Hass und Gewalt gehören zum Einsatzalltag - NRW-Innenministerium gibt erste Ergebnisse einer neuen Studie bekannt
Düsseldorf. Das Ergebnis ist erschreckend: Rund 13 Prozent der Retter von Feuerwehr und Rettungsdiensten in NRW sind in den letzten zwölf Monaten Opfer von körperlicher Gewalt im Einsatz geworden. Das geht aus der neuesten Studie der Ruhr-Universität Bochum hervor. Wissenschaftler des Lehrstuhls für Kriminologie hatten dazu 810 Einsatzkräfte befragt. Das NRW-Innenministerium veröffentlichte am Mittwoch (18.10.2017) erste Ergebnisse.
Verbale Hasstiraden und Pöbeleien, insbesondere wenn Alkohol im Spiel ist, sind für die Retter ein Stück weit zur tagtäglichen Normalität geworden. Hier gaben sogar 60 Prozent der Befragten an, entsprechende Erfahrungen gemacht zu haben. NRW-Innenminister Herbert Reul sprach von einem „erschütternden Maß an Verrohung“. „Die Studie wird uns dabei unterstützen, um die richtigen Maßnahmen gegen diese Form der Gewalt zu finden!“
Die Untersuchungen der Ruhr-Uni zeigen, dass die Mitarbeiter im Rettungseinsatz besonders stark betroffen sind. Die Helfer gaben an, dass die Übergriffe vor allem während der Diagnoseerstellung und der Therapie erfolgten. Auch für NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann ist ein solches Verhalten nicht hinnehmbar. Im Gegenteil: „Die Rettungskräfte verdienen für ihre anspruchsvolle Arbeit unseren größten Respekt!“ Mehr als die Hälfte der Gewaltexzesse, so haben die Wissenschaftler herausgefunden, erfolgten in den Abend- und Nachtstunden. Die Übergriffe seien dabei selten vorhersehbar und die Täter überwiegend männlich. „Außerdem wird meistens ohne Vorwarnung gespuckt, getreten und geschlagen“, erklärte Gabriele Pappai, Geschäftsführerin der Unfallkasse NRW. 80 Prozent der Betroffenen hätten diesen Eindruck in der Umfrage bestätigt. „Wir werden unsere Präventionsmaßnahmen darauf einstellen!“
Sie rücken aus, um zu helfen. Doch immer öfter werden Rettungskräfte Opfer von Hass und Gewalt. (Foto: Julian Schüngel on flickr.com)
Rettungskräfte resignieren: Gewalt gehört zum Job dazu!
Hass und Gewalt finden der Studie zur Folge häufiger in Großstädten mit über 500.000 Einwohnern statt. Die gewissenlosen Täter sind in rund 90 Prozent der Fälle männlich und zwischen 20 und 39 Jahre alt. In 73 Prozent der Fälle ging die körperliche Gewalt von den Patienten selber aus. Viele Rettungskräfte seien mittlerweile davon überzeugt, dass es zu ihrem Job gehöre, solchen Übergriffen ausgesetzt zu sein, meinte Andreas Hemsing, Landesvorsitzender der Komba-Gewerkschaft. „Die Gewalt einfach nur hinzunehmen, darf aber nicht die Antwort sein!“ Hemsing appelliert an alle Betroffenen: „ Jeder Fall von Gewalt muss gemeldet und strafrechtlich verfolgt werden!“
Die große Mehrheit der Befragten wünscht sich mehr Fortbildungsmaßnahmen in Form von Deeskalationstraining und Selbstverteidigung. Die Minister Reul und Laumann versprachen, die Anpassung des Aus- und Fortbildungsangebotes zu überprüfen. Sie appellierten an die Menschen in NRW: „Respekt und Toleranz sind die Grundvoraussetzungen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft!“ Die komplette Auswertung der Studie wird im Januar 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. (MIK NRW, Redaktion: kfv-herford.de)
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