Von der Löschübung bis zur Wasserbombenschlacht!

Jugendfeuerwehren veranstalten Actionday

20220806 134806Kreis Herford/Hiddenhausen. Auf dem Gelände der Olof-Palme-Gesamtschule in Hiddenhausen-Lippinghausen herrschte bereits am Samstag (6.08.2022) großer Trubel. Allerdings war nicht etwa der Schulstart vorverlegt worden, vielmehr veranstalteten die Jugendfeuerwehren aus dem Kreis Herford zum ersten Mal einen „Actionday“. Etwa 180 Nachwuchsfeuerwehrleute waren mit von der Partie. Sie absolvierten an mehreren Stationen kleinere Übungen, stellten dabei ihr Feuerwehrwissen unter Beweis und zeigten zudem Teamgeist und sportlichen Ehrgeiz. Am Ende gab es weder Gewinner noch Verlierer. „Spiel und Spaß standen dafür im Vordergrund“, so Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier.

Am letzten Ferienwochenende gehen die Jugendfeuerwehrleute eigentlich auf große Fahrt. Doch das traditionelle Kreisjugendzeltlager musste in diesem Jahr erneut ausfallen. „Wegen der Corona-Pandemie fehlte uns einfach die Planungssicherheit für eine solch große Veranstaltung“, so Meier. Das Jugendforum – Nachwuchsfeuerwehrleute aus allen neun Städten und Gemeinden im Wittekindsland sind hier vertreten – organisierte mit dem „Actionday“ kurzerhand eine Ersatzveranstaltung. „Wir haben die Jugendlichen natürlich bei der Umsetzung ihres Programms unterstützt, erklärte die Kreisjugendfeuerwehrwartin. Am Samstagmittag gingen 13 Jugendfeuerwehren an den Start, um die neun Stationen auf dem Schulgelände zu absolvieren.

Nullsicht im Klassenraum

Aus einem Klassenzimmer drang dichter Rauch. Zwei Schüler, so erfuhren die Einsatzkräfte der Jugendfeuerwehr Bünde, seien vermisst. Ilias (14), Ben-Louis (14), Marvin (12) und Henrik (13) rüsteten sich mit Atemschutzgeräten aus. Es handelte sich allerdings um Übungsgeräte und die hinlänglich bekannten FFP2-Masken. Mit zwei Hohlstrahlrohren im Anschlag rückten die Jugendlichen in den Klassenraum vor und tasteten sich bei Nullsicht an der Wand entlang. Am Ende brachten sie die Statisten innerhalb weniger Minuten in Sicherheit. Jugendsprecher Marvin Henseler zeigte sich begeistert: „Das ist ein gutes Gefühl, eine Person gerettet zu haben!“ An der nächsten Station stand eine spielerische Übung zur „Technischen Hilfe“ auf dem Programm. Die Jungfeuerwehrleute hatten eine Holz-Klapp-Bank aufzustellen, ohne diese mit den Händen zu berühren. Ein darauf stehendes Wasserglas durfte nicht umkippen. Niclas (14), Henry (10) und Tyler (14) von der Jugendfeuerwehr Vlotho lösten die Aufgabe mit Hilfe eines pneumatischen Hebekissens und von Unterleghölzern, die bereitlagen. Weiter ging es zum „Fahrzeug-ABC“, wo die teilnehmenden Gruppen die Ausrüstung eines Löschfahrzeugs zu erklären hatten – von A, wie A-Saugschlauch, bis Z, wie Zumischer. Feuerwehrknoten dienen im Einsatzalltag zum Befestigen von Geräten, zum Verbinden von Leinen oder Retten und Sichern und Personen. Am Samstag führten die Jungfeuerwehrleute Zimmermannsschlag, Mastwurf und Kreuzknoten vor. Geräte, wie Verteiler, Übergangsstück und Überflurhydrantenschlüssel, ertasteten sie an einer anderen Station mit verbundenen Augen.

20220806 134806(v.l.) Ilias, Ben-Louis, Marvin und Henrik von der Jugendfeuerwehr Bünde machen sich bereit, um zwei „vermisste Personen“ aus einem verrauchten Klassenraum zu retten.

30:2-Rhythmus

Annika Nitschke und Lennart Wilkening vom Roten Kreuz Herford-Stadt testeten den Nachwuchs in Erster-Hilfe. Die Jugendlichen zeigten, wie eine bewusstlose Person in die stabile Seitenlage gebracht wird. Eine „starke Blutung“ stoppten sie mit einem Druckverband. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Rettungssanitäterin Nitschke erklärte dem Feuerwehrnachwuchs deshalb die Herzdruckmassage an einer Reanimationspuppe. Die Jugendfeuerwehr Rödinghausen demonstrierte im Anschluss ihr neues Wissen: Leon (10) drückte 30 Mal kräftig mit seinen Handballen auf den Brustkorb des „Patienten“ und Torben (10) beamtete ihn danach zweimal mit einem Beatmungsbeutel. „Diesen 30:2-Rhythmus müsst ihr beibehalten, bis die Person aufwacht, wieder normal atmet oder der Rettungsdienst eintrifft“, erklärte Nitschke. Wichtig ist zudem, dass unter der „112“ genaue Angaben zum Notfallort gemacht werden und die Art des Notfalls näher beschrieben wird. Der Feuerwehrnachwuchs übte das gleich im Anschluss am „Notruftelefon“.

20220806 124848Erste Hilfe mit dem Roten Kreuz: (v.l.) Rettungssanitäterin Annika Nitschke zusammen mit Chris, Torben und Leon von der Jugendfeuerwehr Rödinghausen, die an einer Reanimationspuppe die Herzdruckmassage üben.

Die Leistungsspange gilt als höchste Auszeichnung, die ein Mitglied der Jugendfeuerwehr erwerben kann. Zu dem Wettbewerb der Deutschen Jugendfeuerwehr zählt unter anderem eine Löschübung, bei der drei C-Rohre vorzunehmen sind. Beim „Actionday“ übte der Feuerwehrnachwuchs den Ablauf nach den Regeln des Bundeswettbewerbs. Wassertrupp und Schlauchtrupp kümmerten sich um den Aufbau der Saugleitung, während der Angriffstrupp das erste C-Rohr in Richtung Zielfeuer vornahm. Die Jugendlichen überwanden Hindernisse, wie „Wassergraben“ und Leiterwand. Die Angriffsleitung zum „mittleren Brandabschnitt“ verlegten sie durch einen Kriechtunnel. Feuerwehrleute der Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor hatten an diesem besonderen Tag ihr historisches Tragkraftspritzenfahrzeug a.D. der Marke Ford-Transit (Baujahr 1971) aus der Garage geholt. Damit standen Tragkraftspritze (Baujahr 1960), Schläuche und Strahlrohre für die Übung zur Verfügung.

DSC 0308Wassertrupp und Schlauchtrupp der Jugendfeuerwehr Herford-Mitte kuppeln gemeinsam die Saugleitung.

Verpflegung vom Grill und Süßigkeiten an der Candy Bar

Ballon mit Wasser auffüllen, zuknoten und zielen: Eine riesige Wasserbombenschlacht sorgte am späten Nachmittag für die nötige Abkühlung. „Das ist beim Kreisjugendzeltlager ebenfalls Tradition!“, so Natascha Meier. Die Verpflegungszüge Bünde-Hunnebrock und Löhne Gohfeld-Wittel versorgten die Teilnehmer danach mit Leckereien vom Grill. Später stand noch ein Unihockey-Turnier in der Sporthalle auf dem Programm. Zwischendurch versorgten sich die Jugendlichen an der Candy Bar mit Süßigkeiten. Natascha Meier und ihre beiden Stellvertreter, Fabian Stadelmann und Michael Huß, zogen am Samstagabend ein positives Fazit. Der Actionday sei gut angekommen, so Meier. Das Zeltlagerfair mit Luftmatratze, Schlafsack, Badesee und Lagerfeuer habe allerdings gefehlt. „Nächstes Jahr soll es deshalb wieder ein Kreisjugendzeltlager geben!“ Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Stellvertreter Holger Klann, die beide als Gäste an der Veranstaltung teilnahmen, sahen das genauso.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

 

DSC 0251Nachwuchseinsatzkräfte der Löschgruppe Herford-Elverdissen mit den Ausbildern Frederic Clemm (l) und Thomas Graf (r)

DSC 0253Unter „schwerem Atemschutz“ rücken zwei Trupps in den verrauchten Klassenraum vor.

DSC 0249Viel Fingerspitzengefühl zeigen die Jungfeuerwehrleute bei der „Technischen Hilfe“. Eine Holz-Klapp-Bank wird mit einem pneumatischen Hebekissen aufgerichtet.

DSC 0244Die Jugendfeuerwehr Vlotho mit (v.l.) Niclas, Jugendwart Philipp Korte, Henry, Betreuerin Kim Tismer und Tyler hat die Aufgabe problemlos gemeistert.

DSC 0242(v.l.) Joel, Betreuerin Lisa Perner, Florian, Ausbilder Stefan Meier u. Mattis von der Jugendfeuerwehr Löhne-Obernbeck an der Station Knoten u. Stiche.

DSC 0238Beim Actionday ist Teamarbeit gefragt, wie die Jugendfeuerwehr Hiddenhausen Schweicheln-Bermbeck bei einem der Geschicklichkeitsspiele demonstriert.

DSC 0256Gruppe Löhne-Mennighüffen

DSC 0258Gruppe Kirchlengern

DSC 0273Die Jugendfeuerwehr Herford-Elverdissen stellt ihr Feuerwehrwissen an der Station „Fahrzeug-ABC“ unter Beweis.

DSC 0275Melissa hat den Buchstaben „B“ gezogen. Sie erläutert Ausbilder Dustin Diekmann Aufbau und Funktion eines B-Mehrzweckstrahlrohres.

DSC 0277Gruppe Herford-Mitte

DSC 0283Mit verbundenen Augen erraten Mats (l) und Lukas Feuerwehrgeräte, die Jugendwart Christopher Kastner (l) und Betreuer Dominik Mau in zwei Kisten verstaut haben.

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20220806 132041(v.l.) Mayra, Rettungssanitäter Lennart Wilkening, Kim-Nahla, Ronja u. Johanna von der Jugendfeuerwehr Gohfeld-Wittel demonstrieren, wie ein Druckverband angelegt wird.

20220806 141336Stellv. Kreisjugendfeuerwehrwart Michael Huß (l) erklärt den Jugendlichen die Regeln des Bundeswettbewerbs der Deutschen Jugendfeuerwehr.

DSC 0262Angriffs-, Wassertrupp- und Schlauchtrupp der Jugendfeuerwehr Herford-Schwarzenmoor stehen bereit, um den Löschangriff mit drei C-Rohren vorzuführen.

DSC 0265Die Schläuche werden in Richtung „Zielfeuer“ verlegt.

DSC 0268Das Kuppeln der Saugleitung erfolgt nach einem festgelegten Ablauf.

DSC 0269Beim Anlegen der Halteleine gibt es noch Übungsbedarf. Ausbilder Peter Lücking (Mitte) hilft weiter.

DSC 0319Für den Angriffstrupp geht es über die Leiterwand.

DSC 0310Schlauchtransport durch den Kriechtunnel

DSC 0312Angriffs- u. Wassertrupp der Jugendfeuerwehr Herford-Mitte mit Löschzugführer Andreas Wiegner (l).

DSC 0313Stellv. Kreisjugendfeuerwehrwart Michael Huß (Mitte) übernimmt das Ausfüllen der Laufkarten.

DSC 0233Feuerwehrleute der Löschgruppe Herford-Schwarzenmoor haben an diesem besonderen Tag ihr historisches Tragkraftspritzenfahrzeug a.D. der Marke Ford-Transit aus der Garage geholt.

DSC 0288Gruppe Gohfeld-Wittel

DSC 0320Die Vorbereitungen zur „Wasserbombenschlacht“ laufen auf Hochtouren.

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DSC 0343Die Mannschaften der Löschzüge Bünde-Hunnebrock und Löhne Gohfeld-Wittel kümmern sich um die Verpflegung der Jugendlichen und Betreuer.

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DSC 0346An der Candy Bar deckt sich der Feuerwehrnachwuchs mit süßen Leckereien ein.

DSC 0352Sportlich findet der „Actionday“ seinen Ausklang.

DSC 0355In der Sporthalle wird Unihockey gespielt.