Fahrzeug des Monats
September 2023
Feuerwehrkombinationsfahrzeug (Magirus Multistar)
Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Santiago de Chile, 15. Deutsche Feuerwehrkompanie
Standort: Avenida Apoquindo No 8111, 7560846 Santiago de Chile (Südamerika)
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
MAN |
Typ |
TGS 26.440 BL |
Motor |
6-Zylinder Dieselmotor (Euro 5) |
Hubraum |
10.518 ccm |
Leistung |
440 PS (328 kW) |
Antriebsart/Radformel |
6 x 2 – 2 |
Höchstgeschwindigkeit |
95 km/h |
Abmessungen |
12 m (L), 2,50 m (B), 3,80 m (H) |
Radstand |
5,10 m |
zul. Gesamtgewicht |
26 t |
Ausbau/Ausrüstung |
Magirus GmbH, Ulm/Donau (B.W.) Hochdruck-Pumpe Teleskopmast (Klaas Alu-Kranbau, Ascheberg/NRW)
|
Besatzung |
1/9 |
Auslieferung |
8/2023 |
Fortsetzung von der Startseite:
Aus zwei mach eins: Der Löschzug der Feuerwehr rückt standardmäßig mit Löschfahrzeug und Drehleiter aus. Der Magirus Multistar vereint beide Fahrzeugtypen. Die Entwicklung eines solchen, multifunktional nutzbaren Feuerwehrautos hat mehrere Jahre in Anspruch genommen. Magirus, Feuerwehrausrüster aus Ulm/Donau, und das Unternehmen Klaas Alu-Kranbau aus dem nordrhein-westfälischen Ascheberg, machten sich bereits Anfang der 2000er Jahre gemeinsam an die Arbeit. Erste Konzeptfahrzeuge mit dem Namen Octopus gingen wegen der ausufernden Kosten nie in Serie. Nach einer weiteren Entwicklungszeit von drei Jahren lieferte Magirus 2004 die ersten Kombinationsfahrzeuge nach China aus. Auf der Interschutzmesse 2010 stellte das Unternehmen den Multistar 2 vor; mittlerweile wird die 3. Generation mit AluFire-3-Aufbau gefertigt. Übrigens konstruierte das Partnerunternehmen Klaas bereits 1993 seinen ersten Alu-Auto-Kran. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen mit dem Alufiver einen eigenen Teleskopmast für den Feuerwehreinsatz im Programm.
Kombinationsfahrzeug Magirus Multistar für die 15. Deutsche Feuerwehrkompanie der
chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile. (Foto: Magirus GmbH, Ulm/Donau)
Dreiachser mit großem Potenzial
Der Mulistar für die 15. Deutsche Feuerwehrkompanie der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile bietet einige Besonderheiten. Er basiert auf einem dreiachsigen Fahrgestell von MAN (Typ TGS 26.440) mit gelenkter Nachlaufachse. Der 26-Tonner wird von einem 440 PS starken Dieselmotor (Euro 5) angetrieben. Die Mannschaftskabine (Magirus TeamCab XL) bietet der Besatzung aus zehn Einsatzkräften (1/9) optimale Ergonomie, maximalen Fahrkomfort und Sicherheit auf höchstem Niveau. Gleich acht Atemschutzgeräte sind in der TeamCab untergebracht. Den Aufbau fertigte Magirus in bewährter Weise aus Aluminium. Das AluFire-3-System garantiert hohe Belastbarkeit, Robustheit und Langlebigkeit. Der Multistar für die chilenische Millionenmetropole verfügt auf der Fahrerseite über vier seitliche Geräteräume. Das Fahrzeug misst eine stattliche Gesamtlänge von zwölf Metern.
Der Löschwassertank fasst 2.000 Liter. Im Heck arbeitet eine Hochdruckpumpe aus dem Magirus-Programm (Typ AF 3 MPH 230 ALU mit Primatic Entlüftungseinrichtung). Über die Hochdruck-Schnellangriffseinrichtung können 250 Liter Wasser pro Minute mit einem Druck von 40 Bar abgegeben werden. Der Teleskopgelenkmast aus dem Hause Klaas reicht bis in eine Arbeitshöhe von 30,5 Metern. Im Unterflurbereich wird eine Tiefe von 12 Metern erreicht. Das Hubrettungsgerät ist an der Spitze mit dem Magirus-Rettungskorb RC 300-L ausgerüstet, der für drei Personen bzw. eine maximale Gewichtsbelastung von 300 Kilogramm ausgelegt ist. Über den integrierten Monitor können 2.000 Liter Wasser pro Minute mit einem Druck von sieben Bar abgegeben werden. Eine Selbstschutz-Sprühanlage ist ebenfalls vorhanden. Ist der Korb voll besetzt, beträgt die maximale Ausladung des Teleskopmastes 15 Meter. Wird der Multistar als Kran verwendet, so kann er Lasten bis zu 1,3 Tonnen heben. Am Heck verfügt der Dreiachser über einen elektrisch ausfahrbaren Geroh-Lichtmast. Die beiden LED-Scheinwerfer mit insgesamt 800 Watt sorgen für eine beeindruckende „Lichtleistung“ von 140.000 Lumen, um die Einsatzstelle aus elf Metern Höhe auszuleuchten. Zum Vergleich: Eine 60-Watt-Glühbirne schafft rund 710 Lumen. Für die Stromversorgung steht ein 30-kVA-Stromerzeuger zur Verfügung, der über das Hydrauliksystem des Multistars betrieben wird. Weiterhin befindet sich am Heck eine hydraulisch absenkbare Aufprotzvorrichtung zur Aufnahme einer Schlauchhaspel oder Transport eines anderen Geräteträgers bzw. Lüfters. Zur weiteren Ausrüstung zählen 27 Steck- bzw. Schiebleiterteile, die hauptsächlich auf der Beifahrerseite seitlich verstaut sind, sowie eine umfangreiche Zusatzbeladung nach taktischem Bedarf.
Der Multistar ersetzt bei der 15. Deutschen Feuerwehrkompanie ein rund zwanzig Jahre altes Leiter- und Mannschaftstransportfahrzeug. Den Q-15 genannten Fahrzeugtyp sehen die europäischen Normen nicht vor.
15. Kompanie gilt als eine der Besten
Chile (rd. 19 Mio. Einwohner) ist seit jeher ein Einwanderungsland. Deshalb wurden viele Feuerwehren durch Einwanderer gegründet. Berufsfeuerwehren gibt es in dem Andenstaat nicht. Selbst der Brandschutz in der Hauptstadt Santiago de Chile (rd. 5,2 Millionen Einwohner) wird durch Freiwillige Feuerwehren geleistet, die größtenteils ehrenamtlich tätig sind. 22 Feuerwachen verteilen sich über das Stadtgebiet, das in acht Löschbezirke aufgeteilt ist. Die Feuerwehrleute arbeiten unter dem Dachverband „Cuerpo de Bomeros de Santiago“. Sie halten die Traditionen ihrer Gründungsväter aufrecht. So gibt es beispielsweise die 4. Pompe France, 10. Bomba Espana, 11. Pompa Italia, sowie die 14. The British and Commonwealth Fire and Rescue Company und die 15. Deutsche Feuerwehrkompanie „Maximo Humbser“. Sie wurde 1958 von Immigranten aus Deutschland als „Steigerkompanie“ gegründet, war aber von Beginn an auch mit einem Löschfahrzeug ausgerüstet. „Die Deutsche“ gilt in der Hauptstadt als eine der besten Einheiten. Sie ist besonders zuverlässig und schnell.
Die Feuerwache der 15. Kompanie befindet sich im wohlhabenden Stadtbezirk Las Condes. RX-15 (Hilfeleistungslöschfahrzeug), M-15 (Teleskopmastbühne) und der neue Q-15 (Multistar), allesamt auf MAN-Fahrgestellen aufgebaut, sind hier stationiert. Sie sind mit „FEUERWEHR“ und „15. Deutsche Feuerwehrkompanie“ beschriftet. Die Feuerwehrleute tragen, wie ihre Kameraden in Deutschland, Funkmeldeempfänger, über die sie ständig erreichbar sind. Während der Nachtstunden gibt es eine 16-köpfige Nachtwache. Nur die Fahrer bzw. Maschinisten sind fest angestellt. Santiagos Straßen ersticken oft im Stau. So wird die Einsatzfahrt zu einer ersten Stressprobe. Im Durchschnitt kommen die Freiwilligen der 15. Kompanie auf 950 Einsätze jährlich, also statistisch auf rund drei Einsätze am Tag. Wer als Feuerwehranwärter ansteigt, muss zunächst die Grundausbildung absolvieren. Der Lehrgang dauert sechs bis acht Monate und findet von März bis Oktober statt. Die Jugendfeuerwehr sorgt auch in Chile dafür, dass der aktiven Wehr der Nachwuchs nicht ausgeht. Deutsch gesprochen wird in der Feuerwache an der Avenida Apoquindo No 8111 aber nur noch selten. Die chilenische Amtssprache ist Spanisch. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Die geräumige Mannschaftskabine Magirus TeamCab XL bietet Platz für zehn Einsatzkräfte.
Der Teleskopgelenkmast mit Rettungskorb reicht in eine Höhe von über 30 Metern.
(Foto: Magirus GmbH, Ulm/Donau)
In den vier seitlichen Geräteräumen sind Schlauchmaterial und Geräte verstaut. Am Heck ist der Multistar mit einem Geroh-Lichtmast ausgerüstet.
(Foto: Magirus GmbH, Ulm/Donau)
Der 26-Tonner misst eine Länge von zwölf Metern. Er verfügt zusätzlich über tragbare Leitern, die seitlich gelagert sind.
(Foto: Magirus GmbH, Ulm/Donau)
Auf dem Magirus Werksgelände in Ulm steht der Multistar bereit, um nach Südamerika verschifft zu werden.
(Foto: Magirus GmbH, Ulm/Donau)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und
übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite.
Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: