Redaktion: kfv-herford.de sprach mit Kreisbrandmeister Bernd Kröger
Kreis Herford. Die Corona-Pandemie hält Deutschland noch immer fest im Griff. Der Dienstbetrieb der Feuerwehrleute ist davon nicht ausgenommen. Seit Anfang Oktober ruhen die Präsenzveranstaltungen an der Kreisfeuerwehrzentrale und den Gerätehäusern. Doch ohne funktionierende Ausbildung werden die Feuerwehren über kurz oder lang Probleme bekommen, im Notfall bestmöglich helfen zu können. Laien-Schnelltests versprechen Sicherheit und könnten den Ausbildungsbetrieb kurzfristig wieder ermöglichen. Redaktion: kfv-herford.de sprach mit Kreisbrandmeister Bernd Kröger über diese Alternative, die „Corona-Strategie“ der nächsten Monate und weitere Feuerwehr-Neuigkeiten.
Frage Redaktion:
Die Impfkampagne läuft. Bald ist auch die Gruppe mit erhöhter Priorität, zu der die Feuerwehrleute zählen, an der Reihe. Blickst Du ebenfalls optimistisch in die Zukunft?
Bernd Kröger:
Optimismus ist in dieser Situation sicherlich gut. Man muss aber auch realistisch bleiben. Wir werden noch eine ganze Weile mit der Corona-Pandemie leben müssen. Zu glauben, dass die
Aktiven der Feuerwehr kurzfristig geimpft werden, und alles ist gut, geht an der Realität vorbei. Andererseits halte ich auch nichts davon, uns als Feuerwehrleute höher zu priorisieren. Wir erfüllen zwar eine wichtige Aufgabe, aber es gibt Menschen, die den Impfschutz noch viel dringender benötigen – für die es möglicherweise um Leben und Tod geht. Von daher gilt bei der Impfkampagne der Grundsatz, den wir im Einsatzalltag immer beachten müssen: Dort, wo die Gefahr am größten ist, werden die ersten Maßnahmen eingeleitet.
Frage Redaktion:
Vor der Pandemie gab es an der Kreisfeuerwehrzentrale jährlich mehr als 30 Lehrgänge bzw. Seminare. Wie sehen die Planungen für das laufende Jahr aus?
Bernd Kröger:
Wir werden mit der Kreisausbildung kurzfristig wieder an den Start gehen. Den Auftakt bildet Anfang März das Online-Seminar „Brandmeldeanlagen“. Eine weitere Online-Veranstaltung, die Mitte März stattfindet, hat die Sonderrechte im Straßenverkehr zum Thema. Sie richtet sich vor allem an Aktive, die in diesem Jahr auf Standortebene noch keine Gelegenheit hatten, an einer „Blaulichtschulung“ teilzunehmen.
Frage Redaktion:
Wie sieht es mit den „Standardlehrgängen“ aus?
Bernd Kröger:
Die Sprechfunker-Ausbildung soll im April ebenfalls über das Internet angeboten werden. Zurzeit ist das Ausbilderteam dabei, ein entsprechendes Konzept für den theoretischen Unterricht am Bildschirm zu erarbeiten. Ein praktischer Teil ist ebenfalls vorgesehen. Jeder Teilnehmer soll dazu ein digitales Funkgerät mit nach Hause bekommen. Ob ein Online-Lehrgang in dieser Form tatsächlich realisierbar ist, wird kurzfristig entschieden.
Redaktion: kfv-herford.de sprach mit Kreisbrandmeister Bernd Kröger.
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)
Frage Redaktion:
Geht es mit der Atemschutzausbildung ebenfalls weiter?
Bernd Kröger:
Das ist ein ganz wichtiges Thema. Der Einsatz unter Atemschutz, ohne fristgerecht durchgeführte und „bestandene“ Belastungsübung, soll nämlich nach den Vorgaben der Unfallkasse NRW nur für den vorübergehenden Ausnahmefall gelten. Die Fristen dürfen also nicht endlos überschritten werden. Wir haben deshalb eine Fachkraft für Arbeitssicherheit zu Rate gezogen und für die Mobile Atemschutzübungsstrecke (Mobas) ein Hygienekonzept erarbeitet. Es erfüllt alle Vorgaben der Unfallkasse NRW und Corona-Schutzverordnung. Noch im Verlaufe des März wird deshalb das Belastungstraining in der Anlage wieder aufgenommen. Es besteht ein großer Nachholbedarf. Um „Druck vom Kessel“ zu nehmen, wird es Sondertermine geben. Möglicherweise steht die Anlage einen ganzen Samstag lang oder sogar an mehreren Samstagen zur Verfügung, um das Training in Kleingruppen zu absolvieren und den Stau abzubauen. Zwei Aushilfskräfte, die der Kreis Herford bereits vor der Pandemie wegen der Auslagerung der Atemschutzausbildung eingestellt hat, unterstützen die technische Abwicklung.
Frage Redaktion:
An Präsenzlehrgänge an der Kreisfeuerwehrzentrale oder Übungsabende auf Standortebene ist aber wahrscheinlich noch nicht zu denken?
Bernd Kröger:
In Kürze sollen einfache Corona-Antigen-Schnelltests für die Heimanwendung auf den Markt kommen. Ich verspreche mir davon sehr viel. Sie könnten Lehrgänge und Übungsabende unter Einhaltung der bekannten Hygiene- und Abstandsregeln wieder ermöglichen. Je nach Modell sind die Proben bereits nach 15 Minuten ausgewertet. Im Schnitt erkennen sie 80 Prozent der Infizierten. Es handelt sich zwar nur um eine Momentaufnahme. Für mich ist aber vorstellbar, dass Feuerwehrleute, die am Freitagabend einen Test gemacht haben, der negativ ausgefallen ist, am Samstag an einem Feuerwehrlehrgang teilnehmen.
