Rettungsdienst Herford und Feuerwehr Hiddenhausen im gemeinsamen Übungseinsatz
Hiddenhausen. Mehrere Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug sind am vergangenen Dienstag (11.07.2023) nach Hiddenhausen ausgerückt. Am Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck war ein Baugerüst eingestürzt. Drei Mitarbeiter der Gerüstbaufirma hatten sich zum Teil „schwere Verletzungen“ zugezogen. Gottlob handelte es sich nur um eine Übung. Die Auszubildenden des Rettungsdienstes der Feuerwehr Herford standen dabei im Mittelpunkt. Sie übernahmen die medizinische Erstversorgung der „Patienten“, während die Feuerwehrleute vom Löschzug Schweicheln-Bermbeck die technische Rettung durchführten. Am Ende zeigte sich Dr. Kathleen Döring, die als leitende Notärztin das Übungsgeschehen begleitete, zufrieden: „Ihr hattet die Lage immer unter Kontrolle und habt große Sicherheit vermittelt.“
Der „Arbeitsunfall“ ereignet sich am Abend auf dem Gelände des Gerätehauses an der Bahnhofstraße. Als einer der Arbeiter den Bolzen eines tragenden Gerüstteils herausschlägt, löst sich eine Diagonalstrebe, so das angenommene Szenario. Das Gerüst, das sich an der Außenfassade der Fahrzeughalle befindet, bricht daraufhin teilweise zusammen. Löschzugführer Torge Brüning beschreibt das weitere fiktive Geschehen. „Der Mann stürzt fünf Meter in die Tiefe. Sein Kollege bleibt verletzt auf der ersten Etage des Gerüstes liegen.“ Doch damit nicht genug. „Eine junge Mitarbeiterin will Hilfe holen und fällt dabei in einen Brunnenschacht“, erläutert der Brandoberinspektor. Statisten übernehmen die Rolle der Unfallopfer. Ihre Verletzungen wirken erschreckend realistisch und unterstreichen den Ernst der Lage. Kopfplatzwunden, Schnittverletzungen und Prellungen bestehen glücklicherweise nur aus Theaterschminke.
Am Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck ist ein Baugerüst zusammengebrochen. Zwei „Mitarbeiter“ haben sich zum Teil schwere Verletzungen zugezogen. Rettungsdienst und Feuerwehr sind im Großeinsatz.
Eine junge Frau will Hilfe holen und stürzt dabei in einen leeren Brunnenschacht.
Erstversorgung nach festgelegtem Schema
Die „Leitstelle“ löst gegen 19.45 Uhr Alarm aus, und wenige Minuten später ist der erste Rettungswagen vor Ort. Nina Grohmann (19) und Kevin Cieplik (28) stehen vor einer Bewährungsprobe. Sie absolvieren ihre Ausbildung beim Rettungsdienst der Stadt Herford und befinden sich im ersten Lehrjahr. „Die Sichtung der Verletzten steht für uns zunächst im Vordergrund“, sagt Grohmann. Schnell ist den Beiden klar, dass sie Verstärkung brauchen. „Notarzt und Feuerwehr zur Einsatzstelle“, meldet Cieplik über Funk. Der „Patient“ am Boden klagt über starke Schmerzen. Schwere Gerüstteile liegen auf seinem Körper, die von den Auszubildenden sofort beiseite geräumt werden. Nach einem festgelegten Schema beginnt die Untersuchung. Die angehenden Notfallsanitäter kontrollieren zunächst die Atmung und Atemwege. Dann folgt die Stabilisierung des Kreislaufs und Versorgung der übrigen Verletzungen. Praxisanleiter der Feuerwehr Herford, allesamt erfahrene Notfallsanitäter, versorgen die Auszubildenden ständig mit neuen Informationen zum jeweils vorliegenden Verletzungsmuster. Leitende Notärztin Dr. Kathleen Dören und Notarzt Rolf-Dieter Theisen stehen den Auszubildenden mit Rat und Tat zur Seite.
Unterstützung von der Feuerwehr
Die Feuerwehr ist ebenfalls schnell zur Stelle. Gruppenführer Jan-Pascal Schroeder teilt die Mannschaft des Hilfeleistungslöschfahrzeugs ein. Zwei Feuerwehrleute, die über eine Rettungsdienstausbildung verfügen, kümmern sich umgehend um die Erstversorgung des zweiten Verletzten, der in drei Meter Höhe auf der Gerüstplattform liegt. Sie stillen eine stark blutende Wunde am Bein mit einem Druckverband. Jannis Reinecke (21) und Franziska Kochsiek (23), die ebenfalls ihre Ausbildung beim Rettungsdienst absolvieren, übernehmen die weitere Untersuchung. Sie messen Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung im Blut. Feuerwehr und Rettungsdienst arbeiten Hand in Hand zusammen. Nachdem der Patient stabilisiert und auf einem Rettungsbrett gut gesichert ist, wird er über eine „Rutsche“ aus Steckleiterteilen zu Boden befördert.
Weitere Ehrenamtliche des Löschzugs Schweicheln-Bermbeck haben in der Zwischenzeit das Gelände erkundet. Sie finden die junge Frau, die eigentlich Hilfe holen wollte, in dem leeren Brunnenschacht. Michelle Picker (20) und Jasmin Kosfeld (25), zwei weitere Auszubildende, steigen auf einer Steckleiter zu der „Verletzten“ hinab und leiten die Schmerztherapie ein. Am Ende wird die „Patientin“ mit Hilfe der Feuerwehr auf einem Rettungsbrett verzurrt und mit vereinten Kräften nach oben gezogen.
Gemeinsame Übungen von Rettungsdienst und Feuerwehr werde es auch künftig geben, sagt Lutz Kölling, Leiter der Hauptamtlichen Wache Herford, während der Nachbesprechung. „Damit das Zusammenspiel bei einem echten Notfall reibungslos klappt!“ Einen großen Dank richten die Organisatoren an Annika Nitschke vom Team für realistische Unfall- und Notfalldarstellung sowie Jörg Nordlohne und Jan Roeske, die sich als Statisten zur Verfügung gestellt haben.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Gespanntes Warten im Gerätehaus.
Noch wissen die Retter nicht, was in wenigen Minuten auf sie zukommt.
Die Situation wirkt erschreckend realistisch: Ein „Gerüstbauer“ ist abgestürzt. Schwere Bauteile liegen auf seinem Körper. (Hinweis: Es handelt sich um eine Übung. Die Verletzungen sind nachgestellt.)
(v.l.) Kevin Cieplik und Nina Grohmann verschaffen sich einen Überblick und beginnen mit der medizinischen Erstversorgung des Patienten“.
Gruppenführer Jan-Pascal Schroeder teilt seine Mannschaft ein.
Rettungsdienst und Feuerwehr versorgen den verletzten „Arbeiter“ auf der Gerüstplattform.
Ein Feuerwehrmann stoppt die stark blutende Beinverletzung mit einem Druckverband.
Notfallmedikamente werden vorbereitet.
Leitende Notärztin Dr. Kathleen Döring (l) unterstützt die Auszubildenden.
Erfahrene Praxisanleiter der Feuerwehr Herford behalten die Situation im Blick.
Gruppenführer und Notärztin stimmen sich ab.
Über eine „Leiterrutsche“ wird der Patient, der zwischenzeitlich auf einem Rettungsbrett liegt, zu Boden befördert.
Die weitere Versorgung erfolgt im Rettungswagen.
Notarzt Dr. Rolf-Dieter Theisen leitet die medizinische Rettung im Einsatzabschnitt „Brunnen“.
Die „Patientin“ liegt fest verzurrt auf einem Rettungsbrett. …
… Und wenig später auf der Fahrtrage des Rettungswagens.
(v.l.) Löschzugführer Torge Brüning und Lutz Kölling, Leiter der Hauptamtlichen Wache Herford, sind mit dem Verlauf der Übung zufrieden.