Großbrand in Herford-Falkendiek beschäftigte die Feuerwehr mehr als 30 Stunden
Herford. Der Großbrand in Herford-Falkendiek hat Mensch und Material an ihre Grenzen gebracht. Erst am frühen Sonntagmorgen, rund 30 Stunden nachdem das verheerende Feuer ausgebrochen war, konnten die Einsatzkräfte der Feuerwehr letzte Brandnester ablöschen. Vom Mittelteil des Fabrikkomplexes, der offenbar von den Firmen Interhandels GmbH und Inter Trading GmbH als Lager für Möbel und Matratzen genutzt wurde, ist nur eine Trümmerlandschaft übrig geblieben. Dafür konnten Wohnhaus, Verwaltungsbereich und eine angebaute Lagerhalle „gehalten“ werden. Herfords Stadtbrandmeister Karsten Buschmann zeigte sich am Ende der „Materialschlacht“ erleichtert. Er lobte seine Leute, die bei den Löscharbeiten alles gegeben hätten. Die Unterstützung durch die anderen Wehren aus dem Kreis Herford und sogar über die Kreisgrenzen hinweg sei im Übrigen vorbildlich gewesen. „Dafür an alle ein großes Dankeschön!“
Karsten Buschmann ist zwar erst seit kurzem Wehrführer der Feuerwehr Herford, aber seit mittlerweile 32 Jahren aktiver Feuerwehrmann. „Solch einen massiven Großbrand habe ich in all der Zeit noch nicht erlebt!“ Als die ersten Notrufe am Freitagabend gegen 20.30 Uhr eintrafen, hatte der Feuerwehrchef schon Böses geahnt und noch vom Gerätehaus Herford-Elverdissen aus die Erhöhung der Alarmierungsstufe auf „Feuer 4“ veranlasst (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). „Dass der Mittelteil der Fabrik bei meinem Eintreffen bereits in voller Ausdehnung brannte, hat mich dann aber doch völlig überrascht.“
Wehrführer Karsten Buschmann blickt auf die Trümmer des Mittelgebäudes:
„Solch einen massiven Großbrand habe ich noch nicht erlebt!“
Fachgruppe Räumen rückt mit dem Radbagger an
Die Wasserversorgung hatte besonders in der Anfangsphase Probleme bereitet. Eine rund 1,5 Kilometer lange Schlauchleitung, die von der Werre zur Einsatzstelle verlegt worden war, sorgte für Abhilfe. Sie führte von der Hindenburgbrücke über die Schweichelner und Bischhofshagener Straße bis zum Feuerlöschteich der Holzgroßhandlung Carl Götz, der auf diese Weise ständig nachgefüllt wurde. Gegen 4.30 Uhr konnte deshalb der Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen reduziert und schließlich ganz eingestellt werden. Am frühen Samstagmorgen hatte Frank Schröder, Leiter der Löschgruppe Schwarzenmoor, die Einsatzleitung übernommen. Mit dem ersten Tageslicht begutachteten Baufachberater des THW-Ortsverbandes Herford den heruntergebrannten Fabrikteil. „Zwei Bereiche müssen eingerissen werden, damit die Nachlöscharbeiten ausreichend Wirkung zeigen“, lautete ihr Fazit. Das übernahm die Fachgruppe Räumen des Ortsvereins Bünde im Verlaufe des Vormittags mit einem Radbagger. Feuerwehrleute des Löschzugs Herford-Mitte und der Löschgruppe Schwarzenmoor kümmerten sich währenddessen um das Ablöschen der Brandnester. „Wir hatten die Lage zu diesem Zeitpunkt gut im Griff“, sagte Wehrführer Karsten Buschmann im Gespräch mit Redaktion: kfv-herford.de.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag steht das Untergeschoss des alten Fabrikgebäudes in Flammen,
nachdem der Brand in der Nacht zuvor die Erdgeschossebene verwüstet hat.
(Foto: Axel Freitag, Feuerwehr Herford)
Die Feuerwehrleute können nicht in die einsturzgefährdete Fabrik vordringen.
Deshalb wird ein Tiefbauunternehmen mit Kettenbagger zur Unterstützung angefordert.
(Foto: Axel Freitag, Feuerwehr Herford)
Mit dem schweren Gerät gelingt es, die Brandlast aus dem Gebäude zu entfernen.
(Foto: Axel Freitag, Feuerwehr Herford)
Der Blick aus dem Korb des Teleskopgelenkmastes zeigt das ganze Ausmaß des Großbrandes.
(Foto: Axel Freitag, Feuerwehr Herford)
Feuer flammt wieder auf und erfasst das Untergeschoss
Gegen 16 Uhr stieg im Bereich eines Fahrstuhlschachtes, dessen Silhouette aus der Trümmerlandschaft emporragte, plötzlich wieder dunkler Rauch auf. Löschversuche mit Wasser und Schaum vom Korb des Teleskopgelenkmastes aus zeigten im Verlaufe des Abends nicht den gewünschten Erfolg. „Eine Brandschutztür, die den Verwaltungstrakt vom Lager trennte, hatte sich außerdem auffällig erwärmt“, sagte Abschnittsleiter Sven Büttner. Dahinter sei nur schwarzer Rauch zu sehen gewesen. Die Einsatzkräfte versuchten sich bessere Sicht zu verschaffen und führten im Bereich der Brandschutztür und einer weiteren Holztür im Außenbereich Maßnahmen mit Überdruckbelüftungsgeräten durch. „Der gesamte Bereich war mit Matratzen vollgeräumt!“, so Büttner. Erst als die Feuerwehrleute gegen 23 Uhr ein Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des alten Fabrikgebäudes öffneten und einen Teil der eingelagerten Waren beiseite räumten, entwich der Rauch. Im Untergeschoss, das von dem Brand bisher weniger stark betroffen war, zeigte sich nun ein massives, offenes Feuer. Tanklöschfahrzeuge 4000 aus Enger und Hiddenhausen rückten erneut aus, um die Wasserversorgung sicherzustellen. Aus dem nahen Oberzentrum Bielefeld kamen drei weitere Tanklöschfahrzeuge 3000, darunter die Besatzungen der Löschabteilungen Heepen und Sieker, hinzu. Einheiten aus Enger, Kirchlengern, Löhne, Rödinghausen, Spenge und Vlotho unterstützten die Löscharbeiten. „In der Nacht von Samstag auf Sonntag waren erneut etwa 90 Kräfte im Einsatz“, so Buschmann. Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann sowie die Wehrführer aus Kirchlengern, Rödinghausen und Vlotho machten sich vor Ort ein Bild der Lage. Tief in der Nacht begannen die Mitarbeiter eines Tiefbauunternehmens damit, den betroffenen Bereich der Fabrik mit einem Kettenbagger einzureißen. „Anders hätten wir die große Brandlast nicht aus dem einsturzgefährdeten Gebäude herausbekommen“, schilderte der Feuerwehrchef. Diese Maßnahmen, die unter Leitung von Buschmanns Stellvertreter Axel Freitag stattfanden, waren gegen 6.30 Uhr am Sonntagmorgen abgeschlossen. Letzte Nachlöscharbeiten übernahmen der Löschzug Bünde-Hunnebrock, die Löschgruppe Enger-Nord und die Drehleiterbesatzung aus Enger-Dreyen. Eine Staffel der Feuerwehr Herford bleibt nun noch bis Montagmorgen 8 Uhr als Brandsicherheitswache vor Ort. Die Polizei wird ihre Ermittlungen zur Brandursache erst dann wieder aufnehmen. Sie hat die Brandstelle beschlagnahmt.
„Die Brandbekämpfung war eine Gemeinschaftsleistung aller Feuerwehren aus dem Kreisgebiet und sogar darüber hinaus“, so Buschmann. Einen besonderen Dank richtete der Wehrführer auch an das THW sowie an DRK-Zugführer Leon Gamrath und seine Mannschaft, die sich um die Verpflegung und Absicherung der Einsatzkräfte gekümmert hatten. (Redaktion: kfv-herford.de)
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Vom Mittelteil der ehemaligen Möbelfabrik ist nur eine Trümmerlandschaft übrig geblieben.
Die Mitarbeiter eines Tiefbauunternehmens haben Teile des Gebäudes mit einem Kettenbagger eingerissen.
Der Verwaltungstrakt konnte weitestgehend gehalten werden.
DRK-Helfer aus allen Teilen des Kreisgebietes haben die Feuerwehr hervorragend
unterstützt. (v.l.) Kreisrotkreuzleiter Niko Dürkopp und DRK-Zugführer Leon Gamrath
zählen zu den letzten Helfern, die am Sonntagmittag abrücken.