Fahrzeug des Monats November 2023 - Bison, WF

Fahrzeug des Monats

November 2023

Industrielöschfahrzeug „Bison“ mit Löschturbine („Grande Puissance Turbine“)
Einsatzfahrzeug der Werkfeuerwehr Cimo Compagnie Industrielle de Monthey SA
Standort: Chemiepark Cimo, Monthey (Kanton Wallis/Schweiz)

Technische Daten

Wissenswertes:
Der Chemiestandort Monthey im Schweizer Kanton Wallis (rd. 330.000 Einwohner) hat eine mehr als 125-jährige Geschichte. Heute misst der Chemiepark eine Fläche von 120 Hektar und umfasst 80 Gebäude. Die BASF Suisse SA hat hier unter anderem ein wichtiges Produktionszentrum für „optische Aufheller“, die in Waschmitteln zum Einsatz kommen, und Syngenta produziert in Monthey Herbizide, Fungizide und Insektizide für die Agrarwirtschaft. Mehr als 2.000 Menschen haben im Chemiepark ihren Arbeitsplatz. Für den Brandschutz gibt es eine Werkfeuerwehr, die von der Cimo Compagnie Industrielle de Monthey SA betrieben wird. „Unsere Mission ist es, Sie vor den Risiken des Chemiestandortes zu schützen, auch wenn es in mehr als 125 Jahren noch nie zu einem größeren Zwischenfall gekommen ist“, sagt das Unternehmen.

Seit Anfang letzten Jahres verfügt die Cimo-Wehr über ein geradezu spektakuläres Einsatzfahrzeug: Eine Flugzeugturbine verleiht dem „Boliden“, dem seine Entwickler den Spitznamen „Bison“ verpasst haben, ungeahnte Löschkräfte. Rosenbauer mit Sitz in Leonding (Österreich), einer der weltweit größten Feuerwehrausrüster, lieferte das Industrielöschfahrzeug „Grande Puissance Turbine“ in die französische Schweiz. Ein Fahrgestell von MAN (Typ TGS 50.510) mit fünf Achsen, zwei davon sind angetrieben, bildet die Basis. Für den Vortrieb sorgt eine Dieselmaschine mit 510 PS. Aufgrund seiner beiden lenkbaren Vorderachsen und einer gelenkten Nachlaufachse ist der 40-Tonner gut zu manövrieren.

Löschtechnik aus Österreich und den Niederlanden

Im Heck des „Bisons“ befindet sich die Normaldruckpumpe N 100. Sie zählt zu den leistungsstärksten Aggregaten aus dem Rosenbauer-Programm. Der Einsatzbereich der N 100 erstreckt sich von Flugfeld- über Industrielöschfahrzeuge bis hin zu stationären Pumpenanlagen für die Hydranten-Netzversorgung. Die Pumpenleistung beträgt 10.000 Liter pro Minute bei zehn Bar Ausgangsdruck. Beträgt der Eingangsdruck fünf Bar, können sogar 14.000 Liter abgegeben werden. Der Wassertank fasst 8.000 Liter für den Erstangriff. In einem weiteren Tank werden 3.000 Liter Schaummittel mitgeführt. Die Schaummittel-Zumischung erfolgt dank Rosenbauer Hydromatic voll automatisch. Das System arbeitet mit einer Zahnradpumpe, die über einen Hydraulikantrieb vom zweiten Nebenantrieb des Fahrzeugs angetrieben wird. Pro Abgang kann das Schaummittel individuell in einer Bandbreite von ein bis neun Prozent zugemischt werden.
Im vorderen Teil des Aufbaus verbirgt sich die Löschturbine, die im Einsatzfall durch eine Dachluke nach oben ausgefahren wird. Sie bildet das Herzstück des „Bisons“. Im sogenannten Turbine Response System TRS 2500 FOG der Firma Liberty Gasturbine Holland kommt ein modifiziertes Viper Turbojettriebwerk von Rolls Royce mit einem Gewicht von rund zwei Tonnen zum Einsatz. Bis zu 4.500 Liter Löschwasser pro Minute können über Düsen in den Abgasstrom der Turbine gesprüht werden. Sie verwandeln sich in einen Nebel aus feinen Wassertropfen, die einen Durchmesser von lediglich 400 Mikrometern besitzen. Das fein zerstäubte Wasser bildet eine große Oberfläche, sodass sich Brände wesentlich effektiver und schneller löschen lassen. „Die Kühlwirkung ist sechsmal größer als bei einem herkömmlichen Wasserstrahl“, erklärt das Unternehmen aus dem niederländischen Zeewolde. Der Abgasstrahl trägt den Wassernebel bei günstigen Windverhältnissen bis zu 180 Meter weit. Nicht nur die Löschleistung, auch der Treibstoffverbrauch ist beeindruckend: 650 Liter schluckt das Jettriebwerk pro Stunde. Zusätzlich ist der „Bison“ mit dem Dachmonitor RM 80 C von Rosenbauer ausgerüstet. Über den Werfer, der um 360 Grad drehbar ist, können bis zu 8.500 Liter Löschwasser bzw. Wasser/Schaummittel abgegeben werden.

Einzige Berufsfeuerwehr im Wallis

Die Cimo-Werkfeuerwehr ist 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr einsatzbereit. 26 hauptberufliche Feuerwehrleute, die im abwehrenden Brandschutz tätig sind, zählen zum Standortschutz (Cimo Site Protection Service). Ihre Aufgabe besteht darin, die Sicherheit des Chemiestandortes Monthey zu gewährleisten. Ergänzt wird das Einsatzpersonal durch 30 freiwillige Feuerwehrleute - 24 zählen zur ABC-Einheit und sechs verstärken das Maschinisten-Team - sowie zwölf Rettungssanitäter. Zum Fuhrpark zählen unter anderem zwei Hochleistungslöschfahrzeuge (Grandes Puissances), Teleskopmast 28 (Bras Élévateur), Wechselladerfahrzeug „Chemie“ (Berce Chimique) und Messfahrzeug (Véhicule de Mesures). Bei ABC-Lagen leistet die Cimo-Einsatzzentrale im gesamten Kanton Wallis Unterstützung. Der Cimo-Standortschutz wurde am 27. Januar 2021 vom ASSPP (Schweizerischer Berufsfeuerwehrverband) offiziell als 17. Berufsfeuerwehr der Schweiz anerkannt – der einzigen im Kanton Wallis. Rund 80.000 Eidgenossen sind hauptberuflich oder ehrenamtlich in den Feuerwehren der Schweiz (rd. neun Millionen Einwohner) engagiert. Im Notfall sind die Retter über die Rufnummer 118 zu erreichen. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

Die Werkfeuerwehr Cimo im schweizerischen Monthey verfügt über ein Hochleistungslöschfahrzeug mit Löschturbine (MAN/Rosenbauer). (Foto: Rosenbauer, Leonding/Österreich)

Der 40-Tonner hat 8.000 Liter Wasser und 3.000 Liter Schaum in den Tanks. (Foto: Rosenbauer, Leonding/Österreich)

Das Turbinenlöschsystem von Liberty Gasturbine Holland sorgt in Kombination mit dem Rosenbauer-Dachmonitor für eine beeindruckende Löschleistung. (Foto: Rosenbauer, Leonding/Österreich)

Heckansicht mit Pumpenbedienstand und Schnellangriffshaspel. (Foto: Rosenbauer, Leonding/Österreich)

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