Heisterholz in Flammen!

Feuerwehrleute aus der Region üben die Waldbrandbekämpfung

20241005 130758Petershagen. Seit Tagen hat es in Ostwestfalen-Lippe nicht mehr geregnet. Die Wälder sind knochentrocken. Es gilt die höchste Waldbrandwarnstufe. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bricht nahe der Stadt Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) ein Waldbrand aus. Die örtlichen Einsatzkräfte löschen bis zur Erschöpfung. Doch die Flammen breiten sich weiter aus. Deshalb rückt die 2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold (Herford/ Minden-Lübbecke) aus, um zu unterstützen. Rund 350 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz und Johanniter-Unfall-Hilfe bekommen die Lage schließlich unter Kontrolle. Dieses angenommene Übungsszenario hat sich am Samstag (5.10.2024) im Staatforst Heisterholz abgespielt.

Der Klimawandel stellt den Katastrophenschutz vor große Herausforderungen. So hat unter anderem die Gefahr von Vegetationsbränden zugenommen. „Viele kleine und große Feuer sind mittlerweile in den Sommermonaten an der Tagesordnung“, sagt Kreisbrandmeister Thomas Podschadly (Minden-Lübbecke). Der Feuerwehrchef hält deshalb die Großübung für wichtig, um die Zusammenarbeit der an den Landeskonzepten NRW beteiligten Einheiten zu testen.

Feuerwehrleute der 2. Bereitschaft unterstützen die Löscharbeiten bei einem „Waldbrand“ im Staatsforst Heisterholz.

 

Das Löschwasser wird aus der nahen Weser gesaugt. Beide Wasserförderzüge aus dem Regierungsbezirk Detmold kommen dazu zum Einsatz.

 

2. Bereitschaft unterstützt mit 150 Einsatzkräften und 32 Fahrzeugen

Am frühen Samstagmorgen alarmieren Anwohner aus dem Ortsteil Südfelde die Feuerwehr. Sie melden, dass aus dem angrenzenden Staatsforst Rauch aufsteige. So lautet die Ausgangslage für die Großübung „Heisterholz in Flammen“. Die Leitstelle Minden-Lübbecke alarmiert daraufhin die Löschzüge 1. und 2. der Stadt Petershagen. Vier Tanklöschfahrzeuge 4000 aus dem Mühlenkreis und der Gerätewagen-Logistik 2 mit dem Waldbrandmodul aus Bad Oeynhausen rücken ebenfalls aus. Doch trotz aller Bemühungen der örtlichen Kräfte breiten sich die Flammen rasend schnell aus - und zwar von Südfelde im Westen nach Petershagen im Osten.  Jörg Schoppmann, Alarmkreisführer der Feuerwehr Petershagen, fordert deshalb Verstärkung an.

Im Kreis Minden-Lübbecke und im Nachbarkreis Herford schrillen wenig später die Alarmmelder: „Einsatz für die 2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold!“ Der Verband formiert sich auf dem Sammelplatz in Lübbecke-Blasheim. Er besteht aus den Zügen 21 und 22 (Kreis Herford), 23 und 24 (Kreis Minden-Lübbecke) sowie dem Logistikzug 25 (Kreis Herford). Gegen 9.10 Uhr machen sich die 150 Einsatzkräfte mit 32 Fahrzeugen, darunter Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz (LF-KatS), Tanklöschfahrzeuge 4000 (TLF 4000) und Schlauchwagen 2000 (SW 2000) auf den Weg ins „Schadensgebiet“. Sechs Kradfahrer, die zur Motorradstaffel Minden-Ravensberg der Johanniter (Bad Oeynhausen) gehören, eskortieren die Kolonne. Sie sorgen dafür, dass die Einsatzfahrzeuge Kreuzungen und Einmündungen reibungslos passieren können. Bereitschaftsführer Holger Klann und das Vorauskommando vom Löschzug Enger sind bereits vor Ort und erkunden die Lage.

 