Österreich und Dänemark sind da viel weiter. Dort nutzen täglich etwa 2,5 Prozent der Bevölkerung die Selbsttests. Laut Bundesgesundheitsministerium ist das auch für Deutschland organisatorisch und finanziell machbar. Dann ständen im Kreis Herford Tag für Tag über 6.000 Schnelltests zur Verfügung. Ich denke, dass die Städte und Gemeinden einen kleinen Teil davon ihren Feuerwehrleuten zur Verfügung stellen könnten, damit der Brandschutz weiterhin uneingeschränkt sichergestellt ist.
Antigen-Schnelltests auf Corona führen zu mehr Sicherheit. Doch die Versionen für die Heimanwendung lassen noch auf sich warten.
(Foto: Falco Ermert, Flickr)
Frage Redaktion:
Bis die Schnelltests angekommen sind, gibt es aber weiterhin keinen Dienst und keine Ausbildung auf Standortebene?
Bernd Kröger:
Nach meinem Kenntnisstand haben alle Städte und Gemeinden im Kreis Herford ihren Wehren Plattformen im Internet zur Verfügung gestellt, über die der Dienst- und Ausbildungsbetrieb zumindest provisorisch fortgeführt werden kann. Ich weiß aber auch, dass es im Kreisgebiet Einheiten gibt, die seit mittlerweile einem Jahr nur noch am Einsatzgeschehen teilnehmen - wo aber ansonsten Stillstand herrscht. Darum nochmal mein dringender Appell an diese Gruppen: Nutzt das Angebot im Internet und nehmt die Hilfe des Kreisfeuerwehrverbandes in Anspruch, wenn es Probleme gibt. Die Ausbilder des Verbandes sind sicherlich gerne bereit, Onlinedienste zu ihren Fachgebieten zu übernehmen. Wir müssen uns den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie gemeinsam stellen und dürfen die Hände nicht in den Schoß legen!
Frage Redaktion:
Hast Du schon die aktuellen Zahlen zur Mitgliederentwicklung auf Verbandsebene? Hat die Pandemie im vergangenen Jahr ihre Spuren hinterlassen?
Bernd Kröger:
Da kann ich Entwarnung geben. Die Zahl der Aktiven ist stabil geblieben. Dafür hatten die Jugendfeuerwehren durch die pandemiebedingte Unterbrechung des Dienstbetriebs wenig Möglichkeiten, Werbung zu machen und neue Mitglieder aufzunehmen. Wir werden versuchen, die Attraktivität der Nachwuchsgruppen zu steigern, um zu alter Stärke zurückzufinden. Sobald es die Lage zulässt, ist zunächst geplant, mit allen Jugendlichen in einen Freizeitpark zu fahren. Ein Hygienekonzept gibt es dort bereits; es muss also nicht, wie bei einem selbst geplanten Zeltlager, erst mühsam erarbeitet werden.
Frage Redaktion:
Schon vor einiger Zeit sind die Pläne zum Um- und Ausbau der Kreisfeuerwehrzentrale vorgelegt worden. Kannst Du etwas zum Stand der Baumaßnahme sagen?
Bernd Kröger:
Ein solches Projekt ist immer mit vielen Hürden verbunden. Zuletzt ist es durch eine Änderung des Bebauungsplans zu Verzögerungen gekommen. Doch jetzt geht es voran. Der Bauausschuss wird kurzfristig das Ausschreibungsverfahren in die Wege leiten. Ich gehe davon aus, dass Anfang kommenden Jahres die Bagger anrollen. Dann werden die alten Garagenplätze abgerissen und durch eine neue Halle mit zusätzlicher Büroetage ersetzt. Die Kellergeschossebene wird komplett saniert. Hier entstehen die neue Atemschutz-Übungsstrecke mit zusätzlicher Übungswohnung sowie die Atemschutz- und Schlauchwerkstatt.
Frage Redaktion:
Und wie sieht es mit den Fahrzeugen an der Kreisfeuerwehrzentrale aus? Gibt es da Neuigkeiten?
Bernd Kröger:
Durchaus: Wir konnten die Ausrüstung weiter verbessern. Anfang des Jahres ist der neue Gerätewagen-Logistik 1 eingetroffen. Es handelt sich um einen VW Crafter mit großer Kommunalkabine und Kofferaufbau, der den alten LKW ersetzt. Vom Land kommt kurzfristig noch ein Gerätewagen-Logistik 2 für den Katastrophenschutz hinzu. Der Achtzehntonner von Scania mit Staffelkabine ergänzt den Logistikzug der Bezirksreserve.
Außerdem hat das Unternehmen Schlingmann den Auftrag für den Bau des neuen Gerätewagen-Atemschutz erhalten. Künftig wird das Material nicht mehr in Fächern verstaut, sondern auf Rollwagen unter strikter Einhaltung der Schwarz-Weißtrennung. Schlingmann hat allerdings momentan viel zu tun. Die Auslieferung wird also noch etwas dauern.
Frage Redaktion:
Während unseres Gesprächs ist gerade die Nachricht hereingekommen, dass Karl-Heinz Banse aus Niedersachsen von der 67. Delegiertenversammlung bereits im ersten Wahlgang (online) zum neuen Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) gewählt wurde. Was sagst Du dazu?
Bernd Kröger:
Da bin ich nicht überrascht. Mit dem Ergebnis war zu rechnen. Ob das einen Neuanfang bringt, sehe ich aber sehr skeptisch.
Redaktion:
Bernd, vielen Dank für das Gespräch.
Bernd Kröger:
Ich danke auch. Und bleibt bitte alle gesund!
-Vo-