Bedingt alltagstauglich

Feuerwehr Herford testet E-RTW

csm elektro rettungswagen b1129bcd7aHerford. Zwei Wochen lang hat die Feuerwehr Herford einen Rettungswagen mit Elektroantrieb getestet. Am Ende fiel das Fazit eher nüchtern aus. Die Notfallsanitäter bemängelten vor allem eine zu geringe Akku-Reichweite. Das Fahrzeug, ein umgebauter Mercedes-Sprinter, sei dadurch in ländlichen Regionen nur bedingt alltagstauglich, so die Einschätzung von Lutz Kölling, Leiter der Hauptamtlichen Wache Herford. Die E-Ambulanz ist Innovationsträger des Unternehmens Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH (WAS) aus Emsbüren im Emsland, einem der führenden deutschen Hersteller von Rettungswagen und Sonderfahrzeugen. Zuvor war der Stromer auch in anderen Kommunen getestet worden.

Für den Antrieb des „WAS 500 E-RTW“ sorgt ein Elektromotor mit einer Systemleistung von 270 PS (200 kW). Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Als Energiespeicher dient ein schweres Akkupaket, in dem eine Kapazität von 87 kWh steckt. Das System arbeitet mit einer Spannung von 400 Volt. Unter realen Bedingungen könne mit einer Akkuladung eine Strecke von rund 200 Kilometern zurückgelegt werden, verspricht WAS. Die Stromversorgung für die medizinische Ausstattung einschließlich der Klimatechnik und Lüftung ist dabei vollständig gewährleistet. Die Cockpit-Anzeige im Mercedes-Sprinter gibt ständig Auskunft über die Restreichweite, den Ladezustand und Energieverbrauch. Nach Angaben des Unternehmens kommen in der Batterie sogenannte Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) zum Einsatz, die als besonders langlebig und sicher gelten. In Bezug auf die Entflammbarkeit gebe es allerdings laut Karlsruher Institut für Technologie keine wesentlichen Unterschiede zu anderen Lithium-Batterietypen.

csm elektro rettungswagen b1129bcd7aDer Rettungsdienst der Stadt Herford, darunter Notfallsanitäter Maik Balke (Foto) haben den E-RTW des Unternehmens WAS einem ausgiebigen Test unterzogen. (Foto: Feuerwehr Herford)

Für kurze innerstädtische Einsatzfahrten könne der E-RTW gut eingesetzt werden, erklärte Lutz Kölling. „Wir müssen aber auch weitere Strecken über Land zurücklegen oder mehrere Einsätze direkt hintereinander abarbeiten. Und da ist die geringe Batteriekapazität, die lediglich für 150 bis 200 Kilometer reicht, nicht praktikabel.“ WAS hat seine E-Ambulanz zwar mit einem Kofferaufbau in Leichtbauweise versehen, was Antriebsenergie spart, trotzdem bringt das Fahrzeug rund 5,5 Tonnen auf die Waage. Deshalb kann der „WAS 500 E-RTW“ nur mit Zwischenladungen an den Krankenhäusern und Wachen ganztägig eingesetzt werden. „Nach maximal dreieinhalb Stunden ist die Batterie wieder aufgeladen“, sagt WAS. Im 22-kW-Modus können dafür ganz bequem die vorhandenen Standard-400-V-CEE-Steckdosen mit 32-Ampere-Absicherung genutzt werden. Schon ein Zwischenladen von nur 20 bis 30 Minuten am Standort führt zu einer signifikanten Verlängerung der Reichweite von rund 30 Kilometern. „Das hat uns alles nicht überzeugt“, bedauert Lutz Kölling. Hinzu kommen die höheren Anschaffungskosten. Für einen neuen Rettungswagen mit Dieselantrieb sind bereits rund 260.000 Euro fällig. Die Umrüstung zum Stromer kostet weitere 60.000 Euro. Dafür seien die Betriebskosten des E-RTW bei einer Nutzungsdauer von sieben Jahren und einer Jahresfahrleistung von 40.000 Kilometern um 34 Prozent geringer, meint der Anbieter aus dem Emsland.
Das Unternehmen hatte bereits auf der RETTmobil 2018 in Fulda einen Konzept-RTW vorgestellt, der über einen Elektroantrieb verfügte. Es dauerte dann aber noch zwei weitere Jahre, bis die WAS-Experten einen E-RTW auf Basis des Modells „500“ anbieten konnten. Die Ursache lag darin, dass kein Serienfahrgestell der 5,5-Tonnen-Klasse mit Elektromotor zu bekommen war. So musste die Umrüstung von Diesel- auf Elektroantrieb von Partnerbetrieben vorgenommen werden. Auf diese Weise soll der „WAS 500 E-RTW“ auch künftig produziert werden; denn die großen Fahrzeughersteller bieten noch immer keine geeigneten Modelle „von der Stange“ an. (Redaktion: kfv-herford.de)

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