Großer Wunsch noch unerfüllt

125 Jahre Löschzug Bünde Hunnebrock-Hüffen-Werfen

1960Bünde. Als die Freiwillige Feuerwehr Hunnebrock vor 125 Jahren gegründet wurde, regierte in Berlin noch Kaiser Wilhelm II. Mit dem Pferdefuhrwerk und einer Handdruckspritze rückte die Mannschaft der ersten Stunde aus, um den „Roten Hahn“ zu bekämpfen. Damals hatte niemand auch nur eine Ahnung davon, über welch gute Ausbildung und Ausrüstung die Feuerwehrleute heute verfügen. Während der Feierstunde zum Jubiläum („125  plus 1“) unternahm Löschzugführer Kai Vortriede eine Reise durch die Geschichte der Feuerwehreinheit aus dem Bünder Süden. „Der Löschzug Hunnebrock-Hüffen-Werfen ist seit mehr als 125 Jahren eine schlagkräftige Truppe, auf die man sich immer verlassen kann!“

Am Samstagabend (16.09.2023) hatte sich das Gerätehaus an der Kurt-Schumacher-Straße gut gefüllt. Ehrengäste, Feuerwehrabordnungen, Freunde und Förderer des Löschzugs waren gekommen, um zum Jubiläum zu gratulieren. „Schön das Ihr alle da seid“, mit diesen herzlichen Worten begrüßte Vortriede die Versammlung. Er leitet den Löschzug gemeinsam mit seinen beiden Vertretern, Karsten Schimmel und Thomas Rische.

Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger lobte die Arbeit der Feuerwehrleute. Feuerwehrarbeit sei  die bedingungslose Bereitschaft, sich im Ehrenamt für den Schutz der Stadt Bünde und ihrer Bürger einzusetzen: „Mit Mut und Herz, mit Fachwissen und exzellenter Organisation.“ Rutenkröger sprach von einer herausfordernden Aufgabe. Schließlich sei die Feuerwehr kein normaler Verein. „Wir dürfen dabei nie vergessen, wer im Feuerwehralltag im Mittelpunkt steht: Das sind Sie, die aktiven Feuerwehrfrauen und –männer!“ Wehrführer Matthias Brand wies in seinem Grußwort auf die hohe Belastung der Feuerwehrleute hin. „Die Aufgaben werden immer vielfältiger und schwieriger.“ Es gebe zwar ein immer besser werdendes technisches Equipment. Das bedeute aber auch zusätzlichen Zeitaufwand für Ausbildungs- und Übungsdienste, um das erforderliche Knowhow zu erwerben. Eine Feuerwehr über 125 Jahre in dieser Form aufrechtzuerhalten, zeuge von einem hohen Maß an Kameradschaft, sagte Brand mit Blick auf das Jubiläum. Der Löschzug Hunnebrock-Hüffen-Werfen stelle innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bünde eine verlässliche und unverzichtbare Größe dar.  „Ich bin mir sicher, dass die Einheit die an sie gestellten Aufgaben auch in Zukunft erfüllen wird.“

Feierstunde zum Jubiläum: (v.l.) Stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann, Wehrführer Matthias Brand,
Löschzugführer Kai Vortriede, Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger, stellv. Löschzugführer Thomas Rische und stellv. Wehrführer Mark Wippersteg.


Kai Vortriede nimmt die Gäste mit auf eine Zeitreise.

Von der Handdruckspritze zum Hilfeleistungslöschfahrzeug

Kai Vortriede, der seit dem Jahr 2016 als Leiter des Löschzugs im Amt ist, nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise. Die Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hunnebrock fand am 24. März 1897 statt. Im Sommer des gleichen Jahres erfolgte die polizeiliche Bestätigung durch Amtmann von Schütz. „Die Ausrüstung zu jener Zeit war, gemessen an den heutigen Verhältnissen, primitiv“, erklärte Vortriede. Seit dem Jahr 1900 verfügte die Wehr immerhin bereits über eine Handdruckspritze. Der Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr wurde schon damals ernst genommen, wie der „Ordnungsstrafen-Katalog“ laut § 25 der Satzung belegt. „Wer bei einem Brand unentschuldigt fehlte, der musste 1,50 (Reichs-)Mark in die Mannschaftskasse zahlen“, erzählte der Brandoberinspektor mit einem Schmunzeln. „Eine stolze Summe – denn der Monatslohn betrug damals gerade einmal um die 70 Mark.“ Ein lederner Löscheimer und ein Einreißhaken mussten damals in jedem Haus vorhanden sein. „Bürgermeister, Gendarm (Polizist) und Schornsteinfeger kontrollierten das alle zwei Jahre bei der Feuerschau.“ Im Jahr 1928 begann bei der Feuerwehr Hunnebrock das Zeitalter der Motorisierung. Die alte Handdruckspritze wich einer neuen Motorspritze vom Typ Fischer, Görlitz. Während der Diktatur der Nationalsozialisten sicherte eine Pflichtfeuerwehr mit Unterstützung der Hitlerjugend den Brandschutz. Nach dem 2. Weltkrieg begann der Neuanfang. „Für eine Übergangszeit unterstand die Freiwillige Feuerwehr dem Military Government of Germany in Minden“, schilderte Vortriede. Mitte der 1950er Jahre erfolgte der „dienstliche Zusammenschluss“ der Wehren Hunnebrock und Hüffen-Werfen. An der Kurt-Schumacher-Straße entstand für beide Einheiten ein neues, gemeinsames Gerätehaus, das im September 1959 in Betrieb ging. Tanklöschfahrzeug 16, Tragkraftspritzenfahrzeug und ein Schlauchwagen zählten damals zum Fuhrpark. Am 19. November 1966 erfolgte schließlich die vollständige Vereinigung zum Löschzug Hunnebrock-Hüffen-Werfen.

