RETTmobil meldet sich zurück

Fachmesse für Rettung und Mobilität findet zum 20. Mal in Fulda statt

DSC 8261Fulda. Nach einer zweijährigen Zwangspause hat sich die Rettmobil International eindrucksvoll zurückgemeldet. Rund 22.000 Besucher strömten vom 11. bis 13. Mai 2022 über das Messegelände im osthessischen Fulda, wo insgesamt 467 Aussteller aus 25 Ländern die neuesten Innovationen aus den Bereichen Rettung und Mobilität präsentierten. „Der Restart ist gelungen“, sagte ein erleichterter Manfred Hommel, Geschäftsführer der Fuldaer Messegesellschaft. „Viele Aussteller haben uns die Treue gehalten.“ Die Rettmobil International versteht sich als Plattform für das gesamte Rettungswesen. Hier trifft sich die Branche, werden Netzwerke gepflegt und ausgebaut.

Das erfolgreiche Konzept der Messe bildet seit vielen Jahren eine Kombination aus Fachausstellung, Fachkongress mit medizinisch-wissenschaftlichen Fortbildungen und praktischen Vorführungen. Die Rettmobil mache Einsatzfahrzeuge, Rettungstechniken bis hin zu medizinischem Gerät und Equipment erlebbar, so die Organisatoren.
Christian Reuter, der Generalsekretär des DRK, hatte die Schirmherrschaft für die 20. Neuauflage des Messeevents übernommen. Der gebürtige Münsteraner richtete in seiner Eröffnungsrede deutliche Worte an die politisch Verantwortlichen in Berlin. Man habe das Gefühl, dass im Katastrophenschutz alles abgeschafft worden sei, was jetzt dringend gebraucht werde. Nach Flüchtlingswelle, Corona-Pandemie, Flutkatastrophe und Ukraine-Krieg werde immer deutlicher, dass man nicht in einer krisenfreien Welt lebe. „Ich weiß nicht, was noch passieren muss, um die Bundespolitik zu überzeugen, dass hier was gemacht werden muss“, erklärte Reuter, der ein Ende der „Streichorgien“ zu Lasten des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes forderte. Der Bund solle stattdessen zwei Milliarden Euro(!) für den Zivil- und Katastrophenschutz bereitstellen. DRK und Deutscher Feuerwehr-Verband (DFV) nahmen im Anschluss Spendenschecks über insgesamt 26.000 Euro entgegen, die für Hilfsmaßnahmen in der Ukraine bestimmt sind. Die Interessengemeinschaft der Hersteller von Kranken- und Rettungsfahrzeugen e.V. (IKR) hatte den Betrag als ideeller Träger der Rettmobil International zur Verfügung gestellt.

DSC 8261Die 20. Rettmobil International lockte rund 22.000 Besucher auf das Messegelände in Fulda.
(Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

DSC 7181DRK-Generalsekretär Christian Reuter hat die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen. Er fordert vom Bund zwei Milliarden Euro für den Zivil- und Katastrophenschutz. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

Premiere für den ID. Buzz Cargo

Die E-Mobilität zählte in Fulda zu einem Schwerpunktthema. So präsentierte Mercedes-Benz auf der diesjährigen Rettmobil International ausschließlich Fahrzeuge, die über einen batterieelektrischen Antrieb verfügten. Dazu zählten der gemeinsam mit Ambulanz Mobile (Schönebeck/ Sachsen-Anhalt) entwickelte Krankentransportwagen (KTW) auf Basis des eSprinters, ein eVito Tourer und der EQC 400 4Matic als Notarzteinsatzfahrzeug (NEF). „Das ist ein Beleg dafür, dass elektro-mobile Lösungen auch für die Rettungsbranche an Bedeutung gewinnen“, meinte Messegeschäftsführer Hommel. Der eKTW besitzt eine Reichweite, die ausreichend dimensioniert ist, um sowohl in der Stadt als auch im „urbanen Umfeld“ emissionsfrei unterwegs zu sein. Um das Gewicht des schweren Batteriepakets zu kompensieren, wurden für den Ausbau des Patientenraums besonders leichte und trotzdem hochwertige Materialen verwendet. Die 3,5-Tonnen-Grenze wird auf diese Weise nicht überschritten. Der eSprinter ist als Basisfahrzeug mit einem 85 kW (116 PS) Elektromotor ausgestattet. Im Schnelllademodus kann die Hochvoltbatterie innerhalb von 20 Minuten wieder aufgefüllt werden. „Vollelektrisch, voll vernetzt, vollkommen neu gedacht“: Volkswagen hat seine „ID.-Familie“ erweitert. Der ID. Buzz Cargo feierte auf der Rettmobil seine Messepremiere in Deutschland. Die Wolfsburger zeigten daneben ihre Elektro-Bestseller ID.3 und ID.4 sowie eine Umbaulösung zum Rettungswagen auf Basis des e-Crafters. Am Stand der Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH (WAS) aus dem niedersächsischen Emsbüren gab es die E-Ambulanz auf Basis des Modells „WAS 500“ zu sehen. Das Unternehmen hatte im Vorfeld einen Prototyp des Fahrzeugs auf Praxistour quer durch Deutschland geschickt. Am Ende war der E-RTW der 5,5-Tonnen-Klasse in insgesamt 20 Regionen im Einsatz - darunter im Stadtgebiet Herford (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). Das Ergebnis von 229 Einsatztagen, 20.784 Kilometern und 1.235 Einsätzen konnte am WAS-Stand begutachtet werden. „Das Feedback aus den Testphasen lässt erkennen, dass wir generell auf dem richtigen Weg sind“, sagte WAS-Geschäftsführer Andreas Plöger.

