Katastrophenschutz NRW: Gemeinsam die Lage meistern

Fortbildungsveranstaltung der Mobilen Führungsunterstützung in Minden-Hahlen  

bild 011 unwetterDetmold/Minden-Hahlen.  Bei einer Großschadenslage sind zahlreiche Helfer im Einsatz. Doch wie  können Katastrophenschutzprofis die Einsatzleitung vor Ort optimal unterstützen? Zu diesem Thema haben sich erst kürzlich rund 70 Führungskräfte der Feuerwehren, großen Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks aus OWL in Minden-Hahlen getroffen. Die Ehrenamtlichen gehören zur Mobilen Führungsunterstützung (MoFüSt) des Landes NRW. Zuletzt waren sie im Landkreis Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) im Einsatz, wo die  Hochwasserkatastrophe besonders schwere Zerstörungen anrichtete.

Zum MoFüSt-Kommando aus OWL zählten damals 32 Führungskräfte der „nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr“. Sie bezogen vom 26. bis 29. Juli in der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung Quartier (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). Von dort aus koordinierten sie die Heranführung der Kräfte, übernahmen die Einrichtung von Bereitstellungsräumen und sorgten für aktuelle Personalübersichten. Alarmiert und entsandt hatte sie die Bezirksregierung Detmold im Rahmen der sogenannten überörtlichen Hilfe.

DSC 0340Die Mitglieder der Mobilen Führungsunterstützung werden von der Bezirksregierung entsandt,
um der örtlichen Einsatzleitung bei einer großen Schadenslage zur Seite zu stehen.
(Symbolfoto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

bild 011 unwetterMitglieder der MoFüSt Bezirk Detmold waren zuletzt im Landkreis Ahrweiler im Einsatz,
wo die Hochwasserkatastrophe verheerende Schäden angerichtete.
(Foto: THW/Lukas Hannig)

 

DSC 0020Philipp Mantel (r), hier bei einer Übung im Kreis Paderborn, leitet das Dezernat für Gefahrenabwehr der Bezirksregierung.
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)  

 

 

Fortbildung vertieft gegenseitiges Verständnis

Die Mitglieder der MoFüSt blickten während der Fortbildungsveranstaltung auf die dramatischen Ereignisse im Ahrtal zurück. Sie bereiteten sich aber auch auf künftige Einsätze vor. „Im Zentrum steht die Sicherung der Einsatzbereitschaft der ehrenamtlichen Führungskräfte, um bei einer Anforderung die jeweilige Einsatzleitung  jederzeit unterstützen zu können“, sagte Philipp Mantel, Leiter des Dezernats für Gefahrenabwehr der Bezirksregierung. Die Teilnehmer der verschiedenen Organisationen verfügen über ganz unterschiedliches Fachwissen. „Es ist deshalb wichtig, dass die Mitglieder der MoFüSt ihre Fähigkeiten gegenseitig kennenlernen und nutzen.“  Die Arbeit des Ständigen Stabs beim Polizeipräsidium Bielefeld bildete den Schwerpunkt des diesjährigen Treffens. Er ist für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von besonderen Einsatzlagen, wie beispielsweise größeren Einsätzen anlässlich von Demonstrationen oder Veranstaltungen, zuständig. Ein Polizeibeamter erläuterte Einzelheiten. Dabei seien die unterschiedlichen Sichtweisen von Polizei und Katastrophenschutz auf die Einsatzlage deutlich geworden, erklärte Mantel. Die Arbeitsweise der Stäbe weise dafür viele Gemeinsamkeiten auf. „Der Einsatz von Verbindungspersonen ist deshalb wichtig, um erfolgreich zusammenzuarbeiten.“ Zu den weiteren Themen des Treffens zählten die Änderungen im „Besetzungs- und Alarmierungskonzept“ sowie die Vorstellung des „Energiemoduls NRW“ und des „Verpflegungsmoduls NRW“.

 

Vorgeplante Hilfe

Um bei einem größeren Schadensfall schnell und effektiv helfen zu können, hat  NRW die Aktivierung von Einsatzkräften, im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern, vorgeplant. Stehen örtliche Einheiten nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung, unterstützen zunächst  Kräfte aus den Nachbarkommunen im Rahmen der gegenseitigen Hilfe. Werden bei  einer außergewöhnlich schweren Schadenslage weitere Einheiten benötigt, kann die Einsatzleitung zusätzlich landesweit einheitlich definierte und vorgeplante Einheiten der überörtlichen Hilfe aus dem gesamten Regierungsbezirk und den übrigen Landesteilen über die zuständige Bezirksregierung anfordern.  Vorgehalten werden Einsatzeinheiten mit unterschiedlichen Spezialisierungen, wie Patiententransport, Technische Hilfeleistung, Brandbekämpfung, Logistik und Wasserrettung.

Unter Umständen bedarf auch die Einsatzleitung selbst einer Unterstützung, um die ihr unterstellten Einheiten dauerhaft effizient einsetzen zu können. Bereits in den Jahren 2003/2004 wurde deshalb in NRW die Grundidee einer mobilen (Einheit zur) Führungsunterstützung – kurz MoFüSt – entwickelt.  Mittlerweile hat sich das System erfolgreich etabliert.  In jedem der fünf NRW-Regierungsbezirke (Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln u. Münster) hat die zuständige Bezirksregierung eine FoFüSt vorgeplant.  Vorgesehen ist eine stufenweise Hilfe:   Unterstützung der zuständigen Einsatzleitung durch eine einzelne Führungskraft (Stufe 1), Stellung einer Führungsgruppe,  beispielsweise für eine Einsatzabschnittleitung (Stufe 2)  oder Stellung eines kompletten Führungsstabes (Stufe 3), bestehend aus den Sachgebieten S 1 (Personal), S 2 (Lage), S 3 (Einsatz), S 4 (Versorgung), S 5 (Presse- u. Medienarbeit) und   S 6 (Information u. Kommunikation).   Die MoFüSt wird dabei im Auftrag und zur Unterstützung des bestellten Einsatzleiters tätig. Eine vollständige Übertragung der Gesamteinsatzleitung ist ausdrücklich nicht vorgesehen.

 

Bundesamt wird Kompetenzzentrum   

Währenddessen soll die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen im Katastrophenfall verbessert werden - die Verantwortung für das Krisenmanagement aber bei den Ländern und Kommunen verbleiben. Denn die Bewältigung von außergewöhnlichen Schadenslagen und eine schnelle Abwehr akuter Gefahren können nur vor Ort erfolgen. Die Ereignisse während der Hochwasserkatastrophe haben diese Einschätzung auf dramatische Weise bestätigt. Mittlerweile hat die Innenministerkonferenz (IMK) ein gemeinsames „Bund-Länder-Kompetenzzentrum für den Bevölkerungsschutz“ beschlossen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) soll dazu neu ausgerichtet werden.

(Bezirksregierung Detmold, Redaktion: kfv-herford.de)

                                                                                                                                                    -Vo-

045 PM MoFuest Fobi 221121Die Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung in Minden-Hahlen informieren sich über das „Energiemodul“ und
das „Verpflegungsmodul“ des Katastrophenschutzes NRW.
(Foto: Bezirksregierung Detmold)