Großbrand in Exter
Vlotho. In Vlotho-Exter stand am Montagnachmittag (22.08.2022) eine Lager- und Produktionshalle in Flammen. Etwa 150 Feuerwehrleute, darunter Kräfte aus den Nachbarkreisen Lippe und Minden-Lübbecke, rückten an. Sie verhinderten, dass der Brand auf den gesamten Industriekomplex übergriff. Verletzt wurde niemand; es entstand allerdings ein Millionenschaden. Wegen der starken Rauchentwicklung wurde die Bevölkerung unter anderem per Handy-Warn-App gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Klima- und Lüftungsanlagen auszuschalten.
Um 14.11 Uhr waren die zuständige Löschgruppe Exter und der Löschzug Vlotho unter dem Stichwort „Feuer Stufe 2“ alarmiert worden. „Zu diesem Zeitpunkt war aus acht Kilometern Entfernung bereits eine riesige Rauchwolke zu sehen“, berichtete Einsatzleiter Torsten Sievering. Als die ersten Kräfte vor Ort eintrafen, schlugen die Flammen schon aus dem Obergeschoss der Lager- und Produktionshalle an der Herforder Straße, sodass nur die Brandbekämpfung im Außenangriff möglich blieb. Sievering veranlasste deshalb umgehend die Erhöhung der Alarmierungsstufen: Um 14.14 Uhr löste die Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen „Feuer Stufe 3“ und um 14.18 Uhr schließlich Vollalarm für die komplette Feuerwehr der Weserstadt aus. Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Stellvertreter Holger Klann eilten ebenfalls zur Unglücksstelle. Offenbar lagerten in dem Industriekomplex große Mengen an Polyolefinschaum. Mitarbeiter der Innoplex GmbH hatten aus den bis zu 40 Meter langen Bahnen kurz zuvor noch Fugenfüllstreifen für die Bauindustrie zugeschnitten. Die Belegschaft des Unternehmens Knefelkamp war zu diesem Zeitpunkt im Erdgeschoss des Gebäudes mit Logistik-Dienstleistungen beschäftigt. Eigene Löschversuche der Angestellten mit Feuerlöschern waren fehlgeschlagen. Am Ende flüchteten alle Mitarbeiter unverletzt ins Freie; denn die Kunststoffballen brannten nun wie Zunder.
Zisterne, Hydrant und Pendelverkehr
Kräfte der Löschgruppe Exter schützten zunächst ein Wohnhaus, das sich rechts neben dem Firmengelände befindet. Die Bewohnerin, eine ältere Dame, war bereits zuvor in Sicherheit gebracht worden. Die Wehrleute bildeten mit mehreren Strahlrohren eine Wasserwand und verhinderten so, dass die immense Strahlungswärme an den Nachbargebäuden Schaden anrichtete. Im Brandabschnitt 2, der sich auf der gegenüberliegenden (linken) Hallenseite befand, leitete der Löschzug Vlotho-Mitte Löschmaßnahmen mit dem Tanklöschfahrzeug 4000 ein. Die Feuerwehrleute schöpften das Löschwasser aus einer Zisterne, die 109.000 Liter fasst. Zusätzlich nahmen sie einen Unterflurhydranten an der Straße Auf dem Pulsfeld in Betrieb. Von dort führte eine 200 Meter lange Schlauchleitung zur Einsatzstelle. Weiteres Löschwasser wurde mit Tanklöschfahrzeugen herbeigeschafft. Die Fahrzeuge aus Bünde, Enger, Herford-Diebrock, Hiddenhausen, Vlotho, Kalletal (Kreis Lippe), Bad Salzuflen (Kreis Lippe), Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke) sowie von der Hauptamtlichen Wache Herford pendelten zwischen der Einsatzstelle und der Zapfstelle im Industriegebiet Exter hin und her. Die Einsatzkräfte füllten auf diese Weise die Zisterne immer wieder auf. Zusätzliches Löschwasser wurde im Abrollbehälter „Wasser“ der Kreisfeuerwehrzentrale, der 8.000 Liter fasst, gepuffert und von dort weitergeleitet. Als effektiv erwies sich die Brandbekämpfung über die Wenderohre der Drehleitern aus Hiddenhausen und Löhne. Die Fahrzeuge waren an der Straßen- und linken Gebäudeseite in Stellung gebracht worden.
Feuer an der Brandwand gestoppt
Schließlich verhinderten die Einsatzkräfte, dass die Flammen auf den nächsten Gebäudeabschnitt übersprangen. Trupps unter Atemschutz kontrollierten im Innenangriff ständig die Brandwand. Sie hielt am Ende den enormen Temperaturen stand. Ein 600 Quadratmeter großer Hallentrakt wurde dafür von den Flammen völlig verwüstet. Die Stahlkonstruktion des Trapezblechdachs und Teile der Außenwände stürzten ein. Zuvor hatten Mitarbeiter des Unternehmens Knefelkamp noch eiligst eine Zugmaschine organisiert. Ein Auflieger, der an der Laderampe stand, konnte so gerade noch rechtzeitig weggefahren werden. Feuerwehrleute löschten brennende Trümmerteile, die auf das Dach des Fahrzeugs gefallen waren.
Um 15.30 Uhr meldete Einsatzleiter Torsten Siervering „Feuer unter Kontrolle“. Die Drohnengruppe des Löschzugs Bünde-Mitte spürte letzte Brandnester aus der Luft auf. Währenddessen war der ABC-Zug Herford mit dem ABC-Erkunder und Gerätewagen-Mess angerückt, um die Umgebungsluft zu kontrollieren. Die Rauchsäule war allerdings, begünstigt durch das Wetter, steil nach oben aufgestiegen, sodass durch die Messungen lediglich Schadstoffe im niederschwelligen, nicht gesundheitsschädlichen Bereich festgestellt wurden. Erst in den Nachtstunden kehrten die letzten Kräfte der Löschgruppe Exter zum Standort zurück. Zuvor hatten Beamte der Polizei die Einsatzstelle beschlagnahmt. Brandermittler der Kriminalpolizei übernehmen jetzt die Untersuchungen nach der Brandursache. Im September 2011 hatte der Firmenkomplex schon einmal in Flammen gestanden. Damals produzierten dort noch die Rudolf Nitsche Möbelwerkstätten Wohnmöbel.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Große Mengen Löschwasser werden aus einer Zisterne gefördert.
Die Gebäude auf den Nachbargrundstücken bleiben unversehrt.
Einsatzleiter Torsten Sievering (r) erläutert Bürgermeister Rocco Wilken die Lage.
Wasserentnahmestelle Auf dem Pulsfeld
Wasserversorgung im Pendelverkehr
Ein Teil des Löschwassers wird im Abrollbehälter „Wasser“ gepuffert und von dort weitergeleitet.
Letzte Brandnester lodern im Obergeschoss.
Der 600 Quadratmeter große Hallentrakt wird durch das Feuer völlig zerstört.
Die Drohnengruppe vom Löschzug Bünde-Mitte ist angerückt.
(v.l.) Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Abschnittsleiter Thomas Prüßmeier begutachten …
… die Luftbilder.
Kräfte der Löschgruppe Löhne-Ort koordinieren das Einsatzgeschehen vom Einsatzleitwagen 2 aus.
Mit dem ABC-Erkunder wird die Umgebungsluft auf Schadstoffe untersucht.
Für den Eigenschutz stehen Notarzt und Rettungswagen bereit.
Großbrand in Vlotho-Exter: In einer Lager- und Produktionshalle stehen
große Mengen Polyolefinschaum in Flammen. (Foto: Privat)