Löschwasser mit Schwimmpumpe aus der Weser gesaugt

Die Südfelder Landstraße (L 772) führt mitten durch den Staatsforst Heisterholz. Sie ist mittlerweile für den Fahrzeugverkehr komplett gesperrt und wird für die Kräfte der Bezirksreserve zum Bereitstellungsraum. Am Einsatzleitwagen 2, den die Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde auf einem Waldparkplatz betreibt, erläutert Klann die Situation. „Wir bauen eine Riegelstellung auf, um die Flammen zu stoppen!“ Das nötige Löschwasser soll aus der Weser gesaugt und über lange Wegstrecken gefördert werden. „Dazu muss eine Distanz von 4,6 Kilometern überbrückt werden“, erklärt der Bereitschaftsführer. Die beiden Wasserförderzüge NRW aus dem Regierungsbezirk Detmold, sie sind an der Kreisfeuerwehrzentrale Paderborn und dem Feuerwehrtechnischen Zentrum in Hille (Kreis Minden-Lübbecke) stationiert, übernehmen den ersten 3,3 Kilometer langen Teil der Strecke. Beide Züge verfügen jeweils über ein Wechselladerfahrzeug vom Typ Mercedes-Benz Arox 4142 8x8 mit Hytrans-Fire-System (Abrollbehälter „HFS“). Die Beladung des Vierachsers ist geteilt: Sie besteht aus einem Abrollbehälter, der mit riesigen F-Schläuchen gefüllt ist (Gesamtlänge 2.000 Meter), sowie der Pumpeneinheit, die aus einer Schwimmpumpe mit dieselhydraulischem Antrieb besteht. Die jeweils 50 Meter langen F-Schläuche (Durchmesser 15 Zentimeter) werden direkt vom Abrollbehälter aus verlegt, während das Fahrzeug langsam voranfährt. Der Förderstrom, den das Hydraulikaggregat samt Schwimmpumpe erzeugen kann, beträgt bis zu  3.500 Liter pro Minute bei einer Förderstrecke von 2.000 Metern. Das HFS-System aus dem Kreis Minden-Lübbecke steht während der Übung in Todtenhausen (Stadt Minden) an der Weser und wird von Oliver Hummert-Vieland (Espelkamp) und Detlef Müller (Rahden) bedient. In zwei Kilometer Entfernung sind die Feuerwehrleute aus Lichtenau und Salzkotten (Kreis Paderborn) mit dem zweiten System in Stellung gegangen. „Exakt 17 Minuten hat es gedauert, bis sich die F-Leitung auf der gesamten Länge mit rund 50.000 Litern Wasser gefüllt hatte“, sagt Hummert-Vieland. Mitten im Wald fließt das Löschmittel in den Abrollbehälter „Löschwasser“ der Kreisfeuerwehrzentrale Herford, der als Puffer dient.  Feuerwehrleute aus Minden, Rahden, Herford, Löhne und Vlotho verlegen von hier aus im Einsatzabschnitt 1 vier B-Leitungen zur L 772 über eine Länge von jeweils 1,3 Kilometern. Die Einsatzkräfte aus Hille, Petershagen und Löhne verlängern die Schlauchleitungen im Einsatzabschnitt 2 noch einmal um mehrere hundert Meter, sodass der Außenbereich des angenommenen Großfeuers erreicht ist. Die Brandbekämpfung übernehmen schließlich die Wehrleute aus  Hüllhorst, Porta Westfalica, Preußisch-Oldendorf und Kirchlengern (Einsatzabschnitt 3) sowie Bünde, Enger, Hiddenhausen und Spenge (Einsatzabschnitt 4). Dabei kommen spezielle Waldbrandschläuche, Segmentregner, Düsenschläuche und eine Löschkugel zum Einsatz. Währenddessen erkunden die Drohnengruppen aus Bünde und Kirchlengern die Lage aus der Luft (Einsatzabschnitt 5).

Nach vier Stunden sind alle Übungsziele erreicht. Die Einsatzkräfte werden auf das Braas-Firmengelände an der Heisterholzstraße zurückverlegt, wo sich das DRK vom Ortsverband Dankersen (Minden) um die Verpflegung kümmert. Kreisbrandmeister Thomas Podschadly (Minden-Lübbecke) und Amtskollege Bernd Kröger (Herford) sind zufrieden: „Danke, dass Ihr so engagiert mitgewirkt habt!“ Die letzte Übung der 2. Bezirksreserve-Bereitschaft fand im Jahr 2019 auf dem Truppenübungsplatz in Augustdorf (Kreis Lippe) statt.

                                                                                                                         Von Jens Vogelsang

                                                                                                                         (Text u. Fotos)   

Stichwort Bezirksreserve:

Im Rahmen der Vorgeplanten Überörtlichen Hilfe wurden in allen fünf NRW-Regierungsbezirken Bezirksreserven aufgestellt, die bei Großschadenslagen zum Einsatz kommen. Die Bezirksreserve Detmold besteht aus vier Bereitschaften: Bielefeld (1. Bereitschaft), Herford/ Minden-Lübbecke (2. Bereitschaft), Paderborn/Höxter (3. Bereitschaft), Lippe/Gütersloh (4. Bereitschaft).

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Der Teilverband aus dem Kreis Herford formiert sich am Sammelpunkt in Bünde.

