Fahrzeug des Monats
August 2018
Wechselladerfahrzeug (WLF 32) mit Abrollbehälter „Wasserfördersystem“ (AB-WFS)
Einsatzfahrzeug des Katastrophenschutzes NRW
Baugleiche Fahrzeuge sind in Olpe (RB Arnsberg), Paderborn (RB Detmold), Emmerich (RB Düsseldorf), Euskirchen (RB Köln), Emsdetten (RB Münster) und am Institut der Feuerwehr in Münster stationiert.
Funkrufname: Kater 01 WLF 32
Technische Daten
Fahrgestell (Hersteller) |
Mercedes-Benz |
Typ |
Arocs 4142 AK |
Motor |
6-Zylinder-Dieselmotor OM 471 (Euro 6) |
Hubraum |
12.809 ccm |
Leistung |
310 kW (421 PS) |
Achsen/Radformel |
8x8 |
Getriebe |
automatisiertes Schaltgetriebe Mercedes „PowerShift 3“ |
Höchstgeschwindigkeit |
90 km/h |
Abmessungen |
9,02 m (L) x 2,52 m (B) x 3,92 m (H) |
Leergewicht |
17,5 t |
hydraulisches Hakensystem |
Typ Meiller (zum Auf- u. Absatteln des Containers) |
technische Ausstattung |
Abrollbehälter (AB-WFS) |
Sondersignalanlage |
optisch |
sonstiges |
Navigationssystem |
Besatzung |
1/2 (Trupp) |
Baujahr/Indienststellung |
2015 |
Wissenswertes:
Die Wetterextreme häufen sich. Vor diesem Hintergrund hat das NRW-Innenministerium bereits in den vergangenen Jahren den Katastrophenschutz gestärkt. In allen fünf Regierungsbezirken gibt es mittlerweile Wasserförderzüge, die hauptsächlich bei Hochwasserlagen, aber auch Großbränden ausrücken. Um im „Kampf gegen die Naturgewalten“ zu bestehen, verfügen die Einheiten aus Olpe (Regierungsbezirk Arnsberg), Paderborn-Lichtenau/Salzkotten (RB Detmold), Emmerich am Rhein (RB Düsseldorf), Euskirchen (RB Köln) und Emsdetten (RB Münster) seit Ende 2015 über besonders starkes Gerät. Kernstück jedes Wasserförderzugs ist nämlich ein Wechselladerfahrzeug 32 (WLF 32) mit Abrollbehälter „Wasserfördersystem“ (AB-WFS). Ein sechstes Auto, das zu Ausbildungszwecken und als Reserve dient, ist am Institut der Feuerwehr in Münster stationiert.
Traktionskünstler im Gelände
Wenn einer durch schwerstes Gelände kommt, dann das WLF 32 vom Typ Mercedes-Benz Arocs. Der Vierachser ist mit Allradantrieb (8x8) und zwei lenkbaren Vorderachsen ausgerüstet. Er verfügt außerdem über das automatisierte Powershift-3-Getriebe von Mercedes. Das bietet zwölf Gänge und mit „On- und Offroad“ zwei Fahrprogramme an. Beim Offroad-Modus ist der 420 PS starke Gelände-Truck durchwegs mit erhöhter Drehzahl unterwegs, während der Onroad-Modus auf einen wirtschaftlichen Fahrstil auf festem Untergrund ausgelegt ist. Die Powershift-Automatik erkennt außerdem eine Bergabfahrt und legt dann einen niedrigeren Gang ein, um die Motorbremswirkung optimal zu nutzen. Der 32-Tonner schafft dank seiner guten Traktion Steigungen bis zu 30 Grad.
Hochleistungspumpe fördert bis zu 8.000 Liter pro Minute
Die Beladung des Wechselladers lässt ebenfalls aufhorchen. Der Abrollcontainer stammt nämlich aus dem Hause Hytrans Systems B.V.. Das Unternehmen aus dem niederländischen Lemmer ist in der Feuerwehr-Fachwelt für sein weltweit einzigartiges Hochleistungs-Wasserfördersystem, das Hytrans Fire System „HFS“ - bekannt. Der Abrollcontainer (Hytrans-Combi-Container 6500) ist dazu zweigeteilt. Er besteht aus dem mehr als drei Tonnen schweren Pumpenmodul HydroSub 150, das an der Einsatzstelle heruntergelassen bzw. abgesattelt wird, sowie den Spezialschläuchen und Armaturen, die in den Gerätefächern lagern. Der 200 PS starke Schiffsdieselmotor des Moduls sorgt für einen Hydraulikdruck von 300 Bar. Über eine 60 Meter lange Hydraulikleitung wird die schwimmfähige Kreiselpumpe vom Typ FPN 10-3000 angetrieben. Das weltweit einzigartige System der Niederländer kann mit beeindruckenden Leistungsmerkmalen aufwarten: Die Förderleistung der Pumpe beträgt 3.500 Liter pro Minute bei elf Bar im "Druckeinsatz" und 8.000 Liter pro Minute bei 2,1 Bar im sogenannten "Lenzbetrieb", also beim Abpumpen. Mit dieser Leistung könnte ein 25 Meter langes Standardschwimmbecken in rund 70 Minuten geleert werden. Seit 1988 hat Hytrans Systems bereits hunderte seiner Hochleistungspumpen in die Niederlande, nach Belgien, Deutschland, Mexiko, China und Indonesien geliefert.
