzen Samstagvormittag hindurch an.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Als die Feuerwehr eintrifft, steht das alte Fabrikgebäude an der Hombergstraße, in
dem offenbar große Mengen an Möbeln und Matratzen lagern, bereits im Vollbrand.
Drehleiter Hiddenhausen im Abschnitt 2
Tanklöschfahrzeug 4000 Herford im Abschnitt 2
Direkt vor dem Wohnhaus befindet sich eine Saugstelle.
(v.l.) Stellv. Wehrführer Axel Freitag, Wehrführer Karsten Buschmann und
Kreisbrandmeister Bernd Kröger
Auf dem Gelände der Firma Carl Götz wird das Wasser aus einem Feuerlöschteich gesaugt.
Im Abschnitt 3 dient ein mobilen Faltbehälter als „Löschwasser-Zwischenlager“.
Mit tragbaren Wasserwerfern wird eine Riegelstellung aufgebaut.
Die Mannschaft des Gerätewagen-Messtechnik ist für die Koordination der Atemschutzgeräteträger zuständig.
Blick in den Funkraum des Einsatzleitwagens 2 aus Löhne-Ort
Lagekarten im Besprechungsraum des Einsatzleitwagens: Sie zeigen das Brandobjekt aus der
Vogelperspektive und die …
… Planung der Wasserversorgung über lange Wegstrecke.
Blick in den Einsatzleitwagen 1 aus Herford, der ebenfalls zur Koordinierung des Einsatzgeschehens eingesetzt wird.
Einsatzkräfte vom DRK übernehmen die Betreuung der Hausbewohner und
Versorgung der Einsatzkräfte
Ein Blick in das Gebäude zeigt: Der Schaden ist immens.