20241005 073528Sven Detering von der Bereitschaftsführung (r) gibt die letzten Informationen weiter.  


20241005 085901Sammelplatz in Lübbecke-Blasheim: Zug 23 (Hille, Minden, Petershagen)  ist zum
Gruppenfoto angetreten.

 

20241005 090128Die Motorradstaffel Minden-Ravensberg der Johanniter eskortiert den Verband.

 

20241005 101950Bereitschaftsführer Holger Klann (Mitte) bei der Lageeinweisung.


20241005 102354Die Aufgabenstellungen: Wasserversorgung über lange Wegstrecken (HFS-Systeme/rote  Linie),
Wasserversorgung über lange Wegstrecken (SW 2000/ blaue Linie), Riegelstellungen (schwarze Linien).

 

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DSC 5693Wechselladerfahrzeug (MB Arox 4142 8x8) des Katastrophenschutzes NRW mit dem „HFS System“.

 

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Herzstück des Abrollbehälters (AB) bildet die Pumpeneinheit mit einer hydraulisch angetriebenen, schwimmfähigen Pumpe,
die über eine 60 Meter lange Hydraulikleitung mit dem 200 PS starken Schiffsdieselmotor verbunden ist.

 

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DSC 5686Die Förderleistung der Pumpe beträgt 3.500 Liter pro Minute bei elf Bar im "Druckeinsatz"
und 8.000 Liter pro Minute bei 2,1 Bar im sogenannten "Lenzbetrieb", also beim Abpumpen. 


DSC 5685(v.l.) Oliver Hummert-Vieland (Espelkamp), Rolf Schophörster (Feuerwehrtechnisches Zentrum Hille),
Heiko Tiemeyer (Feuerwehrtechnisches Zentrum Hille) und Detlef Müller (Rahden) bedienen die Technik.


DSC 5691An der Messeinheit kann die F-Leitung abgeriegelt werden, damit die Wassermassen nicht zurück in die Pumpe laufen und Schäden verursachen.

 

DSC 5740Wechselladerfahrzeug des Wasserförderzugs aus dem Kreis Paderborn.

 

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DSC 5739Riesige Kupplungsschlüssel und …


DSC 5743… ein Verteiler mit vier B-Abgängen.


DSC 5696Die Schlauchleitung führt kilometerlang durch den Wald.

 

DSC 5736Das Weserwasser wird im Abrollbehälter „Löschwasser“ gepuffert.


20241005 115723Lagebesprechung im Einsatzabschnitt 5 („Drohnen“): (v.l.)  Philipp Obermann (ELW 1),
Jens Brölhorst (Leiter Drohnengruppe Kirchlengern) und Axel Freitag (Abschnittsleiter).


DSC 5698(v.l.) Kevin Wiedlitzki, Patrick Eimertenbrink, Uwe Eimertenbrink und Lorena Walkenbach von der Drohnengruppe Kirchlengern.


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DSC 5705Sebastian Knust (hinten), Tim Bartelborth,…


DSC 5706… Julia Oberbremer und Denis Fröhde haben im Einsatzleitwagen 2 (Bünde) alle Hände voll zu tun.


DSC 5708Mannschaft des Tanklöschfahrzeugs 3000 (Unimog 1550 4x4) der Löschgruppe Petershagen-Frille:
(v.l.) Matthias Bleeke, Hans-Jörg Haase und Timm Volkening.


DSC 5709Mannschaft des Tanklöschfahrzeugs 4000 (Tatra 4x4) der Löschgruppe Bünde-Muckum:
(v.l.)  Maik Beckmann, Sven Niermann und Hendrik Holz.


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DSC 5730Im Einsatzabschnitt 3 laufen die Löscharbeiten auf Hochtouren.


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DSC 5735Volker Rüffer (Löschgruppe Minden Arminghausen-Päpinghausen) betreut die Verstärkerpumpen.


20241005 130758Einsatz einer Löschkugel.


DSC 5724Düsenschläuche sollen die Flammen stoppen.


DSC 5719(v.l.) Dirk Rabeneck (Abschnittsleiter), Holger Klann (Bereitschaftsführer) und KBM Bernd Kröger.


DSC 5748 Nachdem alle Übungsziele erreicht sind, beginnt der Rückbau.


DSC 5752Lutz Kölling (Leitung Zug 23) fasst mit an.


20241005 144818Die Feuerwehreinheiten werden auf das Braas-Firmengelände zurückverlegt.


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20241005 150816(v.l.) Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Amtskollege Thomas Podschadly bedanken sich für den  engagierten Einsatz der rd. 350 Ehrenamtlichen.