Die Wasserförderung erfolgt über riesige F-Schläuche. Sie messen eine Länge von 50 Metern sowie einen Durchmesser von 15 Zentimetern und sind damit deutlich größer, als die gewöhnlichen Feuerwehrschläuche, die einen Durchmesser von 7,5 Zentimetern haben und 20 Meter lang sind. Mit einem speziellen Verteiler kann der Löschwasserstrom aus der F-Leitung auf fünf B-Leitungen aufgeteilt werden. 40 F-Schläuche mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometern sind im Abrollbehälter in Buchten verstaut. Durch diese besondere Art der Lagerung kann die Schlauchleitung bereits vom langsam voran fahrenden WLF aus verlegt werden. Ist der Einsatz abgeschlossen, kommt das am Wechsellader und Abrollbehälter installierte Schlaucheinziehgerät zum Einsatz. Damit lassen sich die Megaschläuche mühelos einholen und auf dem Fahrzeug verstauen.
Per Hydraulikhaken wird der 13 Tonnen schwere Container „Wasserfördersystem“ problemlos auf das Trägerfahrzeug geschoben und an der Einsatzstelle heruntergelassen, um das Pumpenmodul abzuladen. Die Technik für das hydraulische Abrollsystem stammt von Meiller, dem Spezialisten für Muldenkipper aus München.
NRW-Katastrophenschutz
Die fast 14.000 hauptberuflichen und 83.000 ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte bilden in Nordrhein-Westfalen den Grundstock des Katastrophenschutzes. Sie haben im Rahmen der überörtlichen und landesweiten Hilfe den Brandschutz sicherzustellen und technische Hilfe zu leisten. Der Umgang mit Gefahrgut bei Unfällen und die Dekontamination von Personen und Material im Zusammenhang mit ABC-Stoffen gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben.
Die Wasserförderzüge (WFZ) des NRW-Katastrophenschutzes bestehen jeweils aus einem Führungsfahrzeug (KdoW), dem Wechselladerfahrzeug 32 (WLF 32) mit Abrollbehälter „Wasserfördersystem“ (AB-WFS), einem Gerätewagen-Logistik 2 (GW-L 2) mit drei Überschwemmungspumpen (sogenanntes Flood-Modul zum Abpumpen bei Hochwasserlagen) sowie einem Mannschaftstransportfahrzeug (MTF). Insgesamt sind für den Einsatz des Wasserförderzugs NRW zehn Wehrleute vorgesehen.
241 Einsatzeinheiten der anerkannten Hilfsorganisationen, wie Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hilfsdienst und DLRG, ergänzen die Gefahrenabwehr. Sie verfügen insgesamt über rund 20.000 gut ausgebildete ehrenamtliche Helfer. (Redaktion: kfv-herford.de)
-Vo-
Wechselladerfahrzeug 32 des NRW-Katastrophenschutzes auf Mercedes-Benz Arocs 8x8. (Foto: keb-fotografie on Flickr)
Der Abrollbehälter „Wasserfördersystem“ kommt von Hytrans Systems und ist mit einer hydraulisch angetriebenen Hochleistungspumpe ausgerüstet. (Foto: keb-fotografie on Flickr)
Per Hydraulikhaken wird der 13 Tonnen schwere Container problemlos auf- und abgeladen (Foto: keb-fotografie on Flickr)
Pumpenmodul HydroSub 150: Der Schiffsdiesel mit 200 PS sorgt für einen Hydraulikdruck von 300 bar, mit dem die Schwimmpumpe (rechts im Bild) angetrieben wird. (Foto: Hytrans Systems B.V., Lemmer/NL)
Hinweis: Der KFV Herford benötigt ständig interessante Fahrzeugfotos der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zur Aktualisierung seiner Internetseite. Bildzusendungen unter Nennung des Urhebers an: