Feuerwehrfahrzeug des Monats
März 2014
Vorauslöschfahrzeug (VLF 30/20) Iveco Magirus "Octopus"
Einsatzfahrzeug der Werkfeuerwehr Magirus Group, Ulm (Werk Donautal)
Technische Daten
Hersteller |
Aufbau: Iveco Magirus Brandschutztechnik, Ulm (Baden-Württemberg) Fahrgestell: Titan Spezialfahrzeugbau, Backnang (Baden-Württemberg) |
Typ |
Konzeptcar „Octopus“ |
Motor/ Leistung |
259 kW (352 PS) |
Höchstgeschwindigkeit |
ca. 135 km/h(!) |
Pumpe |
FP 30/10 (3.000 l/min bei 10 bar) |
Löschmittel |
2000 l Wasser, 200 l Schaummittel |
Ausrüstung |
CAFS-Anlage (Typ Hale) = Compressed Air Foam System (Druckluftschaumanlage), Zusatzausrüstung für Gefahrgutunfälle, Lichtmast |
Besatzung |
1/2 (Trupp) |
Baujahr |
2000 |
Kennzeichen |
UL-J 653 |
Funkrufname |
01/24-02 |
Wissenswertes:
Anfang des neuen Jahrtausends hatte man beim Unternehmen Iveco Magirus Brandschutztechnik eine großartige oder besser ambitionierte Idee: Auf der Interschutzmesse 2000 in Augsburg präsentierten die Ulmer mit dem „Octopus“ ein revolutionäres Löschfahrzeug, das den Weg in die Feuerwehrzukunft ebnen sollte. Das neuartige Konzept basierte nämlich, abweichend von den herkömmlichen Einsatzfahrzeugen, nicht auf einem normalen Lastwagen aus der Serienproduktion, sondern auf einem komplett neuen Chassis, das allen Belangen im Feuerwehreinsatz gewachsen sein sollte. Von den Experten der Firma Titan Spezialfahrzeugbau war dazu eigens ein hydropneumatisches Fahrgestell mit Allradantrieb (4x4) entwickelt worden, dass dem „Octopus“ seine unschlagbar gute Wendigkeit und Geländefähigkeit verleiht. Die Magirus-Ingenieure konnten dann bei der Konzeption des Aufbaus ebenfalls alle ihre Möglichkeiten und Freiräume nutzen: Sie platzierten den Motor kurzerhand oberhalb der Hinterachse, dort wo bei herkömmlichen Löschfahrzeugen die Entnahme der Armaturen aus den Geräteräumen ohnehin problematisch ist. Dafür wanderte die Pumpe unter das Fahrerhaus, dort wo bei den handelsüblichen Frontlenkermodellen eigentlich der Motor zu finden ist. Die Pumpentechnik, samt frontseitigem Schnellangriff, verbirgt sich so hinter dem Kühlergrill. Außerdem wurde der Wassertank sehr tief angeordnet, sodass sich der kompakte Löschbolide mit seiner 352-PS-Dieselmaschine auch bei flotter Einsatzfahrt sicher durch den Verkehr lenken lässt.
Der abgebildete „Octopus“ steht heute in Diensten der Werkfeuerwehr Magirus Group Ulm. Der innovative Tankwagen war ursprünglich mit zwei weiteren baugleichen Autos als Vorauslöschfahrzeug 30/20 (VLF 30/20) der Berufsfeuerwehr Duisburg überlassen worden. Dort kam es dann allerdings aufgrund von Kinderkrankheiten zu Ausfällen. Alle drei „Konzeptcars“ wurden daraufhin im Jahr 2003 nach der Testphase zurückgegeben. Ein weiteres Modell ging als Rüstwagen an die Feuerwehr Reutlingen. Er gilt als einziger „Octopus“, der nach den ursprünglichen Plänen gebaut, bei einer kommunalen Feuerwehr in Dienst gestellt wurde und dort auch verblieben ist. Ansonsten wurde die Idee eines speziellen Chassis für Feuerwehrautos wieder verworfen. Der Umbau von herkömmlichen LKW-Fahrgestellen hat sich einfach als wirtschaftlichere Variante gezeigt.
Einige Komponenten des „Octopus“, wie beispielsweise die tiefer gesetzte Kabine „niederer Bauart“, wurden allerdings in der Folgezeit kontinuierlich weiterentwickelt und sind zwischenzeitlich in die Serienfertigung eingeflossen. Um noch einmal auf die Interschutz 2000 in Augsburg zurückzukommen: Damals war der „Octopus“ in einer Version als „Hubrettungs-Universallöschfahrzeug“ mit einer Hubarbeitsbühne vorgestellt worden. Diese Variante gilt als Vorläufer der Magirus „Multistar-Fahrzeuge“, die heutzutage allerdings ebenfalls auf serienmäßigen LKW-Fahrgestellen aufgebaut werden. Am Ende hat der „Octopus“ die Feuerwehrwelt sicherlich nicht revolutioniert, aber als Ideenträger mit Sicherheit verbessert.
-Vo-
(Fotos (3) J. Vogelsang)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an:
Der „Octopus“ (01/24-02) auf dem Magirus Werksgelände im Donautal. (Foto: © KFV Herford)
Das neue Fahrzeugkonzept wurde einst auf der Interschutz 2000 vorgestellt
und sorgte damals für viel Aufsehen. (Foto: © KFV Herford)
Frontpumpe mit frontseitigem Schnellangriff bei gleichzeitigem Heckantrieb:
Innovative Technik oder doch nur verkehrte Welt? (Foto: KFV Herford)