1. Familientag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford
Kreis Herford/Kirchlengern. Rund 750 Feuerwehrleute samt ihren Angehörigen haben den ersten Familientag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford besucht, der am Einheitsfeiertag (3.10.2022) auf dem Gelände des Feuerwehrmuseums in Kirchlengern-Häver stattfand. Sie verbrachten bei mildem Herbstwetter einige schöne und unbeschwerte Stunden. Das Blasorchester der Feuerwehr Herford sorgte im Festzelt für stimmungsvolle Musik und Zauberer Frank Katzmarek für überraschende Momente. Währenddessen gewährte das Museum einen tiefen Einblick in seine Sammlung. Am Ende zog Kreisbrandmeister Bernd Kröger ein positives Fazit: „Ich habe nur zufriedene Gesichter gesehen!“
Erstmals hatte der Kreisfeuerwehrverband die gesamte Feuerwehrfamilie eingeladen, um sich auf diese Weise für den ehrenamtlich geleisteten Einsatz und den Verzicht auf viele Stunden Freizeit zu bedanken. „Ich glaube, das war eine gute Entscheidung“, sagte der Kreisbrandmeister während seiner kurzen Ansprache. Aktive, ehemals Aktive, die Mitglieder der Kinder- und Jugendfeuerwehren sowie Unterstützungsabteilungen waren mit ihren Angehörigen zu „Hof Meier Nr. 1“, dem Domizil des Feuerwehrmuseums Kirchlengern-Häver, „gepilgert“.
Der 1. Familientag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford ist ein voller Erfolg.
Rund 750 Feuerwehrleute samt ihren Angehörigen „pilgern“ auf das Gelände des Feuerwehrmuseums in Kirchlengern-Häver.
Fahrzeugschau weckt Erinnerungen
Die historische Feuerwehrsammlung ist in den letzten 30 Jahren gewachsen. Sie umfasst alleine 47 Fahrzeuge, die noch auf eigener Achse rollen, davon zwölf Drehleitern. Zum Familientag präsentierten Museumsleiter Hans Kleemeier und sein Team einige besondere Raritäten, die einst im Kreis Herford zum Einsatz kamen. Darunter das Tanklöschfahrzeug 15 der Feuerwehr Vlotho (Baujahr 1955), das Löschgruppenfahrzeug 8 „Leicht“ der Feuerwehr Kirchlengern (Baujahr 1963) und das Tragkraftspritzenfahrzeug vom Typ Ford Taunus-Transit der Feuerwehr Enger (Baujahr 1963), aber auch die einstige Metz-Drehleiter 30 der Kreisfeuerwehrzentrale mit Staffelkabine (Baujahr 1966), die später nach Enger-Dreyen wechselte. Feuerwehrleute, die einst mit den Fahrzeugen ausrückten, erinnerten sich beim Anblick der Oldtimer: Väter kamen mit ihren Kindern ins Gespräch, Großväter mit ihren Enkeln. „Genau diesen generationsübergreifenden Dialog haben wir uns am Familientag gewünscht“, meinte Holger Klann, stellvertretender Kreisbrandmeister. Derweil erkundeten die kleinen Besucher mit Dreirädern und Balancier-Rollern den Museumsgarten oder vergnügten sich auf der Luftrutsche und Hüpfburg.
Erinnerungen werden wach: Vlothos Wehrführer Torsten Sievering neben dem alten Tanklöschfahrzeug 15 der Weserstadt.
Unterhaltung für kleine und große Gäste
Im Festzelt tauschten die Feuerwehrleute bei Kaffee und Kuchen Erinnerungen aus. Darunter die Gäste der Ehrenabteilungen, wie Kreisbrandmeister a.D. Dieter Wilkening und Ehefrau Brigitte. Schließlich gab es während der langen Corona-Zeit keine Gelegenheit zu einem solch großen Treffen. Das Blasorchester Feuerwehr Herford sorgte unter Leitung von Christian Tölke für stimmungsvolle Melodien. Die Musiker spielten unter anderem das Weserlied, Happy-Marching-Band und Highland Cathedral, eine bekannte Dudelsackmelodie.
DRK-Mann Sven Kampeter („Kampi und Puppe Paul“) sorgte auf dem Museumshof für Aufmerksamkeit unter den kleinen Gästen. Paul, die stets gut gelaunte Puppe mit der Strubbel-Mähne, zeigte den Knirpsen, wie man den Notruf richtig absetzt, ein Warndreieck aufstellt und Verbände anlegt. Lea (8) assistierte ihm dabei. Comedy-Zauberer Frank Katzmarek überraschte anschließend kleine und große Besucher. Er ließ eine Armbanduhr in einem schwarzen Tuch verschwinden, die Sekunden später an seinem Handgelenk wieder auftauchte. Wie von Geisterhand löschte der Bielefelder Texte aus einem Buch, um sie beim nächsten Durchblättern wieder zu präsentieren. Und einen gelben Würfel ließ der Künstler, der auch als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen im Einsatz ist, auf mysteriöse Weise von einem Kästchen in ein anderes wechseln. Katzmarek hatte für seinen Auftritt in Kirchlengern extra den Urlaub verkürzt; er ist nämlich auch (Berufs-)Feuerwehrmann.
„Kampi und Puppe Paul“ erklären den Inhalt eines Verbandkastens. Lea (8) assistiert dem bekannten Duo dabei.
Comedy-Zauberer Frank Katzmarek sorgt für überraschende Momente.
Lederner Löscheimer durfte in keinem Haushalt fehlen
Führungen durch das Feuerwehrmuseum, mit seinen mittlerweile weit mehr als 10.000 Einzelstücken, standen daneben auf dem Programm des Familientags. Die Geschichte der Hubrettungsgeräte bilde einen Schwerpunkt der Ausstellung, so Museumsleiter Hans Kleemeier. „Wir können die Entwicklungsgeschichte von Magirus-Deutz-Drehleitern von 1940 bis 1993 mit unseren Fahrzeugen zeigen.“ Zwei besonders schöne „Rundhauber“ mit Staffelkabinen des einstigen Traditionsunternehmens, eine DL 25 plus 2 (Baujahr 1957) und DL 30 (Baujahr 1958), zogen vor dem Museumsgebäude die Blicke auf sich.
Eine Pferdedrehturmleiter mit 23 Metern Steighöhe, die Feuerwehrpionier Conrad Dietrich Magirus im Jahr 1903 in seiner Werkstatt in Ulm an der Donau zusammenbaute, zählt zu den besonderen Schätzen des Museums. Das zwei Tonnen schwere Gefährt wurde von vier Rappen zur Einsatzstelle gezogen und von sechs Feuerwehrleuten bedient. „Alle Funktionen einer modernen Drehleiter sind bereits vorhanden“, erklärte Mitarbeiter Klaus-Dieter Schulz, „nur ein Abstützsystem gibt es nicht.“ Anno dazumal war der Kampf gegen den „Roten Hahn“, dem Sinnbild für das Feuer, beschwerlich. Vier Männer und auch Frauen bedienten den Schwengel einer Handdruckspritze - solange bis ihnen die Puste ausging. „Die Förderleistung betrug bis zu 200 Liter pro Minute und war damit schon ganz beachtlich“, so Schulz. Zu jener Zeit gab es in jedem Haushalt einen lederner Löscheimer als Kleinlöschgerät. Und die Feuerwehrschläuche bestanden aus Hanfgewebe, ein Material, das erst durch seine Quellfähigkeit dicht wurde. „Besonders in der Anfangsphase eines Feuerwehreinsatzes ging dadurch viel Löschwasser verloren!“
Rundhauber-Drehleitern von Magirus-Deutz, wie diese DL 30 (Baujahr 1958), haben das Feuerwehrmuseum in Fachkreisen bekannt gemacht.
Gute Leistungen mit Pokalen belohnt
Die schnellsten Feuerwehrleute aus dem Kreis Herford kommen übrigens von der Löschgruppe Kirchlengern-Südlengern und vom Löschzug Enger-Mitte. Das hat die Auswertung des diesjährigen Leistungsnachweises ergeben, der eine Woche zuvor (24.09.2022) stattfand. Beim Familientag belohnten Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Stellvertreter Holger Klann die guten Leistungen mit Pokalen. Während die Wehrleute aus der Elsegemeinde beim Gruppen-Wettbewerb überzeugten (Gesamtergebnis 209 Sekunden), gewannen die Aktiven aus der Widukindstadt die Staffelwertung (Gesamtergebnis 189 Sekunden). Der Löschzug Enger-Mitte, die Löschgruppe Bünde-Ahle (Gruppenwertung) sowie der Löschzug Enger-Dreyen und die Löschgruppe Kirchlengern-Mitte (Staffelwertung) freuten sich im Übrigen über zweite und dritte Plätze.
Der Familientag sei ein voller Erfolg gewesen, meinte der Kreisbrandmeister. Eine solch große Veranstaltung sei allerdings nicht jedes Jahr finanzierbar. „Deshalb könnte es in drei Jahren eine Neuauflage geben!“
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Auf „Hof Meier Nr. 1“ herrscht am Einheitsfeiertag viel Trubel.
Die Kinder haben auf der großen „Luftrutsche“ und der …
Hüpfburg ihren Spaß.
(v.l.) Maximilian (6), Mathis (9) und Mona (10) erkunden auf drei Rädern das Museumsgelände.
Stellv. Wehrführer Axel Freitag (Herford), Michael Stiegelmeier, Leiter der Hauptamtlichen Wache Herford a.D., und Wehrführer Karsten Buschmann (Herford)
Feuerwehrabordnung aus Westerenger und Pödinghausen
Wiedersehen beim Familientag: (v.l.) Jugendfeuerwehrwart a.D. Manfred Wauschkuhn (Kirchlengern) und Jugendwart Torsten Stürzebecher (Löhne).
Ehrenkreisbrandmeister Dieter Wilkening und Ehefrau Brigitte haben im Festzelt Platz genommen.
(v.l.) Ehrenwehrführer Dieter Rethmeier (Vlotho) und Wehrführer Frank Rieke (Kirchlengern)
Das Blasorchester Feuerwehr Herford unter Leitung von Christian Tölke …
… sorgt für stimmungsvolle Musik.
Kreisrotkreuzleiter Sven Kampeter erklärt gemeinsam mit Puppe Paul und Assistentin Lea (8), was im Notfall zu tun ist.
(v.l.) Jannis (6), Mathis (9) u. Sven Kampeter
Zauberer Frank Katzmarek sorgt mit seinem „Zauberbuch“ und …
… der „magischen Wäscheleine“ für Verblüffung.
Klaus-Dieter Schulz, ehemaliger stellv. Löschgruppenführer in Osnabrück-Schinkel, führt durch die Feuerwehr-Ausstellung.
Eine Pferdedrehturmleiter (Baujahr 1903) zählt zu den besonderen Raritäten des Museums.
Historische Handdruckspritze der „Freiwilligen Feuerwehr Holsen (Bünde)“ aus dem Jahr 1909
Die Feuerwehrabordnung aus Löhne-Obernbeck mit stellv. Löschgruppenführer Karsten Perner (r) zählt zu den Besuchern der Ausstellung.
Der König’sche Rauchhelm, benannt nach seinem Erfinder, Brandmeister König von der Feuerwehr Hamburg-Altona, gilt als Vorläufer der modernen Atemschutzgeräte.
Dunkles Kapitel: Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden neue Feuerwehrfahrzeuge im Tannengrün der Polizei ausgeliefert. Die freiwilligen Feuerwehrleute behielten allerdings ihre blauen Uniformen.
Mit dieser Maschine der Anker-Werke Bielefeld könnte ein Krad-Melder in den 1950er Jahren unterwegs gewesen sein.
Funktisch der Nebenleitstelle Bünde, die sich noch bis Anfang der 2000er Jahre in Betrieb befand.
Fahrzeug-Status-Übersicht aus dem Bestand der ehemaligen Kreisleitstelle.
Modell eines Kranwagen 16 (Magirus-Uranus), das in mehrjähriger Handarbeit entstand und dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurde. Das Original (Baujahr 1963) war bei der Berufsfeuerwehr Osnabrück im Einsatz und verfügte über einen 12-Zylindermotor mit 250 PS.
Auszeichnung für die Staffeln Enger-Mitte, Enger-Dreyen u. Kirchlengern-Mitte, die beim diesjährigen Leistungsnachweis die vorderen Plätze belegten.
Gute Leistungen werden mit Pokalen belohnt.
Gruppenfoto der Siegermannschaften des Gruppenwettbewerbs, die aus Kirchlengern, Enger und Bünde kommen.
Abordnung des Löschzugs Enger-Dreyen vor der ehemaligen Drehleiter der Feuerwehr Enger.
(v.l.) Museumsleiter Hans Kleemeier, Nina Smid u. Klaus Westerholz
Löschgruppenfahrzeug 8 „Leicht“ a.D. (Baujahr 1963) der Feuerwehr Kirchlengern. Es befand sich noch bis 1990 im Einsatzdienst.
Ford Taunus-Transit der Feuerwehr Enger (Baujahr 1963)
VW-Kübelwagen des Katastrophenschutzes (Baujahr 1971)
Der Familientag sorgt über Generationen hinweg für zufriedene Gesichter: KFV-Geschäftsführer Mathias Kuhle (r), Vater Heino u. Sohn Jannis (6).