Jugendfeuerwehren Hüllhorst und Kirchlengern im gemeinsamen Übungseinsatz
Kirchlengern/Hüllhorst. Die Jugendfeuerwehr Kirchlengern ist am Samstag (15.04.2023) in die Nachbargemeinde Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke) ausgerückt. Zuvor war es auf einem Bauernhof am Hongsener Weg zu „einer Verpuffung gekommen“. Ein Monteur wurde im Getreidekeller vermisst. Etwa 80 Nachwuchsfeuerwehrleute aus Hüllhorst und Kirchlengern übernahmen gemeinsam die Rettungs- und Löscharbeiten. Am Ende zeigte sich Gemeindejugendfeuerwehrwart Marc Stange (Hüllhorst) begeistert: „Ich bin stolz auf Euch“, lobte er den Feuerwehrnachwuchs. Die beiden stellvertretenden Jugendfeuerwehrwarte aus Kirchlengern, Carsten Schröder und Tobias Bartsch, konnten da nur zustimmen.
Das „Unglück“ auf Hof Heuer in Oberbauerschaft nimmt am Samstagmorgen seinen Lauf. Ein Monteur kontrolliert im Keller eine Transportschnecke, mit der das Getreide aus den Innensilos gefördert wird. Staub wirbelt auf und plötzlich ist ein lauter Knall zu hören. Offenbar hat ein Funke die Verpuffung ausgelöst, so das angenommene Übungsszenario. Doch damit nicht genug: In einem Nebengebäude ist ein Mitarbeiter mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Er rutscht aus und stürzt in den Getreidesumpf - einen Schacht, über den das angelieferte Getreide entladen wird.
Auf einem Bauernhof in Hüllhorst-Oberbauerschaft ist „ein Feuer ausgebrochen“.
Jugendfeuerwehrleute aus Kirchlengern unterstützen die Löscharbeiten.
Personensuche bei Nullsicht
Die Leitstelle Minden-Lübbecke löst um 10 Uhr „Großalarm aus“. Es dauert nur wenige Minuten, bis die ersten Kräfte der Jugendfeuerwehren Oberbauerschaft und Hüllhorst vor Ort eintreffen. Unterstützung kommt aus dem Nachbarkreis. Die Jugendfeuerwehr Kirchlengern rückt mit drei Löschfahrzeugen zur Verstärkung an. Peter Heine, Fachberater Ausbildung der Feuerwehr Hüllhorst, übernimmt die Einsatzleitung. Rauch steigt aus dem Keller auf und vom Monteur fehlt jede Spur. „Die Menschenrettung steht jetzt im Vordergrund“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann aus Bröderhausen. Birthe (11) und Leo (13) bilden den Angriffstrupp der Jugendfeuerwehr Hüllhorst. Sie haben sich am Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 mit Übungs-Atemschutzgeräten ausgerüstet. Ein Mundschutz simuliert die Atemschutzmaske. Mit dem Hohlstrahlrohr im Anschlag rückt der Trupp vom Innenhof aus in das Gebäude vor. Über eine schmale Treppe erreichen die Jugendfeuerwehrleute den Keller, der sich mit künstlichem Nebel gefüllt hat. „Wir haben uns bei Nullsicht vorangetastet“, berichten die Beiden später. Jannis (15) und Joel (13) von der Jugendfeuerwehr Kirchlengern machen sich auf dem Weg, um bei der Suche nach dem Vermissten Monteur zu unterstützen. Schließlich werden die Jungfeuerwehrleute fündig. Gemeinsam tragen sie den Verletzten, der von einer Übungspuppe dargestellt wird, nach draußen. Sanitäter des DRK Hüllhorst übernehmen die weitere medizinische Versorgung.
Patientenschonende Rettung
Währenddessen kümmert sich der Nachwuchs der Löschgruppe Oberbauerschaft um den Mann, der in den Getreidesumpf gestürzt ist. Theaterschminke unterstreicht den Ernst der Lage. Der „Verletzte“ ist im Gesicht kreidebleich und klagt über Rückenschmerzen. Das Team des DRK Hüllhorst kümmert sich um die medizinische Versorgung des Patienten, der von einem Statist gespielt wird, während die Jugendfeuerwehr die technische Rettung übernimmt. „Es besteht keine Lebensgefahr“, sagt Einsatzleiter Heine. Deshalb gehen Gruppenführer Jannis (16) und seine Mannschaft patientenschonend vor. Auf einem Rettungsbrett (Spineboard) wird der Mann schließlich in Sicherheit gebracht.
In der Zwischenzeit kümmern sich weitere Trupps um die Brandbekämpfung im Innenangriff. Mia-Sophie (12) und Bella Bree (11) besprühen das nebenstehende Gebäude mit einem Hohlstrahlrohr. Durch die Riegelstellung soll eine Brandausbreitung verhindert werden. Kimi (16) und Jakob (10) haben vom Löschgruppenfahrzeug 20 aus Kirchlengern eine Schlauchleitung verlegt und übernehmen den Schutz des Gebäudes an der Westseite. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, ist der Tankwagen 15 der Löschgruppe Hüllhorst, ein ehemaliger Lastzug für den Milchtransport, angerückt. Das Fahrzeug hat 15.000 Liter Wasser an Bord. Die Mannschaft des Löschgruppenfahrzeugs 20 für den Katastrophenschutz aus Schnathorst hat derweil eine B-Leitung bis zur Einsatzstelle verlegt, durch die das Wasser aus dem Tankwagen gepumpt wird. Am späten Vormittag steht noch eine weitere Übung zur Technischen Hilfe auf dem Programm. Die „Einsatzkräfte“ der Jugendfeuerwehr befreien eine Person, die unter einem landwirtschaftlichen Anhänger „eingeklemmt ist“ mit Hilfe eines Büffelhebers und eines hydraulischen Hebekissens.
Wehrführer Stefan Mehnert (Hüllhorst) lobt den Feuerwehrnachwuchs während der Abschlussbesprechung. „Ihr habt das gesamte Einsatzspektrum von der Menschrettung über die Brandbekämpfung bis zur Technischen Hilfe abgearbeitet und Euch dabei gegenseitig unterstützt.“ Bereits im Dezember 2019 hatten die Jugendfeuerwehren aus Hüllhorst und Kirchlengern eine interkommunale Übung durchgeführt. „Das nächste Treffen soll nun wieder im Kreis Herford stattfinden“, erklärten Gemeindejugendfeuerwehrwart Marc Stange (Hüllhorst) sowie die beiden stellvertretenden Jugendfeuerwehrwarte Carsten Schröder und Tobias Bartsch (Kirchlengern).
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Gespanntes Warten im Gerätehaus „auf dem Hüller“.
Rauch dringt aus dem Getreidekeller, wo der „vermisste Monteur“ vermutet wird.
Die Trupps haben sich mit Übungs-Atemschutzgeräten ausgerüstet und beginnen mit der Personensuche.
(v.l.) Joel (13) und Jannis (15) werden von Tobias Bartsch (Kirchlengern) in die Lage eingewiesen.
(v.l.) Stellv. Jugendfeuerwehrwart Carsten Schröder (Kirchlengern) und Gemeinde-Jugendfeuerwehrwart Marc Stange (Hüllhorst).
(v.l.) Abschnittsleiter Michael Möller (Hüllhorst) u. Betreuer Pascal Brammeyer (Kirchlengern).
Der Tankwagen 15 und …
… das Löschgruppenfahrzeug 20 für den Katastrophenschutz der Feuerwehr Hüllhorst sichern die Löschwasserversorgung.
(v.l.) Bella Bree (11) und Mia Sophie (12) von der Jugendfeuerwehr Kirchlengern
schützen ein Gebäude mit dem Hohlstrahlrohr.
Die Jugendfeuerwehr Oberbauerschaft bekommt ihren Einsatzbefehl.
Ein Mitarbeiter ist in den Getreidesumpf gestürzt und klagt über Rückenschmerzen.
Die Nachwuchskräfte der Jugendfeuerwehr kümmern sich um die patientenschonende Rettung.
Mit vereinten Kräften wird der Mann in Sicherheit gebracht.
… einem Büffelheber.
(v.l.) Gemeindejugendfeuerwehrwart Marc Stange, Wehrführer Stefan Mehnert (Hüllhorst), stellv. Jugendfeuerwehrwart Tobias Bartsch (Kirchlengern),
Wehrführer Frank Rieke (Kirchlengern), stellv. Jugendfeuerwehrwart Carsten Schröder (Kirchlengern) u. stellv. Wehrführer Sven Heuer (Hüllhorst).
Rund 80 Jugendfeuerwehrleute aus Hüllhorst und Kirchlengern sowie weitere Helfer
der Feuerwehr und des DRK haben an der Übung teilgenommen.