DSC 7790Die großen Fahrzeughersteller haben bereits einige e-Einsatzfahrzeuge im Programm – so wie Mercedes-Benz den EQC als Notarzteinsatzfahrzeug und … (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

DSC 7804… den eSprinter als Krankentransportwagen, der gemeinsam mit Ambulanz Mobile entwickelt wurde. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

DSC 7830Messepremiere für den ID. Buzz Cargo von Volkswagen (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

Die Feuerwehr Fulda widmete sich ebenfalls dem Thema E-Mobilität. Welche Gefahren bestehen für die Einsatzkräfte und wie können sie sich vorbereiten? Wo sind die Vor- und Nachteile von Wassercontainern bzw. mobilen Behältern zu sehen? Auf dem Messegelände demonstrierten Feuerwehrchef Thomas Helmer und seine Mannschaft die einsatztaktischen Grundlagen bei einem E-Fahrzeugbrand. So verpackten die Feuerwehrleute einen PKW in eine korbförmige Kunststoffplane („Recover-E-Bag“), die sie anschließend mit Wasser füllten. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich die Akkus eines E-Autos nach Abschluss der Löscharbeiten nicht erneut entzünden. Das DRK Fulda präsentierte währenddessen den Einsatz moderner Drohnentechnik für die Personensuche. Für viel Aufmerksamkeit sorgten die Höhenretter der Werkfeuerwehr Kali und Salz, die mit ihrem Teleskopmast 42 (TM 42) angerückt waren. Prof. Dr. Peter Sefrin, eine Leitfigur des deutschen Rettungswesens, hatte auch in diesem Jahr die wissenschaftliche Leitung der Rettmobil International übernommen. Die Themen Schnittstellen und Technik im Rettungsdienst, Kindernotfälle und Telenotfallmedizin zählten unter anderem zum medizinisch-rettungsdienstlichen Fortbildungsprogramm der Messe.

„FIREmobil“ angekündigt: Vorführungen mit Löschflugzeugen?

Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehr-Verbandes, stellte in Fulda die „Firemobil“ in Aussicht, die im kommenden Jahr auf einem ehemaligen Militärflugplatz im brandenburgischen Welzow stattfinden soll. Offenbar wird dabei auch über Praxisvorführungen mit Löschflugzeugen nachgedacht, die bislang in Deutschland noch nicht zur Verfügung stehen. „Wir wollen zeigen, wie die Dinge funktionieren“, so Banse, „und Brandburg ist hierfür der ideale Standort.“ Fulda wird hingegen mindestens bis 2030 Veranstaltungsort der Rettmobil International bleiben. Das bekräftigte Geschäftsführer Manfred Hommel. Der gute Verlauf der diesjährigen Veranstaltung dürfte ihn in seiner Entscheidung bestärkt haben. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

 

DSC 1549Einsatzkräfte der Feuerwehr Fulda verpacken ein „E-Auto“ in eine Spezialfolie. Sie wird anschließend mit Wasser gefüllt, um zu vermeiden, dass sich das Akkupaket erneut entzündet. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

DSC 1304Die Höhenretter der Werkfeuerwehr Kali und Salz zeigen eine anspruchsvolle Übung. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

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DSC 7348Die Drohnenstaffel des DRK Fulda verfügt über ein umfangreiches Equipment zur Personensuche. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

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DSC 7907Für die patientenschonende Rettung haben die Einsatzkräfte eine große Zugangsöffnung geschaffen. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

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DSC 7260DFV-Präsident Karl-Heinz Banse stellt eine weitere Messe in Aussicht: Im kommenden Jahr soll erstmals die „Firemobil“ im brandenburgischen Welzow stattfinden. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

DSC 7614DRK-Generalsekretär Christian Reuter u. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse (2. u. 3. v.l.) neben Messechef Manfred Hommel (l). Sie bekommen Spendenschecks für Ukraine-Hilfsmaßnahmen überreicht. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)

DJI 0002Die 21. Rettmobil International findet vom 10. bis 12. Mai 2023 in Fulda statt. (Foto: Messe Rettmobil International GmbH)