 

Mit Pferdefuhrwerk und Handdruckspritze ging es anno dazumal zum Löscheinsatz.
(Symbolfoto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)


(Symbolfoto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)


(Gerätehaus/Fuhrpark 1960er Jahre)


Schlagkräftiger Truppe fehlt das passende Gerätehaus

Heute zählt die Einheit fast 50 aktive Brandschützer, die über eine moderne Ausrüstung verfügen. Erst im Jahr 2018 wurde das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (MAN/Aufbau Lentner) in Dienst gestellt. Daneben sind Schlauchwagen 2000 und Mannschaftstransportfahrzeug an der Kurt-Schumacher-Straße stationiert. Die Feuerwehrleute aus dem Süden kümmern sich zudem bei größeren Lagen um die Verpflegung der Einsatzkräfte. Sie verfügen dazu über einen Feldküchenanhänger aus NVA-Beständen, der gerade erst generalüberholt wurde.

Ein großer Wunsch der Feuerwehrleute ist allerdings noch unerfüllt: Das Gerätehaus ist in die Jahre gekommen. Es wurde zwar im Verlaufe der letzten Jahrzehnte mehrfach umgebaut und erweitert, platzt aber mittlerweile aus allen Nähten. „Ein Teil der Feuerwehrleute muss sich nun in der Fahrzeughalle umziehen, wo es keine Abgasabsauganlage gibt“, beschrieb Kai Vortriede die Situation. Doch damit nicht genug. Im Schulungsraum gibt es keine ausreichenden Sitzplätze, der Keller ist feucht und es fehlt an Lagerkapazität und Parkplätzen. Der Löschzugchef fand am Ende der Feierstunde deutliche Worte: „Wir opfern viel Zeit für ein Hobby, das eigentlich eine Pflichtaufgabe der Stadt ist. Dafür erwarten wir ein perfektes Arbeitsumfeld, das wiederum dem Schutz der Bevölkerung zugutekommt!“


DSC 0717Der Löschzug verfügt über ein modernes Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (MAN/Lentner).
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)


Große Feier zum Jubiläum

Mit einer Partynacht wurde das Jubiläum anschließend groß gefeiert. DJ Lago aus Spenge sorgte mit seinem Musikprogramm für ausgelassene Stimmung auf der Tanzfläche.  Sonntagmorgen stand zunächst der traditionelle Frühschoppen auf dem Programm, der vom Blasorchester der Feuerwehr Herford musikalisch untermalt wurde. Am Nachmittag kamen schließlich Familien mit ihren Kindern auf ihre Kosten. Es gab Kinderspiele und Übungen mit der Jugendfeuerwehr. Eine Hüpfburg lud zum Toben ein, und im Gerätehaus wurden Kaffee und Kuchen serviert. Der Löschzug ist eng mit der Dorfgemeinschaft Hunnebrock-Hüffen-Werfen verbunden. Mitglieder des Vereins unter Leitung von Thomas Henseler unterstützten die Ausrichtung des Feuerwehrfestes.

                                                                                                                          Von Jens Vogelsang

                                                                                                                          (Text u. Fotos)          

 

DSC 3544Der Löschzug feiert auf dem Feuerwehrgelände an der Kurt-Schumacher-Straße.

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DSC 3506(v.l.) Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger, stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann,
stellv. Wehrführer Mark Wippersteg und Wehrführer Matthias Brand.

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Kreisbrandmeister a.D. Dieter Wilkening, Löschzugführer a.D. Dieter Henseler und Wehrführer a.D. Michael Stiegelmeier (Herford).

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DSC 3529Die Bürgermeisterin (l) bekommt für ihre lobenden Worte Applaus.

 

DSC 3526Wehrführer Matthias Brand: „Der LZ Bünde Hunnebrock-Hüffen-Werfen ist eine verlässliche und unverzichtbare Größe!“

 

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DSC 3538Stellv. Kreisbrandmeister Holger Klann (l) überbringt die Grüße des Verbandes und eine „rote Geschenke-Box“.

 

DSC 3540Feuerwehr und Dorfgemeinschaft sind seit Jahren eng verbunden.
Zum Jubiläum überreicht der Vorstand eine Schaumpistole.

 

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